Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Vor zehn Jahren holte die Sängerin den ESC in die Stadt.
Die Stadt richtete vor zehn Jahren den Eurovision Song Contest aus. Der damalige Oberbürgermeister erinnert sich an das Mega-event.
DÜSSELDORF Lena Meyer-landrut hatte mit ihrem „Satellite“-sieg beim Eurovision Song Contest 2010 in Oslo den Weg bereitet. „Wir haben sofort an dem Abend gesagt: Wir bewerben uns für den nächsten ESC. Die Konkurrenz war groß: Mehr als 20 Städte wollten das auch. Dann haben wir Zuschlag bekommen“, erinnert sich der damalige Oberbürgermeister Düsseldorfs, Dirk Elbers (61, CDU), in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Am Dienstag (18. Mai) vor zehn Jahren stieg dann in der Landeshauptstadt eine der spektakulärsten Veranstaltungen der vergangenen Jahrzehnte: Das ESC-FInale. 36.000 Menschen waren in der Stockumer Arena, Tausende draußen beim Public Viewing, und rund 120 Millionen saßen an den Fernsehschirmen auf der ganzen Welt.
„Das war natürlich zum Leidwesen der Hamburger und Berliner, die sich mokierten und behaupteten, wir könnten das nicht“, sagt Elbers. Der Satiriker Jacques Tilly bastelte sogar einen Karnevalswagen, der zeigt, wie Elbers dem damaligen Regierenden Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, einen Knochen wegnimmt. Das amüsiert Elbers immer noch.
Die Stadt hatte in einer selbstbewussten Bewerbung auf ihre Erfahrung bei der Organisation von Großveranstaltungen und die gute Infrastruktur hingewiesen. Auch mit der Arena habe Düsseldorf gepunktet, ist der EX-OB überzeugt. Für den begehrten Wettbewerb quartierte die Stadt sogar die Fortuna für drei Heimspiele aus der Arena aus, baute für mehrere Millionen Euro ein mobiles Stadion im Arena-sportpark. „Es war auch viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Das war eine tolle Zeit, die Stadt war sehr bunt und viele junge Leute kamen. Düsseldorf zeigte sich als weltoffene Metropole.“Rund 2000 Journalisten waren da in Düsseldorf und trugen diese frohe Kunde in die Welt hinaus.
Elbers, der auch einen symbolischen Esc-schlüssel überreicht bekam, traf bei Proben viele der Sänger – auch Titelverteidigerin Lena, deren Lied „Taken by a Stranger“vom Flughafen zu seiner Warteschleifenmusik erkoren wurde. Gewonnen hat sie nicht noch mal, belegte aber den soliden zehnten Platz: Sieger in der Düsseldorfer Arena wurde das Duo Ell und Nikki aus Aserbaidschan mit „Running Scared“, das vorher in den Wettbüros bereits als einer der Favoriten gehandelt worden war.
Elbers lernte auch Lys Assia kennen, eine Schweizer Schlagersängerin, die 1956 die erste Gewinnerin des Grand Prix Eurovision de la Chanson (so hieß der Contest lange Zeit) mit dem Lied „Refrain“war. „Das war eine beeindruckende Begegnung, sie schickte mir später noch ein Foto“, erzählt Elbers. Die mittlerweile verstorbene Assia war neugierig und hatte sich das Treiben in Düsseldorf ansehen wollen. Mit den Bürgermeistern der umliegenden Gemeiden saß Elbers am Finalabend in einer der Arena-logen, und das Urteil war einhellig: „Viele hatten vorher nicht viel mit dem ESC anfangen können, aber das Live-erlebnis machte sie zu Fans.“
Ladislaus Kiraly (60) war der Regisseur, der den ESC betreute. Weil er im Vorjahr schon mit der Regie für den Esc-vorentscheid „Unser Lied für Oslo“brillierte, betraute ihn der NDR mit dem Großereignis in Düsseldorf. „An unfassbar viel Arbeit erinnere ich mich, das Team war riesig, die Verantwortung gewaltig“, sagt er unserer Redaktion. „Für uns waren in der heißen Phase 14-Stunden-tage keine Seltenheit.“Diese Szene ist ihm noch in Erinnerung, als wäre es gestern gewesen: „Ich saß mit einem Kollegen vor der Veranstaltung noch ein wenig draußen in der Sonne. Der Saal war schon mit Publikum gefüllt, und wir hörten die Stimme eines Sprechers aus Halle, der den Menschen mitteilte, dass der ESC die größte Musiksendung auf der ganzen Welt ist! Wir schauten uns an und es wurde uns so richtig bewusst, was da vor uns lag. Vorher ist man ja irgendwie auch in einem Tunnel.“
Für ihn ist dieser ESC bis heute ein „spektakuläres Ereignis“– auch deshalb, weil es sein erster war. Danach folgten noch die Ausgaben in Aserbaidschan und in der Ukraine. Aktuell ist Ladislaus Kiraly übrigens beschäftigt mit der Regie für den „About you“-award, bei dem Influencer prämiert werden. Er drehte gerade die zweite Staffel der Erfolgsproduktion „LOL: Last One Laughing“für den Streamingdienst Amazon ab, für „Lol 1“war er auch schon als Regisseur im Einsatz. Ob er noch mal bei einem vierten ESC Regie führen würde? „Es käme auf die Eckdaten an, im ukrainischen Kiew führte ich mit einem dänischen Kollegen Regie, das war schon gut, sich die Arbeit zu teilen.“