Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Tageseltern kritisieren Corona-selbsttests für Kinder
Die Tests brächten nicht mehr Sicherheit, aber mehr Debatten mit Eltern. Und die Test-kits müssten in der Freizeit abgeholt werden.
In vielen Düsseldorfer Kindertagespflegen ist der Frust groß. Das zeigen viele Anrufe und E-mails, die unsere Redaktion erreicht haben. Für Ärger sorgen vor allem die Corona-selbsttests für die betreuten Kinder, die vor wenigen Wochen landesweit in Kitas und Kindertagespflegen eingeführt wurden. „Die müssen wir jetzt jede Woche nach Arbeitsschluss, also in unserer Freizeit, bei unseren Fachberatungen abholen”, beklagt die Betreiberin einer Großtagespflege, die selbst zwei Kinder im Kitaund Grundschulalter hat. Die Eltern seien aber wiederum nicht mal verpflichtet, ihre Kinder auch tatsächlich zu testen. Ein Tagesvater fragt sich, warum die Eltern die Corona-selbsttests denn nicht zumindest selbst abholen könnten: Schließlich seien die Fachberatungsstellen doch als Bindeglied zwischen Eltern, Betreuern und Jugendamt gedacht.
In einigen Kindertagespflegen wird zudem bezweifelt, dass die Eltern ihre Kinder auch tatsächlich zwei Mal die Woche testen. „Es ist sehr fraglich, ob sich kleinste Kinder die Stäbchenbohrung regelmäßig gefallen lassen und ob man daraus resultierend den Test wirklich aussagekräftig durchführen kann”, sagt eine pädagogische Fachkraft. Viele Eltern seien zudem so angespannt, dass sie ihr Kind selbst bei einem positiven Testergebnis in die Einrichtung schicken würden. Den PCR-TEST und die Quarantäne: Das würden sich doch viele Eltern nach mehr als einem Jahr Pandemie nicht mehr antun wollen.
Für Unmut sorgt zudem der Vergleich mit Kitas. Dort werden die Kinder pro Woche zehn Stunden weniger betreut, weil die Einrichtungen in Düsseldorf im eingeschränkten Regelbetrieb sind. Für die Kindertagespflegen gelte dies aber weiterhin nicht: Dort müsse man weiter „voll” betreuen und zudem etwa auch noch die Selbsttests abholen. Das Nrw-familienministerium hatte in der Vergangenheit diesen Unterschied damit begründet, dass in den Kindertagespflegen ohnehin in kleinen, familiären Gruppen betreut werde, eine Gruppentrennung zur Verringerung von Infektionsketten daher dort nicht erforderlich sei.
Immer häufiger gebe es seit der Einführung der freiwilligen Selbsttests für Kinder zudem unschöne Gespräche mit Eltern. „Es wird diskutiert, dass man sein Kind jetzt mit Erkältung schicken darf, wenn man einen negativen Corona-selbsttest hat”, sagt eine Kindertagespflegeperson. Diese Diskussionen raubten viel Zeit und Nerven. Dabei habe doch auch vor Corona ein erkältetes Kind nichts in einer Betreuungseinrichtung zu suchen gehabt, sagt die pädagogische Fachkraft. Schließlich könnten die anderen Kinder, Eltern und auch die Betreuer erkranken, so dass dann sogar die Betreuung für alle Kinder ausfallen könnte. „Das ist absolut egoistisch, kurzweilig und verantwortungslos!”, erklärt die Betreiberin einer Großtagespflege. Zudem seien die Schnelltests für den Eigengebrauch daheim nachweislich nicht so aussagekräftig, die Ergebnisse nicht immer zuverlässig.