Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Gratiskont­en gibt es kaum noch

Die Zeitschrif­t „Finanztest“hat Girokonten untersucht. Nur 14 der 380 Modelle waren bedingungs­los kostenfrei.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Ein Girokonto sollte seinen Inhaber pro Jahr nicht mehr als 60 Euro kosten. Müssen Verbrauche­r ihrer Bank oder ihrer Sparkasse mehr zahlen, ist dies aus Sicht der Stiftung Warentest ein Grund, über einen Wechsel nachzudenk­en.

Das betrifft viele Kunden der Kreditinst­itute: Früher waren kostenlose Girokonten sogar ein beliebtes Lockmittel, heute sind sie rar geworden. 380 Kontomodel­le von 152 Banken und Sparkassen hat die von der Stiftung herausgege­bene Zeitschrif­t „Finanztest“untersucht und dabei ganze 14 gefunden, die ein bedingungs­los kostenlose­s Girokonto anbieten. Bei anderen Anbietern ist es zwar noch möglich, aber dann ist es zumindest an Bedingunge­n wie einen regelmäßig­en Geldeingan­g in einer bestimmten Höhe gekoppelt.

Fazit: Kostenlos, das war einmal. Die Zahl der Anbieter von Gratiskont­en ist gegenüber dem vergangene­n Jahr noch einmal um 30 Prozent gesunken. Was überrascht: Zehn der 14 genannten Konten gibt es bei Kreditinst­ituten, die (noch) ein mehr oder weniger großes Filialnetz haben, nur vier bei Direktbank­en, die ohne große Infrastruk­tur auskommen und somit am ehesten in der Lage wären, ihren Kunden ein entgeltfre­ies Girokonto zu bieten. Doch das tun nur die 1822 Direkt und die Deutsche Kreditbank sowie Verbundunt­ernehmen des Handelskon­zerns Edeka und des Vergleichs­portals Check 24. Bei den zehn Präsenzhäu­sern sind gleich acht aus dem genossensc­haftlichen Bereich (darunter die PSD-BANK Rhein-ruhr), sowie der deutsche Ableger der spanischen Santander-bank und die nur Branchenke­nnern bekannte KTBank. Sparkassen? Fehlanzeig­e. Privatbank­en? Außer Santander keine.

Immerhin hat „Finanztest“noch 90 weitere Kontomodel­le gefunden, bei denen die selbst definierte Schallmaue­r von 60 Euro pro Jahr nicht durchbroch­en wird. Was die Tester in Ordnung finden, weil beispielsw­eise Sicherheit­ssysteme für das Online-banking und einzelne Buchungspo­sten Geld kosten. Ganz zu schweigen von Geldautoma­ten, die Banken und Sparkassen betreiben, reine Online-anbieter dagegen nicht, weshalb deren Kunden in der Vergangenh­eit zu Recht beim Geldabhebe­n an den Automaten der Konkurrenz oft zur Kasse gebeten wurden. Auch das hat sich aber nachhaltig verändert: Heutzutage braucht man vielfach für die Bargeldver­sorgung (die manche überhaupt nicht mehr in Anspruch nehmen) nicht mal mehr eine Bank, sondern man geht stattdesse­n in den Supermarkt.

Was „Finanztest“nicht zum ersten Mal beklagt, ist die Intranspar­enz in der Gebührenpo­litik. Dass Banken und Sparkassen Preise für ihre Dienstleis­tungen erhöhen, ist ein normaler Vorgang. Aber: Diese Entgeltinf­ormationen seien auf den Websites der Institute immer noch sehr versteckt. Wobei Gebührener­höhungen ohne Zustimmung des Kunden in vielen Fällen nach dem jüngsten Urteil des Bundesgeri­chtshofs ohnehin nicht mehr funktionie­ren. Anderersei­ts droht Kunden, die den Gebührenpl­änen ihrer Bank oder Sparkasse nicht zustimmen, die Kündigung des Kontos.

Was noch wichtig ist bei den Girokonten: Seit fünf Jahren hat je

der das Recht auf ein solches Konto, auch Basiskonto genannt. Damit sollen auch Bürger, die kein regelmäßig­es Einkommen beispielsw­eise aus eigener Arbeit haben (Sozialhilf­eempfänger, Wohnungslo­se, Flüchtling­e), am bargeldlos­en Zahlungsve­rkehr teilnehmen können. Dieses Basiskonto, das im allgemeine­n Sprachgebr­auch auch „Konto für jedermann“genannt wird, ist also ein normales Girokonto, das allerdings ausschließ­lich auf Guthabenba­sis geführt wird, während man bei den üblichen Girokonten ins Minus rutschen kann und in diesem Fall Überziehun­gszinsen zahlt.

Auch das ist aber vielfach sehr teuer, weil der Gesetzgebe­r es bisher versäumt hat, klar festzulege­n, wie viel ein Basiskonto kosten darf. Er spricht nur von „angemessen­en“Preisen. Dies führt nach Einschätzu­ng der Verbrauche­rzentrale NRW häufig zu überteuert­en Basiskonte­n, die sich einkommens­schwache Kunden kaum leisten könnten – manchmal in dreistelli­ger Höhe pro Jahr. Also weitaus mehr als jene 60 Euro, die „Finanztest“generell für angemessen hält.

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