Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
So umkämpft ist der Markt der Mobilitäts-apps.
Die Rheinbahn entwickelt ein Buchungssystem, das auch Leihfahrzeuge wie E-scooter, Fahrräder und Autos einbezieht. Plattformen privater Dienstleister ermöglichen das schon. Wie der Konkurrenzkampf der Apps zurzeit läuft.
DÜSSELDORF Wer die neue Welt der Mobilität nutzen möchte, braucht eine Menge Apps auf dem Smartphone. Die Rede ist von mietbaren Fahrrädern, E-scootern, E-rollern und Autos. Neben diesen so genannten Sharing-systemen lassen sich Mietwagen mit Fahrer oder die Klassiker der Alternativen zum eigenen Gefährt wie Taxi, Bus und Bahn buchen. Nötig sind dafür jedoch zahlreiche Registrierungen und das Angebot lässt sich schwer überblicken. Wenn es jedoch attraktiv sein soll, das eigene Auto im Sinne einer Verkehrswende öfter mal stehen zu lassen, müssen die Alternativen bequem verfügbar sein. Das Problem haben die Dienstleister offenbar erkannt und suchen mehr und mehr die Zusammenarbeit. Plattformen wie Free Now, Reach Now oder Uber integrieren immer mehr Angebote. Die Rheinbahn testet zurzeit ein eigenes System. Im Sommer soll es als App starten, wie das Unternehmen auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt.
Das Ziel formuliert Sprecherin Annika Bödefeld so: „Unsere App wird die Mobilitätsangebote der Rheinbahn und von Car-, Bike-, E-scooter- sowie weiteren Mobilitätsanbietern bündeln. Sie stellt verschiedene Angebote einheitlich dar, schafft Vergleichsmöglichkeiten und generiert auf diese Weise einen einfachen und transparenten Zugang zu alternativen Mobilitätsmitteln zum eigenen PKW.“Zu Beginn sollen vier Anbieter vertreten sein, was nach und nach ausgebaut werden soll. Die Namen nennt die Rheinbahn noch nicht.
Die Nutzer sollen ihr Verkehrsmittel der Wahl je nach Vorliebe anhand des Preises, nach Dauer der Fahrt oder der Umweltverträglichkeit auswählen können. Der große Vorteil: Es ist nur eine Registrierung nötig, um die unterschiedlichen Angebote nutzen zu können. Kombinieren lassen die sich für eine Strecke zunächst jedoch nicht. Rolf Neumann, Geschäftsführer des städtischen Tochterunternehmens Connected Mobility, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion jedoch bereits, dass er zum Beispiel auf eine Art Flatrate hoffe, wodurch nach Zahlung einer Grundgebühr alle Verkehrsträger nutzbar und für eine Strecke kombinierbar werden.
Leicht ist die Entwicklung allerdings nicht, alleine der Umgang mit den Nutzerdaten will zwischen den konkurrierenden Unternehmen erst einmal geklärt sein, auch die Frage nach zu leistenden Gebühren. Doch über diese Hürden springen die Dienstleister immer häufiger. Längst lassen sich Taxifahrer etwa über die Uber-app buchen, die vor allem Mietwagen mit Fahrer anbietet. Nun sind dort auch die E-räder und E-scooter von Lime buchbar. Keine große Überraschung ist das, da sich Uber an Lime beteiligt hat.
Parallel wird das Angebot auf der aus My Taxi hervorgegangenen App Free Now immer vielfältiger. Neben der Vermittlung von Taxis und Mietwagen mit Fahrer wie bei Uber sind in Düsseldorf jetzt auch die Transporter von Miles sowie die E-scooter von Tier oder Voi buchbar. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen. Am Ende ist es egal, wo gebucht wird“, sagt der Voi-deutschlandchef Claus Unterkircher. Und wie Alexander Mönch, General Manager von Free Now für Deutschland und Österreich, betont er im Gespräch mit unserer Redaktion, dass mit mehr Partnern auch eine attraktivere Alternative zum eigenen Auto geboten werde. Dafür ist laut Mönch aber auch klar, dass der „ÖPNV integraler Bestandteil“des Angebots sein muss. Noch ist das nicht der Fall, Free Now befinde sich aber in Gesprächen mit der Stadt.
Weiter ist da übrigens der Anbieter Reach Now der Moovel Group, der wie Free Now ein Teil des Joint Ventures von Daimler und BMW ist. Hier können nun Rheinbahn-tickets gebucht werden. Auch die Leihräder von Nextbike sowie die Scooter von Tier sind integriert. Hinzu kommt das bekannte Carsharing vor allem mit Minis und Smarts. Die Rheinbahn erklärt, dass die Einbindung hier schneller möglich war, da man mit Moovel bereits bis Herbst 2020 den Testlauf für die App „Mobil in Düsseldorf“absolviert hatte. Das Verkehrsunternehmen wolle ihren Kunden digital auf verschiedenen Wegen den Kauf von Tickets ermöglichen, wofür marktübliche Provisionen fließen würden.
Man merkt aber auch: Es wird kompliziert im Geflecht der beteiligen Unternehmen. Bei der Entwicklung der eigenen App setzt die Rheinbahn jetzt auf Better Mobility aus Aachen. Bei Moovel ist der für den Aufbau von Mobil-plattformen in Städten zuständige Unternehmensteil wiederum inzwischen an eine Tochter der Deutschen Bahn verkauft worden. Für Free Now wiederum hielten sich längere Zeit Gerüchte, dass ein Verkauf an Uber möglich wäre. Alexander Mönch kommentiert das nicht. Er plane vielmehr die Zukunft: So sei seine Vision, dass künftig in der App „Reiseketten abgebildet werden können, mit einem durchgehenden Ticketing, möglicherweise mit Monatsoder Wochenpässen für Mobilität.“
Eher skeptisch blickt er auf die Bemühungen der Städte, eigene Plattformen und Systeme zu entwickeln. „Jede Kommune macht es anders. Wir sind dagegen in mehr als 40 Städten vertreten.“Zudem sei das Unterfangen komplex. „Ich sehe die Ressourcen nicht in den Städten.“
Die Rheinbahn betont allerdings, dass mit einer lokalen Plattform „ein höheres Augenmerk auf regionale Gegebenheiten im Gegensatz zu nationalen oder internationalen Ansätzen“gelegt werden könne. „Das schafft maßgeschneiderte Kundenangebote und dient als Verkehrssteuerungselement“, sagt Sprecherin Bödefeld. Dafür spricht, dass ist die neue App auch das digitale Zugangsmedium zu den geplanten Mobilstationen der Connected Mobility mit mehreren Leihfahrzeugen an einem Ort sein soll.