Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Laschet zwischen Humanität und Härte
Jetzt also Krieg und Frieden. Afghanistan statt Ahrweiler. Nach der Flut bietet sich Armin Laschet mit der Eskalation am Hindukusch wohl die letzte Chance vor der Wahl, sein Image als unsteter Krisenmanager abzustreifen. Der Ministerpräsident, CDU-CHEF und Kanzlerkandidat legt forsch los. Als die Taliban Kabul kampflos einnahmen, lancierte er einen eigenen Afghanistan-plan. Dazu zählt neben der Luftbrücke für Botschaftspersonal und Ortskräfte eine Soforthilfe mit Flugtickets für Frauen in Lebensgefahr. Davon gibt es in Afghanistan leider zu viele: Bürgermeisterinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen, Journalistinnen, Menschenrechtsaktivistinnen. Für den Vorsitzenden der Partei mit dem „C“im Namen ist das ein wichtiger ethisch-moralischer Impuls.
Gleichzeitig stellt Laschet klar, dass es keine Neuauflage der Flüchtlingskrise des Jahres 2015 geben darf. Dies wäre in der Tat ein Konjunkturprogramm für die AFD. Deren größtes Pfund, „Merkel muss weg“, fällt bei dieser Wahl weg. Für Laschet bleibt der Grat zwischen Humanität und Härte schmal. Und die Fallhöhe des Aacheners ist groß. Dass die Bundesregierung in Kabul kalt erwischt wurde, müssen sich – neben dem sozialdemokratischen Außenminister Maas – Unionskräfte wie Verteidigungsministerin Kramp-karrenbauer und Innenminister Seehofer mit ankreiden lassen. Auch die Kanzlerin sieht nicht gut aus. Sie aber braucht Laschet jetzt dringend.
Für Kramp-karrenbauer als Cdu-chefin machte Merkel keinen Finger krumm. Als „AKK“2019 eine internationale Schutzzone für Syrien forderte, ließ Merkel sie außenpolitisch verhungern. Merkel muss dafür sorgen, dass Laschets Vorschläge in Bundestag und Brüssel überleben. Dann könnte der angezählte Kandidat in der Afghanistan-krise vielleicht rechtzeitig vor der Wahl zum Staatsmann reifen.
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