Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Bvb-pokalsieg befeuert Trainerfrage
Nach dem Sieg gegen Leipzig im Finale von Berlin gehen die Dortmunder zwangsläufig schnell zur Tagesordnung über. Schließlich geht es in der Liga um die Champions-league-qualifikation. Und um die Zukunft des Erfolgscoaches.
BERLIN (dpa) Zumindest bei der Polonaise durch den Essensraum des noblen Schlosshotels im Berliner Grunewald ging es standesgemäß zur Sache. Doch bei aller Freude über den ersten Titel seit vier Jahren blieb den Profis von Borussia Dortmund eine krachende Partynacht diesmal verwehrt – nicht nur aus Coronagründen. Schon am Tag nach dem 4:1 (3:0) im Pokalfinale über RB Leipzig brachen sie aus der Hauptstadt Richtung Frankfurt auf. „Leider Gottes ist das Pokalfinale nicht das Saisonfinale. Jetzt muss die Mannschaft die größte Leistung bringen und in Mainz gewinnen – nur drei Tage nach dem Pokalsieg. Das wird verdammt schwer“, sagte Vereinschef Hans-joachim Watzke.
Mit dem fünften Triumph im Wettbewerb nach 1965, 1989, 2012 und 2017 ist der Erfolgshunger der Pokalsieger noch lange nicht gestillt. Schließlich ist das wichtigste Saisonziel für den Bundesliga-vierten weiter in Gefahr. Noch während das Team auf dem Rasen des Olympiastadions ausgelassen feierte, gab Watzke die Richtung für Trainer Edin Terzic vor: „Jetzt muss er sein erstes halbes Jahr noch krönen mit der Qualifikation für die Champions League“, kommentierte er voller Hoffnung. Der im Dezember übergangsweise zum Cheftrainer beförderte Favre-nachfolger soll auch seine nächste Mission erfüllen und das Team am Sonntag (18 Uhr) in Mainz zum Sieg führen.
Der imposante Auftritt im Endspiel machte allen Beteiligten Mut für den Liga-endspurt. „Ich fühle ganz viel Stolz, weil wir einen sehr guten Weg gegangen sind“, sagte Terzic. Nach zuletzt fünf Bundesliga-siegen in Serie und dem Triumph von Berlin kann die schwierige Saison für den BVB doch noch versöhnlich zu Ende gehen. Terzic gab sich kämpferisch: „Wir haben uns schon auf dem Weg nach Berlin geschworen, dass wir als Pokalsieger noch beide Bundesligaspiele gewinnen wollen.“
Der Trainer-senkrechtstarter, der nach eigenem Bekunden noch nie einen Tropfen Alkohol getrunken hat, erlebte den größten Triumph seiner noch jungen Karriere wie im Rausch. „Seit 2010 bin ich im Mitarbeiterstab von Borussia Dortmund. Ich war hier in Berlin in nahezu jeder Kurve dieses Stadions, um ein Pokalfinale zu sehen. Ich habe mir die Siegerehrung von hinten angeguckt, von der anderen Seite angeguckt. Heute dann selbst auf dem Podest zu stehen, ist unglaublich – ein unbeschreibliches Gefühl“, schwärmte der 38 Jahre alte Deutsch-kroate.
Binnen nur weniger Monate hat Terzic in der Fachwelt ein beachtliches Standing erlangt. Mit dem Pokalsieg dürften die Schlagzeilen über das Interesse anderer Vereine weiter zunehmen. Schon in Berlin musste Terzic gleich mehrfach die Frage beantworten, ob es für ihn wirklich eine Option ist, von Sommer an in seiner alten Rolle als Trainer-assistent dem künftigen Bvb-chefcoach Marco Rose zuzuarbeiten. Genervt winkte er ab: „Das ist ein Tagesgeschäft, wir bekommen ständig auf die Fresse, wenn es nicht läuft, jetzt gönnt uns doch einfach den Abend, um das zu genießen.“.
Watzke glaubt weiter an einen Verbleib des neuen Trainer-juwels: „Er hat die Mannschaft im Dezember übernommen, die war halb tot. Und er hat sie zum Leben erweckt, das ist eine Riesenleistung von ihm auf seiner ersten Trainerstation. Er hat vor ein paar Wochen seinen Vertrag langfristig verlängert, mit der klaren Erkenntnis, wie es weitergeht. Er ist ein Dortmunder Junge, er spürt den Verein, er atmet den Verein.“Dennoch sei man gesprächsbereit, sollte es Terzic in den kommenden Wochen zu einem anderen Klub ziehen: „Edin hat den Schlüssel in der Hand.“