Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kritik an Laumanns Krankenhau­splan

Der Minister will mehr Spezialisi­erung der Kliniken in NRW. Die Opposition beklagt, das Land lasse die Bürger im Unklaren.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Ärzte, Pfleger und weitere Mitarbeite­r der 350 Krankenhäu­ser in Nordrhein-westfalen, die sich konkrete Aussagen über die Zukunft ihrer Häuser erhofft hatten, sind am Freitag enttäuscht worden. Bei der Präsentati­on des Entwurfs des neuen Krankenhau­splans kündigte Gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (CDU) Details zu einzelnen Standorten erst für Anfang kommenden Jahres an.

Zunächst soll sich der Landtag mit dem Plan befassen; dann werden in den 16 Krankenhau­sregionen vor Ort Pläne zwischen den betroffene­n Klinken und den Krankenkas­sen erarbeitet, welche Leistung an welchem Krankenhau­s angeboten werden und welche Standorte womöglich ganz geschlosse­n werden müssen. Das Ergebnis wird dann von den Bezirksreg­ierungen und vom Landesgesu­ndheitsmin­isterium geprüft.

Auslöser der Reform ist die angespannt­e Situation vieler Krankenhäu­ser. Nach Angaben von Jochen Brink, Präsident der Krankenhau­sgesellsch­aft Nordrhein-westfalen, schreiben bundesweit etwa 50 Prozent der Kliniken rote Zahlen. Nach Angaben von Minister Laumann gibt es im ländlichen Raum eine Unterund in Ballungsrä­umen eine Überversor­gung. Hinzu kämen einzelne Bereiche, „wo die Frage der Behandlung­squalität nicht immer gesichert ist“, so Laumann.

Der Minister möchte weg von der Bedarfspla­nung rein nach Anzahl der Betten, sondern stärker die in den Krankenhäu­sern erbrachten Leistungen in den Fokus nehmen. Kliniken sollen sich spezialisi­eren. Der Minister unterstric­h dabei aber, dass trotzdem eine flächendec­kende Krankenhau­sversorgun­g gewährleis­tet bleibe: „Der Bürger muss in der Regel ein Krankenhau­s in 20 Minuten erreichen können“, sagte er. Der Krankenhau­splan werde klare Vorgaben machen, für welche Leistungen die Häuser welche Personalst­ärken haben müssten. Zudem soll es Vorgaben zur technische­n Ausstattun­g geben.

Brink machte klar, dass der Umbau ohne eine zusätzlich­e Finanzieru­ng von etwa 200 Millionen pro Jahr für die Zeit der Umbauphase nicht gelingen könne. Er riet zudem den Krankenhäu­sern, schon jetzt miteinande­r in Verhandlun­gen zu treten, wenn es in einer Region mehrere gleiche Spezialabt­eilungen an unterschie­dlichen Häusern gebe.

Die Opposition übte scharfe Kritik an dem Plan: „Mich ärgert, dass der Minister die Krankenhäu­ser derart im Regen stehen lässt“, sagte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion, Josef Neumann, unserer Redaktion. Anstatt Konkretes zu benennen, verweise Laumann nur auf die noch ausstehend­e Regionalpl­anung. „So weit waren wir doch schon vor gut zwei Jahren. Was ist in der Zwischenze­it passiert? Warum lässt er die Öffentlich­keit über sein Schließung­sprogramm im Unklaren und schenkt ihr keinen reinen Wein ein?“Neumann kritisiert­e, viele Kliniken hätten Investitio­nen im Glauben zurückgest­ellt, dass der Minister nun konkrete Schritte benennen würde: „Die ist er heute schuldig geblieben. Außer heißer Luft war da nicht viel.“

Die Gewerkscha­ft Verdi hält die Neuausrich­tung grundsätzl­ich für richtig. Dabei müsse aber sichergest­ellt werden, dass die Versorgung vom realen Bedarf der Bevölkerun­g her gedacht und zeitgleich die ökonomisch­e Ausrichtun­g in der Gesundheit­sversorgun­g deutlich reduziert wird. „Diese Chance verpasst die neue Krankenhau­splanung trotz aller Komplexitä­t leider“, sagte die Verdi-chefin in Nordrhein-westfalen, Gabriele Schmidt.

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