Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Und jetzt auch noch Weltkulturerbe
ANALYSE Der niedergermanische Limes wurde Ende Juli in die Welterbeliste aufgenommen. Dazu gehört auch der Standort des früheren Römerkastells Haus Bürgel an der Urdenbacher Kämpe. Schon heute ist das Naturschutzgebiet stark besucht. Es fehlt aber an Infr
Der Limes wurde nun in die Welterbeliste aufgenommen. Dazu gehört auch der Standort des früheren Römerkastells Haus Bürgel.
URDENBACH/MONHEIM Wer den Werdegang von Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann verfolgt, weiß, dass er lieber klotzt als kleckert. Ein Beispiel ist ein Geysir auf einer Verkehrsinsel, der regelmäßig ausbricht. Die Liste von Vorzeige-projekten könnte man in Monheim beliebig fortsetzen. Und nun ist mit dem unter den Welterbeschutz gestellten niedergermanischen Limes auch das alte Römerkastell Haus Bürgel hinzugekommen, das auf Baumberger Seite (ein Ortsteil von Monheim) am Rande der Urdenbacher Kämpe thront. Man kann sich gut vorstellen, dass Zimmermann schon Ideen in der Schublade liegen hat, die er mit Unterstützung der NRW-STIFtung, der das Anwesen und Großteile der Urdenbacher Kämpe gehört, umsetzen möchte.
Während man in Benrath seit ein paar Jahren über die Wiederbelebung eines Schiffssanlegers am Benrather Schlossufer nachdenkt, hat Zimmermann in Monheim mal wieder Fakten geschaffen. Regelmäßig bietet die Schifffahrtgesellschaft Köln-düsseldorfer Tagesfahrten von der Landeshauptstadt nach Monheim an. Bislang konzentrieren sich diese Gäste auf die dortige Altstadt. Doch per Shuttlebus wäre auch ein Besuch von Haus Bürgel kein Problem. Und von da aus könnte man einen Abstecher in die Urdenbacher Kämpe unternehmen. Haus Bürgel ist auch Sitz der Biologischen Station, die sich unter anderem um das Naturschutzgebiet zwischen Urdenbach und Monheim kümmert.
Mit dem Projekt „Auenblicke“wurde die Auenlandschaft von 2012 bis 2015 ökologisch aufgewertet und für Besucher besser erlebbar gemacht. Die Biologische Station leitete dieses Projekt federführend. Je zur Hälfte wurde es aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes NRW finanziert. Auf der dazugehörigen Internetseite heißt es: „Mit dem Projekt „Auenblicke“möchten wir die Bedeutung dieser Naturoase den Anwohnern und Besuchern näher bringen und Bewusstsein schärfen.“
Das Konzept ist inzwischen so erfolgreich, dass die Besucher in Scharen kommen. Vor allem mit Beginn der Corona-pandemie sind es immer mehr Menschen, die aus einem größeren Umkreis anfahren, zumeist mit dem privaten Pkw. Das gefällt vielen nicht. An schönen Wochenende ist halb Urdenbach zugeparkt. Die Zahl der Parkplätze ist limitiert, sie stehen in Urdenbach auf dem Piels Loch und in Baumberg am Rheinufer zur Verfügung. An schönen Wochenenden ziehen oft Karawanen von Wanderern durch die Kämpe. Wen unterwegs die volle Blase quält, der schlägt sich in die Büsche.
Kurzzeitig hatten die Biologen gehofft, dass sich ein Storchenpärchen zum Brüten auf einem der eingerichteten Horste niederlässt. Doch wer möchte seine Nachkommen aufziehen, wenn hunderte Menschen bewaffnet mit dem Handy so nah wie möglich ein Foto schießen wollen? Auch Landwirte beklagen sich, dass Wanderer über Zäune treten und querfeldein gehen. Oder Hundebesitzer ihre Tiere frei laufen lassen. Die Geister, die ich rief, werd' ich nicht mehr los, könnte man da ausrufen.
Auch Christiane Sieghart-edel, die für die SPD in der Bezirksvertretung 10 sitzt, macht sich Sorgen um Düsseldorfs größtes Naturschutzgebiet, das wegen seiner Bedeutung auch in das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 aufgenommen wurde und internationalen Schutz genießt. Sie fragte im Frühjahr die Stadt Düsseldorf nach Schutzmaßnahmen. Die antwortete, dass diese auf folgenden Säulen ruhten: eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und Fortführung des Projektes „Auenblicke“, die Prüfung, ob Schilder erneuert oder ergänzt werden müssten, die aktive Ansprache von Besuchern durch die Untere Naturschutzbehörde und die Biologische Station und die Erhöhung der ordnungsbehördlichen Präsenz durch das Ordnungsamt.
Wer diese Sätze liest, weiß, wie selten das gerade an den Wochenenden der Fall ist. Wenn man sieht, dass es in der Landeshaupstadt auch in den Naturschutzgebieten des Elbsees, dem Himmelgeister Rheinbogen und dem Rotthäuser Bachtal ähnliche Probleme gibt, liegt es auf der Hand, dass sich die Stadt bei der Aufstockung des OSD Gedanken darüber machen sollte, eine Art Ranger-dienst wie etwa in der Eifel auf die Beine zu stellen, der dann in den Gebieten unterwegs ist, wenn es auch die Menschen sind. Ranger sind in der Umweltbildung tätig, sind Ansprechperson für Wanderer und Erholungssuchende und unterhalten die Wegeinfrastruktur sowie Erholungseinrichtungen. Spätestens wenn die Vermarktung von Haus Bürgel als Welterbe beginnt, müssen Lösungen da sein. Auch eine Anlaufstelle auf Urdenbacher Seite mit einem öffentlichen WC würde Sinn machen.