Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Gratiskonten gibt es kaum noch
Die Zeitschrift „Finanztest“hat Girokonten untersucht. Nur 14 der 380 Modelle waren bedingungslos kostenfrei.
DÜSSELDORF Ein Girokonto sollte seinen Inhaber pro Jahr nicht mehr als 60 Euro kosten. Müssen Verbraucher ihrer Bank oder ihrer Sparkasse mehr zahlen, ist dies aus Sicht der Stiftung Warentest ein Grund, über einen Wechsel nachzudenken.
Das betrifft viele Kunden der Kreditinstitute: Früher waren kostenlose Girokonten sogar ein beliebtes Lockmittel, heute sind sie rar geworden. 380 Kontomodelle von 152 Banken und Sparkassen hat die von der Stiftung herausgegebene Zeitschrift „Finanztest“untersucht und dabei ganze 14 gefunden, die ein bedingungslos kostenloses Girokonto anbieten. Bei anderen Anbietern ist es zwar noch möglich, aber dann ist es zumindest an Bedingungen wie einen regelmäßigen Geldeingang in einer bestimmten Höhe gekoppelt.
Fazit: Kostenlos, das war einmal. Die Zahl der Anbieter von Gratiskonten ist gegenüber dem vergangenen Jahr noch einmal um 30 Prozent gesunken. Was überrascht: Zehn der 14 genannten Konten gibt es bei Kreditinstituten, die (noch) ein mehr oder weniger großes Filialnetz haben, nur vier bei Direktbanken, die ohne große Infrastruktur auskommen und somit am ehesten in der Lage wären, ihren Kunden ein entgeltfreies Girokonto zu bieten. Doch das tun nur die 1822 Direkt und die Deutsche Kreditbank sowie Verbundunternehmen des Handelskonzerns Edeka und des Vergleichsportals Check 24. Bei den zehn Präsenzhäusern sind gleich acht aus dem genossenschaftlichen Bereich (darunter die PSD-BANK Rhein-ruhr), sowie der deutsche Ableger der spanischen Santander-bank und die nur Branchenkennern bekannte KTBank. Sparkassen? Fehlanzeige. Privatbanken? Außer Santander keine.
Immerhin hat „Finanztest“noch 90 weitere Kontomodelle gefunden, bei denen die selbst definierte Schallmauer von 60 Euro pro Jahr nicht durchbrochen wird. Was die Tester in Ordnung finden, weil beispielsweise Sicherheitssysteme für das Online-banking und einzelne Buchungsposten Geld kosten. Ganz zu schweigen von Geldautomaten, die Banken und Sparkassen betreiben, reine Online-anbieter dagegen nicht, weshalb deren Kunden in der Vergangenheit zu Recht beim Geldabheben an den Automaten der Konkurrenz oft zur Kasse gebeten wurden. Auch das hat sich aber nachhaltig verändert: Heutzutage braucht man vielfach für die Bargeldversorgung (die manche überhaupt nicht mehr in Anspruch nehmen) nicht mal mehr eine Bank, sondern man geht stattdessen in den Supermarkt.
Was „Finanztest“nicht zum ersten Mal beklagt, ist die Intransparenz in der Gebührenpolitik. Dass Banken und Sparkassen Preise für ihre Dienstleistungen erhöhen, ist ein normaler Vorgang. Aber: Diese Entgeltinformationen seien auf den Websites der Institute immer noch sehr versteckt. Wobei Gebührenerhöhungen ohne Zustimmung des Kunden in vielen Fällen nach dem jüngsten Urteil des Bundesgerichtshofs ohnehin nicht mehr funktionieren. Andererseits droht Kunden, die den Gebührenplänen ihrer Bank oder Sparkasse nicht zustimmen, die Kündigung des Kontos.
Was noch wichtig ist bei den Girokonten: Seit fünf Jahren hat je
der das Recht auf ein solches Konto, auch Basiskonto genannt. Damit sollen auch Bürger, die kein regelmäßiges Einkommen beispielsweise aus eigener Arbeit haben (Sozialhilfeempfänger, Wohnungslose, Flüchtlinge), am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen können. Dieses Basiskonto, das im allgemeinen Sprachgebrauch auch „Konto für jedermann“genannt wird, ist also ein normales Girokonto, das allerdings ausschließlich auf Guthabenbasis geführt wird, während man bei den üblichen Girokonten ins Minus rutschen kann und in diesem Fall Überziehungszinsen zahlt.
Auch das ist aber vielfach sehr teuer, weil der Gesetzgeber es bisher versäumt hat, klar festzulegen, wie viel ein Basiskonto kosten darf. Er spricht nur von „angemessenen“Preisen. Dies führt nach Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW häufig zu überteuerten Basiskonten, die sich einkommensschwache Kunden kaum leisten könnten – manchmal in dreistelliger Höhe pro Jahr. Also weitaus mehr als jene 60 Euro, die „Finanztest“generell für angemessen hält.