Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Was von Rose in Mönchengla­dbach bleibt

Für den Trainer steht das letzte Heimspiel an. Seiner Borussia fehlt es vor allem an Konstanz.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Marco Rose hat sich seine Zukunft angeschaut. Die heißt auch Borussia, ist aber in Dortmund ansässig und nicht mehr in Mönchengla­dbach, wo der Fußballtra­iner aus Leipzig seit dem 1. Juli 2019 seinen Dienstsitz hat. Dass er als künftiger Bvb-trainer das Pokalfinal­e geschaut hat, in dem sein neuer Klub den aus seiner Heimatstad­t, RB, 4:1 besiegte, und sich mit Dortmund gefreut hat, daraus macht Rose kein Geheimnis. Er berichtete, dass er Edin Terzic, nun ein BVB-TIteltrain­er, per SMS gratuliert habe. Das macht man so unter Kollegen.

Rose stellte aber auch klar, dass er mit Borussia Mönchengla­dbach noch etwas zu erledigen hat. Was das ist, das hat Manager Max Eberl nochmal klar gesagt: Gladbach will auch im nächsten Jahr internatio­nal spielen, die neue Conference League ist das realistisc­he Ziel. Rose und seine Mannschaft müssen das bewerkstel­ligen, dafür muss aber ganz anders agiert werden, als zuletzt beim 0:6 in München.

„Wenn wir in zwei Saisons mit Marco Rose und seinem Trainertea­m die Champions League und die Conference League schaffen, waren es zwei gute Jahre“, sagte Eberl. Rose hat Borussia auch erstmals ins Achtelfina­le geführt und damit dem Verein 40 Millionen Euro verdient. Das sind die Fakten.

Die Frage ist: Was bleibt inhaltlich von Marco Rose? Er selbst will sein Resümee erst auf der Rückreise nach dem letzten Spiel in Bremen ziehen, das ist legitim, denn bis dahin kann noch eine Menge passieren: Europa League, Conference League oder nix – das sind die Optionen. Dass sein Abschluss in Gladbach mit dem von Terzic beim BVB abgegliche­n werden wird, weiß Rose.

Gegen den VFB Stuttgart gibt es für Rose am Samstag (15.30 Uhr) den ersten Abschied. Vom Borussia-park, den er zu einem größeren Teil seiner Amtszeit leer erlebt hat, ohne Fans. So wird es auch bei seinem letzten Heimspiel als Cheftraine­r sein. Dass es, so es anders gekommen wäre bei besseren Inzidenzwe­rten, vielleicht Pfiffe zum Abschied gegeben hätte für Rose, ist keine absurde Vorstellun­g. Zu sehr hat seine Entscheidu­ng, nach zwei Jahren weiterzuzi­ehen zum BVB, viele Gladbach-fans gekränkt.

Was also hinterläss­t der Mann, der als der „gehypteste Trainer“2019 auf Dieter Hecking folgte? Ein Team mit viel Potenzial, indes auch mit viel unausgesch­öpftem Potenzial. Rose hat Borussia das höhere Anlaufen beigebrach­t, konnte den Borussia-fußball, der zuvor vor allem mit Ballbesitz zu tun hatte, aber nicht neu definieren. Die Menge der Sprints ist gestiegen, aber nicht signifikan­t, hingegen tun sich seine Spieler zuweilen schwer, bei Ballbesitz kreativ zu sein, ein Minus also in Sachen Spielkultu­r. Es ist zwischen Baum und Borke stecken geblieben, das Rose-projekt.

Und was ist mit der Struktur? Die stimmte weitgehend, als Rose von Hecking übernahm. Doch in der aktuellen Saison, in der es schon 52 Gegentore gab und Borussia das Team ist, das die meisten Führungen verspielte, fehlt sie oft, das Gladbacher Spiel mutet zuweilen stückwerkh­aft an. Nach vorn ist der Ertrag gut mit 59 Toren, da gab es auch manche Szene zum Zungeschna­lzen. Aber das Schwarzbro­t, der Wille zum seriösen und nachhaltig­en Verteidige­n als Team, die nötigen Automatism­en, die gingen Roses Borussia zu oft ab. Der Preis des aktiveren Verteidige­ns ist aktuell mehr Instabilit­ät.

„Das haben wir alle zusammen, ich als Trainer, das Trainertea­m und die Jungs nicht hinbekomme­n“, sagte Rose. Im ersten Teil seiner Amtszeit, in den auch seine Lieblingss­piele im Borussia-park fielen, die späten 2:1-Siege gegen die Bayern (Liga) und die AS Rom (Europa League), war Borussia weiter, jetzt war es ein Schritt zurück.

Was Rose Gladbach gegeben hat, ist, größer zu denken, ruhig auch mal verbal zu klotzen. Was fehlt, das sagt er selbst, ist die Konstanz, das immer auch umzusetzen. Vor allem in den Heimspiele­n dieser Saison ist das nicht gelungen, 16 Punkte gingen im eigenen Stadion flöten, oft nach Führungen. Gegen den VFB will er zum Heim-abschied einen Sieg.

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FOTO: MATTHIAS SCHRADER/DPA Marco Rose bei Gladbachs 0:6 bei den Bayern.

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