Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
38-Jähriger soll sieben Frauen K.-o.-tropfen verabreicht haben
DÜSSELDORF (wuk) Unter Ausnutzung des Corona-lockdowns und mit verbrecherischen Tricks hat ein 38 Jahre alter It-techniker innerhalb weniger Monate mindestens sieben Frauen – zwischen 20 und 32 Jahre alt – in seine Wohnung in der Altstadt gelockt, sie dort sexuell missbraucht, teils auch vergewaltigt. Über diese Anklage verhandelt ab Freitag das Landgericht.
Der Verdächtige, der in U-haft sitzt, soll den Frauen, die er über Dating-portale im Internet kontaktiert hatte, gleich beim ersten Treff heimlich K.-o.-tropfen verabreicht haben, um sie willenlos zu machen. Auf seinem Handy wurden später angeblich noch mehr als 200 Kontakte zu anderen Frauen entdeckt. Ermittler vermuten, dass die Dunkelziffer von weiteren Straftaten an Opfern, die ihn nicht angezeigt haben, sehr viel höher sein könnte als die jetzt angeklagten sieben Fälle.
Als zunächst harmlos und charmant hat sich der 38-Jährige laut Anklage seinen Opfern zwischen Mitte 2020 und Anfang 2021 präsentiert. So spielte er mit Opfern beim ersten Date anfangs meist das Gesellschaftsspiel „Vier gewinnt“, einmal soll er auch behauptet haben, er habe ein Kinderbuch geschrieben. Anderen Frauen log er angeblich vor, er habe lange keinen Sex gehabt, um damit dann seine plötzliche Zudringlichkeit zu erklären. Getroffen hat sich der Mann, der sich als Italiener ausgab, laut Ermittlungen mit den Partnerinnen stets vor Lokalen an der Ratinger Straße – obwohl er als Anwohner genau wusste, dass Bars und Cafés wegen des Lockdowns geschlossen waren. So soll es ihm aber gelungen sein, die Frauen schnell in seine nahegelegene Wohnung zu locken und ihnen dort vorgemixte Schnäpse zu servieren.
Die Staatsanwältin ist sicher: Diese Drinks waren mit K.-o.-tropfen präpariert, um die Betäubung der Frauen sexuell auszunutzen. In mindestens vier Fällen sei es zu Vergewaltigungen der wehrlosen Opfer gekommen, eine der Frauen war nach der Flucht aus der Wohnung so betäubt, dass sie fast vom Fahrrad gefallen wäre. Gelang es Opfern, sich zu wehren, soll er gezetert haben, dass „deutsche Frauen viel zu verklemmt“seien, um sich mit ihm einzulassen. Als eins der Opfer trotz Betäubung aus der Wohnung entkam und zur Altstadtwache floh, war die Frau kaum in der Lage, eine Anzeige aufzugeben: Ihr war noch so schwindlig, dass sie nur lallte.
Bei der Durchsuchung fanden Beamte in der Küche des Angeklagten zerstoßene Tabletten, die zur Herstellung von K.-o.-substanzen nötig sind. Bisher soll er zu allen Vorwürfen geschwiegen haben. Nur im letzten Fall gab er angeblich an, er habe jene Besucherin als mögliche Partnerin abgewiesen und sie vor die Tür gesetzt. Aus Rache dafür habe sie ihn dann angezeigt. Für den Prozess sind zehn Verhandlungstage bis Anfang November vorgesehen.