Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Düsseldorf hält an Einfamilienhäusern fest
Das schwarz-grüne Bündnis will weiterhin auch den Bau von Eigenheimen zulassen – vor allem auf Wunsch der CDU. Allerdings gibt es kaum mögliche Flächen für neue Gebiete. Nun wird über ein Areal in Lörick diskutiert.
DÜSSELDORF Die neue Ratsmehrheit aus CDU und Grünen zeigt sich offen für den Bau von weiteren Einfamilienhäusern in Düsseldorf – will allerdings keine Grünflächen für weitere Baugebiete opfern. Die Grünen in Hamburg haben Schlagzeilen damit gemacht, dass sie den Bau von Einfamilien- und Reihenhäusern wegen des hohen Platzbedarfs und der schlechten Klimabilanz kritisch sehen. In Hamburg-nord wurde sogar ein Bauverbot erlassen. Das hiesige schwarz-grüne Bündnis zeigt sich moderater und hat sich auf die Formel verständigt, „qualitätsvolles Wohnen in jeder Preislage für alle Bevölkerungsgruppen“zu ermöglichen. Damit kommen die Grünen ihrem Koalitionspartner entgegen.
Nun beginnt eine politische Diskussion über ein größeres Areal, das sich für Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften oder Reihenhäuser eignen würde: Der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung beschloss am Mittwoch einen Perspektivenworkshop für das Plangebiet südlich der Oberlöricker Straße. Es handelt sich dabei um eine der letzten unbeplanten Flächen im linksrheinischen Düsseldorf, die für Wohnungsbau genutzt werden können. Die Flächen befinden sich zur Hälfte in städtischem Besitz, die andere gehört städtischen Angaben zufolge alteingesessenen Familien.
Astrid Wiesendorf forderte für die Grünen, dass der Kreis der Teilnehmer des Workshops erweitert wird. Es sollen Grundstückseigentümer, aber auch andere Bürger aus dem Linksrheinischen ausgelost werden. Frauen und Männer sollen zu gleicher Zahl teilnehmen. Die Änderung wurde einstimmig mit beschlossen.
Bei der CDU geht man davon aus, dass sich der Bau von Einfamilienhäusern nicht zum Streitpunkt im Bündnis entwickeln wird. CDU-PLAnungspolitiker Alexander Fils betont, in Düsseldorf gebe es Planungssicherheit für jene, die ein Haus abreißen und auf dem Grundstück ein neues errichten wollen. CDU und Grüne seien sich aber zugleich einig, dass generell keine weiteren Freiflächen als Bauland ausgewiesen werden sollen, damit Grünflächen erhalten bleiben. Große Bauprojekte mit Einfamilienhäusern in hoher Zahl sind daher nicht abzusehen.
Auch bei den hiesigen Grünen stehen Einfamilienhäuser nicht hoch im Kurs. Sie wollen lieber alternative Wohnformen wie Baugruppen stärken, um Wohnraum für Familien zu schaffen. Angesichts der hohen Boden- und Baupreise geht der Trend bei größeren Projekten ohnehin zur Verdichtung. So wurde etwa die Zahl der Einfamilienhäuser in der Planung für das Glashüttengelände in Gerresheim immer weiter reduziert, inzwischen fehlt diese Wohnform ganz.
An Interessenten würde es indes nicht mangeln: Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern ist ungebrochen – wie die explodierenden Preise zeigen. Eine Auswertung des Rings Deutscher Makler (RDM) und Immoscout 24 zeigte eine Steigerung von 67 Prozent zwischen 2009 und 2019. Das Linksrheinische – in dem Lörick liegt – wies sogar eine noch höheren Anstieg auf. Der durchschnittliche Angebotspreis für Reihenhäuser stieg dort um 79 Prozent von 448.800 Euro (2009) auf 801.200 Euro, freistehende Häuser wurden 2019 für durchschnittlich 1,75 Millionen Euro (2009: 1,02 Millionen, plus 72 Prozent) angeboten. Im günstigeren Düsseldorfer Süden kostete das Reihenhaus 2019 501.000 Euro, freistehende Häuser wurden für durchschnittlich 952.300 Euro angeboten.
Inzwischen liegen die Preise noch höher. Der Gutachterausschuss vermeldete kürzlich anhand der realen Verkaufspreise eine Steigerung von 8,5 Prozent für 2020. Der Bezirksvorsitzende des Rings Deutscher Makler, Jörg Schnorrenberger, zeigt sich zwar offen für den Bau von Einfamilienhäusern. „Man darf den Menschen ihren Traum vom Haus nicht nehmen.“Die Preissteigerungen findet er aber „unfassbar“– und weiß: „Viele Familien werden nur noch im Umland fündig.“
Die SPD sieht derweil Einfamilienhaus-neubau kritischer als die Ratsmehrheit. „Natürlich ist die Nachfrage groß, aber die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist noch größer“, sagt Fraktionschef Markus Raub. „Wir müssen mit den verbliebenen Flächen effizient umgehen.“