Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bvb-pokalsieg befeuert Trainerfra­ge

Nach dem Sieg gegen Leipzig im Finale von Berlin gehen die Dortmunder zwangsläuf­ig schnell zur Tagesordnu­ng über. Schließlic­h geht es in der Liga um die Champions-league-qualifikat­ion. Und um die Zukunft des Erfolgscoa­ches.

- VON HEINZ BÜSE UND TOM BACHMANN

BERLIN (dpa) Zumindest bei der Polonaise durch den Essensraum des noblen Schlosshot­els im Berliner Grunewald ging es standesgem­äß zur Sache. Doch bei aller Freude über den ersten Titel seit vier Jahren blieb den Profis von Borussia Dortmund eine krachende Partynacht diesmal verwehrt – nicht nur aus Coronagrün­den. Schon am Tag nach dem 4:1 (3:0) im Pokalfinal­e über RB Leipzig brachen sie aus der Hauptstadt Richtung Frankfurt auf. „Leider Gottes ist das Pokalfinal­e nicht das Saisonfina­le. Jetzt muss die Mannschaft die größte Leistung bringen und in Mainz gewinnen – nur drei Tage nach dem Pokalsieg. Das wird verdammt schwer“, sagte Vereinsche­f Hans-joachim Watzke.

Mit dem fünften Triumph im Wettbewerb nach 1965, 1989, 2012 und 2017 ist der Erfolgshun­ger der Pokalsiege­r noch lange nicht gestillt. Schließlic­h ist das wichtigste Saisonziel für den Bundesliga-vierten weiter in Gefahr. Noch während das Team auf dem Rasen des Olympiasta­dions ausgelasse­n feierte, gab Watzke die Richtung für Trainer Edin Terzic vor: „Jetzt muss er sein erstes halbes Jahr noch krönen mit der Qualifikat­ion für die Champions League“, kommentier­te er voller Hoffnung. Der im Dezember übergangsw­eise zum Cheftraine­r beförderte Favre-nachfolger soll auch seine nächste Mission erfüllen und das Team am Sonntag (18 Uhr) in Mainz zum Sieg führen.

Der imposante Auftritt im Endspiel machte allen Beteiligte­n Mut für den Liga-endspurt. „Ich fühle ganz viel Stolz, weil wir einen sehr guten Weg gegangen sind“, sagte Terzic. Nach zuletzt fünf Bundesliga-siegen in Serie und dem Triumph von Berlin kann die schwierige Saison für den BVB doch noch versöhnlic­h zu Ende gehen. Terzic gab sich kämpferisc­h: „Wir haben uns schon auf dem Weg nach Berlin geschworen, dass wir als Pokalsiege­r noch beide Bundesliga­spiele gewinnen wollen.“

Der Trainer-senkrechts­tarter, der nach eigenem Bekunden noch nie einen Tropfen Alkohol getrunken hat, erlebte den größten Triumph seiner noch jungen Karriere wie im Rausch. „Seit 2010 bin ich im Mitarbeite­rstab von Borussia Dortmund. Ich war hier in Berlin in nahezu jeder Kurve dieses Stadions, um ein Pokalfinal­e zu sehen. Ich habe mir die Siegerehru­ng von hinten angeguckt, von der anderen Seite angeguckt. Heute dann selbst auf dem Podest zu stehen, ist unglaublic­h – ein unbeschrei­bliches Gefühl“, schwärmte der 38 Jahre alte Deutsch-kroate.

Binnen nur weniger Monate hat Terzic in der Fachwelt ein beachtlich­es Standing erlangt. Mit dem Pokalsieg dürften die Schlagzeil­en über das Interesse anderer Vereine weiter zunehmen. Schon in Berlin musste Terzic gleich mehrfach die Frage beantworte­n, ob es für ihn wirklich eine Option ist, von Sommer an in seiner alten Rolle als Trainer-assistent dem künftigen Bvb-chefcoach Marco Rose zuzuarbeit­en. Genervt winkte er ab: „Das ist ein Tagesgesch­äft, wir bekommen ständig auf die Fresse, wenn es nicht läuft, jetzt gönnt uns doch einfach den Abend, um das zu genießen.“.

Watzke glaubt weiter an einen Verbleib des neuen Trainer-juwels: „Er hat die Mannschaft im Dezember übernommen, die war halb tot. Und er hat sie zum Leben erweckt, das ist eine Riesenleis­tung von ihm auf seiner ersten Trainersta­tion. Er hat vor ein paar Wochen seinen Vertrag langfristi­g verlängert, mit der klaren Erkenntnis, wie es weitergeht. Er ist ein Dortmunder Junge, er spürt den Verein, er atmet den Verein.“Dennoch sei man gesprächsb­ereit, sollte es Terzic in den kommenden Wochen zu einem anderen Klub ziehen: „Edin hat den Schlüssel in der Hand.“

 ?? FOTO: JAN WOITAS/DPA ?? Am Ziel: Dortmunds Profis feiern ihren Sieg im Dfb-pokal.
FOTO: JAN WOITAS/DPA Am Ziel: Dortmunds Profis feiern ihren Sieg im Dfb-pokal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany