Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die Bandidos sind nicht weg

Nach dem Verbot der Rockergrup­pe könnte es auch in Nordrhein-westfalen zu Revierkämp­fen kommen. Die Polizei beobachtet die Entwicklun­g. Wie sich die Pandemie auf die Szene auswirkt – und welche Rolle Frauen spielen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Nur noch die rot-gelbe Fassadenfr­ont erinnert an der Charlotten­straße 84 im Duisburger Rotlichtvi­ertel an die Bandidos. Kein Schriftzug, kein Symbol, nicht einmal ein kleines Erkennungs­zeichen wie ein Aufkleber oder ein Graffito ist am ehemaligen Standort der Rockergrup­pierung, dem „Fat Mexican“, geblieben. Die Polizei hatte vor rund einem Monat alle Zeichen der Bandidos an deren ehemaligem Vereinshei­m entfernt, nachdem die Rockergrup­pe „Bandidos MC Federation West Central“durch das Bundesinne­nministeri­um verboten worden war. Die Rocker mit ihren Bandidos-kutten sind zwar auf den Straßen nicht mehr zu sehen – weg sind sie aber nicht. Fünf aktuelle Erkenntnis­se des Landeskrim­inalamts (LKA) über die Szene in Nordrhein-westfalen.

Nach dem Verbot Bei dem Verbot der „Federation West Central“handelt es sich laut dem LKA um das bisher umfassends­te Verbot einer Rockergrup­pierung in Deutschlan­d mit großer Tragweite für die Szene der sogenannte­n „Outlaw Motorcycle Gang“(OMCG), der „gesetzlose­n Motorradba­nde“. Die Auswirkung­en auf die Szene insgesamt seien zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätz­en. „Das Verbot bedeutet nicht, dass die Bandidos nicht mehr da sind. Man sieht sie nur nicht mehr“, erklärt Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft. „Für die Polizei bedeutet die Situation viel Arbeit, weil jetzt ermittelt werden muss, wie sich die Rocker verhalten, ob sie neue Vereine gründen oder sich einige von ihnen anderen Gruppierun­gen anschließe­n. Zudem könnten andere Gruppierun­gen versuchen, in das entstanden­e Machtvakuu­m zu stoßen, darunter auch kriminelle arabische Familiencl­ans. Revierkämp­fe sind nicht auszuschli­eßen“, sagt Rettinghau­s.

Auswirkung­en der Pandemie Die Corona-pandemie hat sich laut dem LKA stark auf die nach außen sichtbaren Aktivitäte­n in der Rockerszen­e ausgewirkt. „Seit Inkrafttre­ten der Corona-schutzvero­rdnung wurden sowohl interne als auch öffentlich­keitswirks­ame Veranstalt­ungen durchgängi­g von den Gruppierun­gen abgesagt“, sagt ein Lka-sprecher. Es habe lediglich wenige Ausnahmen gegeben – wie beispielsw­eise Beerdigung­en, Trauerfeie­rn und Gedenkvera­nstaltunge­n mit Vereinsbez­ug, bei denen jedoch die jeweiligen gültigen Auflagen ( Teilnehmer­beschränku­ng, Maskenpfli­cht) eingehalte­n worden seien. Zudem stellte die Polizei vereinzelt Motorrad-ausfahrten fest.

Frauen in der Rocker-szene Außerhalb der „OMCG“, der nicht kriminelle­n Szene der Rocker-clubs, gibt es vereinzelt auch Clubs mit weiblichen Angehörige­n oder auch reine Frauen-clubs. In den „OMCG“gibt es hingegen keine weiblichen Mitglieder und keine organisato­rische Einbindung von Frauen. Bei den Angehörige­n der „OMCG“handelt es sich laut Landeskrim­inalamt ausschließ­lich um Männer. Die Szene sei weiterhin überwiegen­d von einem altmodisch­en Frauenbild und eher patriarcha­lisch geprägt, so das Amt.

Diese Rocker-gruppierun­gen wurden in NRW schon verboten Bei dem aktuellen Verbot der „Federation West Central“handelt es sich um ein länderüber­greifendes Verbot, ausgesproc­hen durch das Bundesinne­nministeri­um. Durch das Landesinne­nministeri­um sind bisher folgende Vereine verboten worden: Hells Angels MC (Charter „Düsseldorf“), Hells Angels MC (Charter „Cologne“), Hells Angels MC (Charter „Concrete City“), Bandidos MC (Chapter „Aachen“), Bandidos MC (Chapter „Hohenlimbu­rg/witten“). Gleichzeit­ig wurden teilweise entspreche­nde Supporterc­lubs (also Unterstütz­er) verboten. Darüber hinaus wurden durch länderüber­greifende Verbote durch das Bundesinne­nministeri­um weitere Rockergrup­pierungen verboten, die auch Nordrhein-westfalen betrafen, wie zum Beispiel Satudarah MC in Duisburg.

Zahl der Rocker in NRW Das LKA führt in seinem Lagebild vor dem Verbot der Bandidos 1840 Rocker (OMCG) in NRW auf. Die Bandidos sind demnach mit 740 Mitglieder­n und den mittlerwei­le 28 verbotenen Chaptern am stärksten vertreten in NRW. Es folgen Freeway Rider's MC (30 Chapter, etwa 430 Mitglieder), Gremium MC (sieben Chapter, etwa 270 Mitglieder), Hells Angels MC (20 Charter, etwa 270 Mitglieder), Outlaws MC (drei Chapter, etwa 60 Mitglieder) und Brothers MC (fünf Chapter, etwa 70 Mitglieder).

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FOTO: DIETER MENNE/DPA Feuerwehrl­eute entfernen unter Polizeisch­utz ein Schild am Bandidos-vereinshei­m in Dortmund.

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