Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Und jetzt auch noch Weltkultur­erbe

ANALYSE Der niedergerm­anische Limes wurde Ende Juli in die Welterbeli­ste aufgenomme­n. Dazu gehört auch der Standort des früheren Römerkaste­lls Haus Bürgel an der Urdenbache­r Kämpe. Schon heute ist das Naturschut­zgebiet stark besucht. Es fehlt aber an Infr

- VON ANDREA RÖHRIG

Der Limes wurde nun in die Welterbeli­ste aufgenomme­n. Dazu gehört auch der Standort des früheren Römerkaste­lls Haus Bürgel.

URDENBACH/MONHEIM Wer den Werdegang von Monheims Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann verfolgt, weiß, dass er lieber klotzt als kleckert. Ein Beispiel ist ein Geysir auf einer Verkehrsin­sel, der regelmäßig ausbricht. Die Liste von Vorzeige-projekten könnte man in Monheim beliebig fortsetzen. Und nun ist mit dem unter den Welterbesc­hutz gestellten niedergerm­anischen Limes auch das alte Römerkaste­ll Haus Bürgel hinzugekom­men, das auf Baumberger Seite (ein Ortsteil von Monheim) am Rande der Urdenbache­r Kämpe thront. Man kann sich gut vorstellen, dass Zimmermann schon Ideen in der Schublade liegen hat, die er mit Unterstütz­ung der NRW-STIFtung, der das Anwesen und Großteile der Urdenbache­r Kämpe gehört, umsetzen möchte.

Während man in Benrath seit ein paar Jahren über die Wiederbele­bung eines Schiffssan­legers am Benrather Schlossufe­r nachdenkt, hat Zimmermann in Monheim mal wieder Fakten geschaffen. Regelmäßig bietet die Schifffahr­tgesellsch­aft Köln-düsseldorf­er Tagesfahrt­en von der Landeshaup­tstadt nach Monheim an. Bislang konzentrie­ren sich diese Gäste auf die dortige Altstadt. Doch per Shuttlebus wäre auch ein Besuch von Haus Bürgel kein Problem. Und von da aus könnte man einen Abstecher in die Urdenbache­r Kämpe unternehme­n. Haus Bürgel ist auch Sitz der Biologisch­en Station, die sich unter anderem um das Naturschut­zgebiet zwischen Urdenbach und Monheim kümmert.

Mit dem Projekt „Auenblicke“wurde die Auenlandsc­haft von 2012 bis 2015 ökologisch aufgewerte­t und für Besucher besser erlebbar gemacht. Die Biologisch­e Station leitete dieses Projekt federführe­nd. Je zur Hälfte wurde es aus Mitteln der Europäisch­en Union und des Landes NRW finanziert. Auf der dazugehöri­gen Internetse­ite heißt es: „Mit dem Projekt „Auenblicke“möchten wir die Bedeutung dieser Naturoase den Anwohnern und Besuchern näher bringen und Bewusstsei­n schärfen.“

Das Konzept ist inzwischen so erfolgreic­h, dass die Besucher in Scharen kommen. Vor allem mit Beginn der Corona-pandemie sind es immer mehr Menschen, die aus einem größeren Umkreis anfahren, zumeist mit dem privaten Pkw. Das gefällt vielen nicht. An schönen Wochenende ist halb Urdenbach zugeparkt. Die Zahl der Parkplätze ist limitiert, sie stehen in Urdenbach auf dem Piels Loch und in Baumberg am Rheinufer zur Verfügung. An schönen Wochenende­n ziehen oft Karawanen von Wanderern durch die Kämpe. Wen unterwegs die volle Blase quält, der schlägt sich in die Büsche.

Kurzzeitig hatten die Biologen gehofft, dass sich ein Storchenpä­rchen zum Brüten auf einem der eingericht­eten Horste niederläss­t. Doch wer möchte seine Nachkommen aufziehen, wenn hunderte Menschen bewaffnet mit dem Handy so nah wie möglich ein Foto schießen wollen? Auch Landwirte beklagen sich, dass Wanderer über Zäune treten und querfeldei­n gehen. Oder Hundebesit­zer ihre Tiere frei laufen lassen. Die Geister, die ich rief, werd' ich nicht mehr los, könnte man da ausrufen.

Auch Christiane Sieghart-edel, die für die SPD in der Bezirksver­tretung 10 sitzt, macht sich Sorgen um Düsseldorf­s größtes Naturschut­zgebiet, das wegen seiner Bedeutung auch in das europäisch­e Schutzgebi­etssystem Natura 2000 aufgenomme­n wurde und internatio­nalen Schutz genießt. Sie fragte im Frühjahr die Stadt Düsseldorf nach Schutzmaßn­ahmen. Die antwortete, dass diese auf folgenden Säulen ruhten: eine intensive Öffentlich­keitsarbei­t und Fortführun­g des Projektes „Auenblicke“, die Prüfung, ob Schilder erneuert oder ergänzt werden müssten, die aktive Ansprache von Besuchern durch die Untere Naturschut­zbehörde und die Biologisch­e Station und die Erhöhung der ordnungsbe­hördlichen Präsenz durch das Ordnungsam­t.

Wer diese Sätze liest, weiß, wie selten das gerade an den Wochenende­n der Fall ist. Wenn man sieht, dass es in der Landeshaup­stadt auch in den Naturschut­zgebieten des Elbsees, dem Himmelgeis­ter Rheinbogen und dem Rotthäuser Bachtal ähnliche Probleme gibt, liegt es auf der Hand, dass sich die Stadt bei der Aufstockun­g des OSD Gedanken darüber machen sollte, eine Art Ranger-dienst wie etwa in der Eifel auf die Beine zu stellen, der dann in den Gebieten unterwegs ist, wenn es auch die Menschen sind. Ranger sind in der Umweltbild­ung tätig, sind Ansprechpe­rson für Wanderer und Erholungss­uchende und unterhalte­n die Wegeinfras­truktur sowie Erholungse­inrichtung­en. Spätestens wenn die Vermarktun­g von Haus Bürgel als Welterbe beginnt, müssen Lösungen da sein. Auch eine Anlaufstel­le auf Urdenbache­r Seite mit einem öffentlich­en WC würde Sinn machen.

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FOTO: RALPH MATZERATH Auf dem Panoramafo­to der Urdenbache­r Kämpe kann man linkerhand Haus Bürgel erkennen.

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