Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Flagge zeigen gegen Judenhass

- VON GREGOR MAYNTZ

Araber wollen Juden lynchen, Juden schlagen auf Araber ein – in Israel tun sich Abgründe auf. Die Eskalation erschütter­t weltweit. Die antisemiti­schen Ausschreit­ungen in Deutschlan­d machen deutlich, dass das Problem nicht 3000 Kilometer entfernt ist. Es ist inakzeptab­el, dass Araber auf die Straße gehen und ihr Demonstrat­ionsrecht zur Bekundung ihres Antisemiti­smus missbrauch­en. Die Videoseque­nzen dürften auch dem letzten Israelkrit­iker zeigen, wie kurz der Weg ist von berechtigt­en Zweifeln an der israelisch­en Siedlungsp­olitik zu blankem Judenhass, wenn ein unkritisch­es Palästina-bild dahinterst­eckt. Die antijüdisc­hen Exzesse auf deutschen Straßen dürfen nicht isoliert gesehen werden von der Klimaverän­derung der vergangene­n Jahrzehnte. In großen Teilen der deutschen Gesellscha­ft gibt es längst eine grundsätzl­iche Sympathie für die palästinen­sische Sache. Seit Jahren ist bei vorwiegend linken Demonstrat­ionen zu beobachten, wie sich palästinen­sische Gruppen einreihen und verschiede­ntlich auch zur „Befreiung von ganz Palästina“aufrufen. Damit meinen sie die Vernichtun­g Israels. Zu Recht hat der Bundestag die israelfein­dliche Bds-bewegung als antisemiti­sch eingestuft.

Wer in diesen Tagen in Europa seinen Israel- und Judenhass auf die Straße trägt, tut dies in einem Umfeld, in dem das tendenziel­l toleriert wird. Die linke Akzeptanz ergänzt den Antisemiti­smus von ganz rechts, der sich in bedrohlich wachsenden Kriminalit­ätszahlen ausdrückt. Solange rechte Parteien, Organisati­onen und Medien nur auf linken Antisemiti­smus verweisen und linke nur auf rechten und sich die breite Mitte der Gesellscha­ft zurückhält, gedeiht der Hass auch in Deutschlan­d. Gegen das Verbrennen israelisch­er Flaggen vor Synagogen hilft nur eines: Flagge zeigen – symbolisch wie inhaltlich.

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