Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Das Frankenburger Würfelspiel
Frankenburg in Oberösterreich, zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs: Die Gemeinde ist zwischen die Fronten des
Religionskriegs geraten. Die Habsburger haben sie an den bayerischen Herzog Maximilian I. verpfändet, um ihre Kriegskasse aufzubessern. Der Bayer will auch in Oberösterreich den Grundsatz „Cuius regio, eius religio“durchsetzen. Der Herrscher eines Landes, so glaubt Maximilian, hat das Recht, seine eigene Religion auch für die Bewohner seines Herrschaftsgebietes festzulegen. Deshalb lässt er für das protestantische Frankenburg einen katholischen Pfarrer einsetzen. Die Bürger widersetzen sich und jagen den Geistlichen aus der Grafschaft. Die Rache des Herzogs ist grausam: Der Statthalter Maximilians, Adam Graf von Herberstorff, lässt am 15. Mai 1625 alle männlichen Bürger auf ein Feld außerhalb des Ortes kommen. Dort eröffnet er 36 mutmaßlichen Rädelsführern ihre Strafe: Sie sollen hingerichtet werden. Eine Chance auf Begnadigung bleibt:
Die Männer, die Freunde und Nachbarn waren, sollen gegeneinander im Würfelspiel antreten. Der Gewinner wird begnadigt, der Verlierer noch an Ort und Stelle gehängt. Um seine Macht noch deutlicher zu demonstrieren, begnadigt von Herberstorff im Verlauf des Spiels willkürlich auch zwei derjenigen, die kein Würfelglück hatten. Am Ende sterben 16 Frankenburger am Galgen, ein weiterer wird wenig später hingerichtet. Das Frankenburger Würfelspiel verfehlt das Ziel, das Herberstorff vermutlich im Sinn hatte: Er hatte die Bürger einschüchtern wollen, damit sie sich nicht erneut gegen ihren Herrscher erhoben. Stattdessen bricht ein Jahr später in Oberösterreich ein Bauernaufstand aus.