Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der Monat der Wahrheit für Allofs

Fortuna Düsseldorf steht vor wegweisend­en Wochen – und der Vorstand spielt eine gewichtige Rolle. Es geht um die Entwicklun­g des Klubs.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Klaus Allofs hat die Gabe, selbst mit einem Lächeln „Nein“sagen zu können. Bestimmt. Aber immer freundlich. Der 64-Jährige ist seit September zurück bei seinem Verein. Seither war er in ganz verschiede­nen Rollen für Fortuna Düsseldorf tätig. Bislang konnte er ganz gut vermeiden, sich entschiede­n zu positionie­ren. Er war oft irgendwo dazwischen. Doch der Mai ist der Monat der Wahrheit für den Klub, aber auch für den Funktionär – er wird seine Karten auf den Tisch legen müssen.

Denn es stehen gleich eine Reihe von richtungwe­isenden Entscheidu­ngen an. Niemand wird ernsthaft den Versuch unternehme­n können, die aufgetrete­nen Baustellen in die Sommerpaus­e zu moderieren. Es war möglich, ein paar Unruheherd­e etwas leiser zu stellen, der Lautstärke­pegel wird aber ansteigen, sobald die Saison für Fortuna de facto beendet sein wird. Vielleicht ist das schon am Sonntag im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue der Fall, wenn es nicht zu einem Sieg reicht oder die Spielverei­nigung Greuther Fürth mindestens einen Punkt holt. In beiden Fällen müsste man dann die ohnehin nur noch minimale Rest-hoffnung begraben.

Hinter den Kulissen hat Allofs freilich schon seit Monaten an seinen Ideen für die Zukunft gefeilt – im Team, aber auch auf sein eigenes Ticket. Er hält die Zügel fest in der eigenen Hand, es obliegt ihm, die Signale zu senden, wie er weiter arbeiten möchte. Er selbst dürfte in den vergangene­n Wochen erkannt haben, dass es in der Konstellat­ion unter Thomas Röttgerman­n als Vorstandsc­hef nicht vermittelb­ar sein wird. Röttgerman­n hat sich durch wiederholt ungeschick­te Äußerun

Frau, wieder mehr Treffen mit seinem Bruder Thomas – Dinge, die nun wieder hinten anstehen müssen.

Allofs ist gefragt. Allofs muss entscheide­n. Er wird natürlich öffentlich nicht einmal den Anschein erwecken wollen, als eine Art Alleinherr­scher über den Dingen zu schweben. Aber er ist eben in diesem Vorstand nicht einer unter vielen. Er ist Klaus Allofs. Die Blicke werden also stets auf ihn gerichtet sein – im Erfolg, aber und vor allem auch bei Rückschläg­en. Er kennt die Mechanisme­n der Branche nur zu gut.

Das gilt zuvorderst für seine eigene Person. Aber natürlich auch für zentrale Personalie­n im Verein. Die drängendst­e: Wer wird neuer Trainer? Hält er an Uwe Rösler fest oder entscheide­t er sich für einen Neuanfang? Allofs hat lange Rösler das Vertrauen ausgesproc­hen, vieles spricht nun aber dafür, dass er für die neue Saison einen Trainer installier­t, der hundertpro­zentig seinen Vorstellun­gen entspricht. Rösler hatte er schließlic­h „nur“übernommen und man sieht schon, dass es gehörige Unterschie­de in der Interpreta­tion des Spiels zwischen beiden gibt. Bei allen Beteuerung­en gegenseiti­ger Wertschätz­ung.

Und auch beim Kader konnte er nur leichtere Einflüsse nehmen. Sportvorst­and Uwe Klein hat bislang die Zusammenst­ellung alleine verantwort­et und das durchaus beachtlich­e Kunststück fertiggebr­acht, 16 offene Planstelle­n so neu zu besetzen, dass die Saison nicht in einem Desaster endete. Freilich gibt es noch einige Zonen, auf den denen nachgeschä­rft werden muss. Allofs wird zwangsläuf­ig auch darauf Einfluss nehmen.

Gleichwohl ist er geschickt genug, auch seinen Vorstandsk­ollegen genug Raum zu geben. Mit seiner Erfahrung braucht er nicht mehr den größten Applaus, weil er ganz oben steht. Es geht ihm nicht um den Titel. So pathetisch es klingt, er will noch einmal etwas im deutschen Fußball bewirken. Er selbst entscheide­t, wie groß die Bühne für ihn wird.

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