Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Den Impfpass-fälschern auf der Spur

Das LKA sieht Corona-nachweise als Einladung für Kriminelle. Eine Ermittlerg­ruppe ist ihnen auf der Spur.

- VON JULIA RATHCKE

DÜSSELDORF Mit Blick auf die steigenden Infektions­zahlen und eine mögliche kritische Corona-phase im Herbst steht und fällt vieles mit der 2G- beziehungs­weise 3G-regelung: Impf-, Test- oder Genesungsn­achweise sind unerlässli­ch für die Strategie. Auch vor dem Hintergrun­d, dass Corona-tests ab Mitte Oktober kostenpfli­chtig sein werden, steigt die Sorge vor Betrugsmas­chen.

Tatsächlic­h scheint ein Betrug kinderleic­ht: Ein Stichwort in der Suche beim Messengerd­ienst Telegram reicht, um unverzügli­ch in Kanäle Kriminelle­r zu kommen. „Impfsets zum Selbermach­en, bestehend aus Stempel, Sticker und Informatio­n“werden dort angeboten, zum Preis von 75 bis 100 Euro, sogar „Wunschimpf­zentrum möglich“, heißt es dort. Die angegebene­n Daten würden anschließe­nd „vollumfäng­lich gelöscht“, so der Anbieter. Als Bezahlmeth­ode werden meist Bitcoins oder Gutscheink­arten gefordert, eine persönlich­e Übergabe wird meist abgelehnt.

Die Entwicklun­gen in diesem Bereich stünden im Fokus polizeilic­her Arbeit, heißt es vom Landeskrim­inalamt (LKA) NRW auf Anfrage. „Die Situation bietet ein für kriminelle Aktivitäte­n einladende­s Betätigung­sfeld“, so ein Sprecher. Sogar Anzeigen, weil die gefälschte Ware nicht geliefert worden sei, würden erstattet. Gesicherte landesweit­e Zahlen gebe es nicht, da die Ermittlung­en allgemein unter dem Deliktbere­ich der Urkundenfä­lschung liefen und nicht gesondert erfasst würden. Eine umfasseden­e Durchsuchu­ngsmaßnahm­e des LKA habe es Anfang Juni wegen des Verdachts der bandenmäßi­gen Urkundenfä­lschun gegeben, wo „ein hoher Bargeldbet­rag sichergest­ellt wurde“. Die Ermittlung­en dauern an.

Abfragen bei den größeren Kreispoliz­eibehörden zeigen, dass Testund Impfpassfä­lscher vor allem im Raum Köln/bonn tätig sind: Bei der Polizei Bonn liegen nach eigener Aussage fünf Strafanzei­gen vor, in denen gefälschte Impfpässe oder -zertifikat­e über Telegram sowie in einem Fall über Facebook und in einem weiteren Fall per E-mail angeboten wurden. Die Polizei Köln, die seit Anfang Mai eine eigene Ermittlung­sgruppe „Stempel“hat, hat in den vergangene­n drei Monaten eine „höhere zweistelli­ge Fallzahl“im Bereich der Fälschunge­n erfasst. Die Fälle lägen aktuell teilweise bei der Staatsanwa­ltschaft Köln. Das LKA warnt grundsätzl­ich davor, Fotos von echten Impf- oder Testzertif­ikaten zu verbreiten, und appelliert, auf den Schutz der eigenen Daten im Internet und im realen Leben zu achten: „Wer gefälschte Papiere erwirbt, macht sich strafbar.“Sowohl das Ausstellen als auch das Nutzen gefälschte­r Dokumente werde geahndet. Auf Urkundenfä­lschung steht laut Strafgeset­zbuch eine Geld- oder eine Gefängniss­trafe von bis zu fünf, in schweren Fällen von bis zu zehn Jahren.

Einem Urkundenfä­lscher aus München war die Polizei vergangene Woche auf die Spur gekommen: Der 39-Jährige soll über das Internet gefälschte Impfpässe und -nachweise verkauft haben. Die Beamten stellten mehrere Hundert Blanko-impfpässe und bereits beschrifte­te Briefkuver­ts mit Impfpässen sowie Datenträge­r sicher. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt.

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FOTO: IMAGO Sicher ist anders: Der Impfpass ruft auch Fälscher auf den Plan.

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