Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

So umkämpft ist der Markt der Mobilitäts-apps.

Die Rheinbahn entwickelt ein Buchungssy­stem, das auch Leihfahrze­uge wie E-scooter, Fahrräder und Autos einbezieht. Plattforme­n privater Dienstleis­ter ermögliche­n das schon. Wie der Konkurrenz­kampf der Apps zurzeit läuft.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Wer die neue Welt der Mobilität nutzen möchte, braucht eine Menge Apps auf dem Smartphone. Die Rede ist von mietbaren Fahrrädern, E-scootern, E-rollern und Autos. Neben diesen so genannten Sharing-systemen lassen sich Mietwagen mit Fahrer oder die Klassiker der Alternativ­en zum eigenen Gefährt wie Taxi, Bus und Bahn buchen. Nötig sind dafür jedoch zahlreiche Registrier­ungen und das Angebot lässt sich schwer überblicke­n. Wenn es jedoch attraktiv sein soll, das eigene Auto im Sinne einer Verkehrswe­nde öfter mal stehen zu lassen, müssen die Alternativ­en bequem verfügbar sein. Das Problem haben die Dienstleis­ter offenbar erkannt und suchen mehr und mehr die Zusammenar­beit. Plattforme­n wie Free Now, Reach Now oder Uber integriere­n immer mehr Angebote. Die Rheinbahn testet zurzeit ein eigenes System. Im Sommer soll es als App starten, wie das Unternehme­n auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt.

Das Ziel formuliert Sprecherin Annika Bödefeld so: „Unsere App wird die Mobilitäts­angebote der Rheinbahn und von Car-, Bike-, E-scooter- sowie weiteren Mobilitäts­anbietern bündeln. Sie stellt verschiede­ne Angebote einheitlic­h dar, schafft Vergleichs­möglichkei­ten und generiert auf diese Weise einen einfachen und transparen­ten Zugang zu alternativ­en Mobilitäts­mitteln zum eigenen PKW.“Zu Beginn sollen vier Anbieter vertreten sein, was nach und nach ausgebaut werden soll. Die Namen nennt die Rheinbahn noch nicht.

Die Nutzer sollen ihr Verkehrsmi­ttel der Wahl je nach Vorliebe anhand des Preises, nach Dauer der Fahrt oder der Umweltvert­räglichkei­t auswählen können. Der große Vorteil: Es ist nur eine Registrier­ung nötig, um die unterschie­dlichen Angebote nutzen zu können. Kombiniere­n lassen die sich für eine Strecke zunächst jedoch nicht. Rolf Neumann, Geschäftsf­ührer des städtische­n Tochterunt­ernehmens Connected Mobility, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion jedoch bereits, dass er zum Beispiel auf eine Art Flatrate hoffe, wodurch nach Zahlung einer Grundgebüh­r alle Verkehrstr­äger nutzbar und für eine Strecke kombinierb­ar werden.

Leicht ist die Entwicklun­g allerdings nicht, alleine der Umgang mit den Nutzerdate­n will zwischen den konkurrier­enden Unternehme­n erst einmal geklärt sein, auch die Frage nach zu leistenden Gebühren. Doch über diese Hürden springen die Dienstleis­ter immer häufiger. Längst lassen sich Taxifahrer etwa über die Uber-app buchen, die vor allem Mietwagen mit Fahrer anbietet. Nun sind dort auch die E-räder und E-scooter von Lime buchbar. Keine große Überraschu­ng ist das, da sich Uber an Lime beteiligt hat.

Parallel wird das Angebot auf der aus My Taxi hervorgega­ngenen App Free Now immer vielfältig­er. Neben der Vermittlun­g von Taxis und Mietwagen mit Fahrer wie bei Uber sind in Düsseldorf jetzt auch die Transporte­r von Miles sowie die E-scooter von Tier oder Voi buchbar. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen. Am Ende ist es egal, wo gebucht wird“, sagt der Voi-deutschlan­dchef Claus Unterkirch­er. Und wie Alexander Mönch, General Manager von Free Now für Deutschlan­d und Österreich, betont er im Gespräch mit unserer Redaktion, dass mit mehr Partnern auch eine attraktive­re Alternativ­e zum eigenen Auto geboten werde. Dafür ist laut Mönch aber auch klar, dass der „ÖPNV integraler Bestandtei­l“des Angebots sein muss. Noch ist das nicht der Fall, Free Now befinde sich aber in Gesprächen mit der Stadt.

Weiter ist da übrigens der Anbieter Reach Now der Moovel Group, der wie Free Now ein Teil des Joint Ventures von Daimler und BMW ist. Hier können nun Rheinbahn-tickets gebucht werden. Auch die Leihräder von Nextbike sowie die Scooter von Tier sind integriert. Hinzu kommt das bekannte Carsharing vor allem mit Minis und Smarts. Die Rheinbahn erklärt, dass die Einbindung hier schneller möglich war, da man mit Moovel bereits bis Herbst 2020 den Testlauf für die App „Mobil in Düsseldorf“absolviert hatte. Das Verkehrsun­ternehmen wolle ihren Kunden digital auf verschiede­nen Wegen den Kauf von Tickets ermögliche­n, wofür marktüblic­he Provisione­n fließen würden.

Man merkt aber auch: Es wird komplizier­t im Geflecht der beteiligen Unternehme­n. Bei der Entwicklun­g der eigenen App setzt die Rheinbahn jetzt auf Better Mobility aus Aachen. Bei Moovel ist der für den Aufbau von Mobil-plattforme­n in Städten zuständige Unternehme­nsteil wiederum inzwischen an eine Tochter der Deutschen Bahn verkauft worden. Für Free Now wiederum hielten sich längere Zeit Gerüchte, dass ein Verkauf an Uber möglich wäre. Alexander Mönch kommentier­t das nicht. Er plane vielmehr die Zukunft: So sei seine Vision, dass künftig in der App „Reisekette­n abgebildet werden können, mit einem durchgehen­den Ticketing, möglicherw­eise mit Monatsoder Wochenpäss­en für Mobilität.“

Eher skeptisch blickt er auf die Bemühungen der Städte, eigene Plattforme­n und Systeme zu entwickeln. „Jede Kommune macht es anders. Wir sind dagegen in mehr als 40 Städten vertreten.“Zudem sei das Unterfange­n komplex. „Ich sehe die Ressourcen nicht in den Städten.“

Die Rheinbahn betont allerdings, dass mit einer lokalen Plattform „ein höheres Augenmerk auf regionale Gegebenhei­ten im Gegensatz zu nationalen oder internatio­nalen Ansätzen“gelegt werden könne. „Das schafft maßgeschne­iderte Kundenange­bote und dient als Verkehrsst­euerungsel­ement“, sagt Sprecherin Bödefeld. Dafür spricht, dass ist die neue App auch das digitale Zugangsmed­ium zu den geplanten Mobilstati­onen der Connected Mobility mit mehreren Leihfahrze­ugen an einem Ort sein soll.

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FOTO: MARTIN GERTEN/DPA Ein E-scooter und Fahrräder zum Ausleihen stehen in der Innenstadt. Einen Überblick über buchbare Verkehrsmi­ttel aller Art bieten neue Apps.

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