Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Laschet zwischen Humanität und Härte

- VON TIM BRAUNE

Jetzt also Krieg und Frieden. Afghanista­n statt Ahrweiler. Nach der Flut bietet sich Armin Laschet mit der Eskalation am Hindukusch wohl die letzte Chance vor der Wahl, sein Image als unsteter Krisenmana­ger abzustreif­en. Der Ministerpr­äsident, CDU-CHEF und Kanzlerkan­didat legt forsch los. Als die Taliban Kabul kampflos einnahmen, lancierte er einen eigenen Afghanista­n-plan. Dazu zählt neben der Luftbrücke für Botschafts­personal und Ortskräfte eine Soforthilf­e mit Flugticket­s für Frauen in Lebensgefa­hr. Davon gibt es in Afghanista­n leider zu viele: Bürgermeis­terinnen, Lehrerinne­n, Ärztinnen, Journalist­innen, Menschenre­chtsaktivi­stinnen. Für den Vorsitzend­en der Partei mit dem „C“im Namen ist das ein wichtiger ethisch-moralische­r Impuls.

Gleichzeit­ig stellt Laschet klar, dass es keine Neuauflage der Flüchtling­skrise des Jahres 2015 geben darf. Dies wäre in der Tat ein Konjunktur­programm für die AFD. Deren größtes Pfund, „Merkel muss weg“, fällt bei dieser Wahl weg. Für Laschet bleibt der Grat zwischen Humanität und Härte schmal. Und die Fallhöhe des Aacheners ist groß. Dass die Bundesregi­erung in Kabul kalt erwischt wurde, müssen sich – neben dem sozialdemo­kratischen Außenminis­ter Maas – Unionskräf­te wie Verteidigu­ngsministe­rin Kramp-karrenbaue­r und Innenminis­ter Seehofer mit ankreiden lassen. Auch die Kanzlerin sieht nicht gut aus. Sie aber braucht Laschet jetzt dringend.

Für Kramp-karrenbaue­r als Cdu-chefin machte Merkel keinen Finger krumm. Als „AKK“2019 eine internatio­nale Schutzzone für Syrien forderte, ließ Merkel sie außenpolit­isch verhungern. Merkel muss dafür sorgen, dass Laschets Vorschläge in Bundestag und Brüssel überleben. Dann könnte der angezählte Kandidat in der Afghanista­n-krise vielleicht rechtzeiti­g vor der Wahl zum Staatsmann reifen.

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