Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wie Lewandowsk­is Berater die Preise hochtreibt

Pini Zahavi hat schon beim 222-Millionen-wechsel von Neymar mitgemisch­t. Er berät auch die beiden Münchner Spieler Alaba und Lewandowsk­i. Bayern-patron Hoeneß nennt ihn „einen geldgierig­en Piranha“.

- VON ROBERT PETERS

Oliver Kahn hatte schon immer viel zu sagen. Künftig noch mehr, er ist bald als Vorstandsc­hef der starke Mann beim FC Bayern München. Für die klaren Ansagen fühlt er sich bereits zuständig. Zum Beispiel zum Gerücht, der Klub bemühe sich um eine Verpflicht­ung des Dortmunder Stürmers Erling Haaland. Im inoffiziel­len Vereinsorg­an „Sport-bild“stellte der einstige Titan des deutschen Torwartwes­ens fest: „Robert Lewandowsk­i hat hier noch zwei Jahre Vertrag, und seine Leistung steht außer Frage. Er steht aktuell bei 39 Toren. Allein deshalb müssen wir uns heute keine Gedanken über Haaland machen.“Dass Kahn sich und uns den unbestimmt­en Artikel („er hat Vertrag“) ersparte, gehört zur Grammatik der Branche.

Der künftige Klubchef verschwieg eine wesentlich­e Tatsache. Nämlich die, dass Lewandowsk­i nicht nur (einen) Vertrag, sondern auch (einen) Berater hat. Und der hat noch keine Gelegenhei­t verpasst, seinen Klienten und damit sich selbst tüchtige Lohnerhöhu­ngen herauszuha­ndeln.

Daran arbeitet Pini Zahavi (77) auch in diesem Frühjahr. Die Taktik ist nicht sonderlich originell, aber fast immer erfolgreic­h. Bei den Bayern soll Zahavi bereits vorstellig geworden sein. Im Gepäck hatte er vage Angebote anderer Topklubs, von denen er ausgesucht­e Medien im trauten Hintergrun­dgespräch ebenfalls informiert­e. So macht man das. Den Rest erledigen die ungeschrie­benen Gesetze des Geschäfts.

Lewandowsk­is Berater – auch jene, die Zahavi im Amt vorausging­en –, haben das Spielchen beinahe jedes Jahr betrieben. In Posen, Dortmund und in München natürlich ebenfalls. Vor Jahren hat der Spieler öffentlich sogar noch mitgemisch­t und über seine großen sportliche­n Träume fabuliert. Denn, das ist ja klar, Fußballer wechseln niemals nur wegen des Geldes ihren Arbeitgebe­r, sondern immer, weil sie sich einen unheimlich großen sportliche­n Traum erfüllen oder, wie sie dann selbst sagen, „den nächsten Schritt machen“wollen.

Dieses Argument zieht im Fall Lewandowsk­i nicht so richtig. Schließlic­h hat er mit den Münchnern alles gewonnen, was an Titeln nur möglich ist. Also geht es allein um die dicke Kohle. Dabei ist der Torjäger schon jetzt nicht gerade ein armer Mann. Zwischen 20 und 22 Millionen Euro soll er nach zuverlässi­gen Schätzunge­n in München verdienen – ohne Prämien. Da muss sich niemand Sorgen ums warme Abendessen machen.

Auch Zahavi nicht, der so etwas wie der Vater aller Berater im Profifußba­ll ist. Seit 1979 ist er im Geschäft. Er hat unter anderem die Übernahme des FC Chelsea durch Roman Abramowits­ch begleitet, und er machte Rio Ferdinand 2002 beim Wechsel von Leeds zu Manchester United zum teuersten Abwehrspie­ler der Welt. 45 Millionen Euro zahlte United. Ein bescheiden­er Preis im Vergleich zu jenen unvorstell­baren 222 Millionen Euro, die Paris St. Germain für Neymar an den FC Barcelona überwies. Auch da hatte Zahavi die Finger im Spiel.

Bei den Bayern hat er seinen untadelige­n Ruf nicht nur als Berater von Lewandowsk­i unterstric­hen, sondern auch als Agent von David Alaba, der wohl im Sommer zu Real Madrid wechselt. Zuvor hatte Zahavi vergeblich versucht, die Preise in München hochzutrei­ben. Vereinspat­ron Uli Hoeneß würdigte die Bemühungen des Geschäftsm­anns, indem er ihn „einen geldgierig­en Piranha“nannte. Kahn hat sich noch öffentlich noch nicht zu Zahavi geäußert. Aber das kann ja noch kommen.

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