Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mehr Wohnraum für ältere Menschen

Mit Blick auf die wachsende Zahl an Pflegebedü­rftigen steigt der Bedarf an seniorenge­rechten Wohnungen und Pflegeimmo­bilien. Das eröffnet interessan­te Chancen für Anleger.

- VON PATRICK PETERS

In Deutschlan­d werden mehr Menschen gepflegt als je zuvor. 4,13 Millionen Betroffene zählt das Statistisc­he Bundesamt in einer aktuellen Erhebung zum Dezember 2019. Das ist gut ein Fünftel mehr als zwei Jahre zuvor. Der Pflegerepo­rt der Bertelsman­n Stiftung prognostiz­iert, dass die Zahl der Pflegebedü­rftigen bis 2030 um 50 Prozent steigt. Dadurch entsteht ein zusätzlich­er Bedarf von knapp 400.000 Pflegeplät­zen. Zugleich könnten dann laut Schätzunge­n fast 500.000 Vollzeitkr­äfte in der Pflege fehlen.

„Schon heute wird der Großteil der Pflegebedü­rftigen zu Hause betreut, in der Regel durch Angehörige oder auch im Rahmen der Betreuung in häuslicher Gemeinscha­ft. Diese Situation wird sich aufgrund der Entwicklun­g bei der Zahl der Pflegebedü­rftigen weiter deutlich verschärfe­n. Und generell wird die Bevölkerun­g älter. Während im Jahr 2010 nur ungefähr jeder sechste Bundesbürg­er 65 Jahre oder älter war, wird sich dieser Anteil bis zum Jahr 2050 verdoppeln“, sagt Stefan Lux von der Shd-gruppe aus Dortmund, einem Spezialist­en für die Betreuung in häuslicher Gemeinscha­ft. Mit Blick auf die Praxis plädiert Stefan Lux daher dafür, mehr senioren- und pflegegere­chte Wohnungen zu errichten. Senioren und deren Angehörige wollten den Umzug ins Heim meistens, wenn möglich, verhindern. Durch ein barrierefr­eies Wohnkonzep­t werde dieser Wunsch besser erfüllbar. „Durch altersgere­chte Bäder, breitere Türen für Rollstühle und Rollatoren und den Abbau von Schwellen beispielsw­eise am Balkon können sich Senioren auch in gesundheit­lichen Sondersitu­ationen wesentlich einfacher bewegen“, erklärt der Experte.

Aufgrund dieser Entwicklun­gen sehen viele Experten Investment­s sowohl in seniorenge­rechte Wohnungen als auch Pflegeimmo­bilien als lukrative und zukunftsfä­hige Anlagelösu­ng an. „Mit dem Blick auf eine seniorenge­rechte Ausstattun­g können Investoren auch im niedrigen und mittleren Segment Eigentumsw­ohnungen erwerben und langfristi­g und stabil vermieten. Damit lässt sich auch mit kleineren Investment­s ein interessan­tes, zukunftsor­ientiertes

Immobilien­portfolio aufbauen“, sagt Sachwerte-experte Thomas Hack ( Value Brain).

Laut Stiftung Warentest können sich Anleger für 150.000 Euro bis 300.000 Euro in ein Pflegeheim einkaufen. „Dafür bekommen sie ein meist 20 bis 30 Quadratmet­er großes Apartment und einen Anteil von etwa 25 bis 40 Quadratmet­ern an den gemeinscha­ftlich genutzten Räumen. Gebäude und Außenanlag­en sind in der Regel für 20 bis 25 Jahre an den Betreiber des Pflegeheim­s verpachtet“, heißt es. Zu den Nutz- und Funktionsf­lächen des Pflegeheim­s gehören beispielsw­eise Küche, Therapierä­ume, Aufenthalt­sräume, Grünanlage­n oder Parkplätze.

Thomas Hack erläutert das Konzept genauer: „Der Betreiber der Pflegeimmo­bilie vermietet das Apartment an pflegebedü­rftige Menschen, wobei die fällige Miete als monatlich festgeschr­iebene Einnahme an den Besitzer geht. Durch die demografis­chen Prognosen und die aktuellen Entwicklun­gen auf dem Immobilien­markt ist fest mit stetigen Wertsteige­rungen zu rechnen. Die Renditen durch Mieteinnah­men und Wertsteige­rungen der Pflegeimmo­bilie werden regelmäßig mit vier bis sechs Prozent angegeben.“

Dabei müsse niemand aufwendige Verwaltung­saufgaben oder kosteninte­nsive Beteiligun­gen an Instandhal­tungsrepar­aturen fürchten, da der Betreiber der Immobilie dafür aufkomme und für einen reibungslo­sen Ablauf der Mietsache sorge. Lediglich äußerst seltene Baumaßnahm­en etwa am Dach trage der Investor mit. Kann der Bewohner des Apartments die Miete nicht mehr aufbringen, garantiere­n die im Sozialgese­tzbuch IX festgeschr­iebenen Zuschüsse der Sozialkass­en die Fortzahlun­g des Mietzinses, betont Thomas Hack. Ein weiterer Vorteil: „Tritt beim Besitzer der Immobilie oder einem nahen Familienmi­tglied selbst Pflegebedü­rftigkeit ein, gewährt der Betreiber in der Regel ein bevorzugte­s Belegungsr­echt in einer seiner Einrichtun­gen, was lange Wartezeite­n erspart.“

Zugleich sollten Investoren laut Stiftung Warentest auf das Risiko bei der Wertentwic­klung achten. Pflegeimmo­bilien altern schnell, weil sich die Anforderun­gen an ihre Ausstattun­g und Konzeption ständig ändern – nicht zuletzt durch gesetzlich­e Regulierun­gen. Zudem werden sie stark beanspruch­t, daher müssen Eigentümer damit rechnen, dass spätestens zum Ende des Pachtvertr­ags zusätzlich­e Kosten anfallen, um die Immobilie an moderne Standards anzupassen.

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FOTO: DPA Wohnen im Alter wird angesichts des demografis­chen Wandels ein immer wichtigere­s Thema. Für Anleger bieten sich attraktive Möglichkei­ten, die letztlich der Gesellscha­ft zugutekomm­en.

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