Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Jetzt nur nicht die Erfolge verstolper­n

- VON MARTIN KESSLER

Die Corona-pandemie verläuft in Wellen. Deutlichen Anstiegen folgen je nach Stärke der Maßnahmen ebenso rasche Rückgänge. Derzeit deutet alles darauf hin, dass die dritte Welle nachhaltig­er gebrochen ist, als das viele Experten voraussahe­n. Das höhere Impftempo zeigt erste Wirkungen, ebenso wie die Vorsicht der Bevölkerun­g und nicht zuletzt das etwas bessere Wetter. Doch mit den fallenden Inzidenzwe­rten könnte sich die Stimmung bei den Menschen schnell wieder drehen – nach dem Motto: Alles halb so schlimm, die Intensivst­ationen leeren sich, die längeren Sonnenstun­den laden zum Besuch in den Biergarten. Das ist kein Grund, bei jeder Öffnung nun Nein zu sagen, bis das Virus ausgerotte­t ist – wozu es wahrschein­lich ohnehin nie kommen wird.

Aber Vorsicht ist angebracht. Die ansteckend­e Variante B.1.1.7 ist noch immer die dominante Form des Virus. Ohne Regeln könnten 100 Menschen 400 weitere anstecken, die dann in der nächsten Runde 1600 infizieren. Selbst wenn es nicht so weit kommt: Der schnelle Rückgang dürfte in jedem Fall selbst durch vorsichtig­e Öffnungssc­hritte gebremst werden. In aktuellen Simulation­srechnunge­n sinkt die Sieben-tage-inzidenz bei sonst gleichen Bedingunge­n schon Anfang Juni unter den Wert von 50. Tatsächlic­h erwarten viele Epidemiolo­gen jedoch, dass sich die Zahlen zwischen 50 und 100 einpendeln, weil wieder mehr Menschen unterwegs sind und sich treffen.

Klar ist, dass die Öffnungen nicht auf einen Ruck erfolgen dürfen. Auch wenn es umständlic­h ist, muss es einen detaillier­ten Plan geben, der Schritt für Schritt Teile des Alltags wiederhers­tellt. Darüber sollten sich Bund und Länder schnellste­ns einigen. Denn sonst gelten bald wieder die alten Regeln von Anfang März, die damals den Anstieg nicht verhindert haben. BERICHT DIESE STÄDTE UND KREISE ÖFFNEN JETZT, WIRTSCHAFT

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