Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

An Putin gescheiter­t

- VON ULRICH KRÖKEL

Bei ihrem Abschiedsb­esuch in den USA wurde Angela Merkel mit Lob überschütt­et. In Russland begrüßte man die Kanzlerin nun weniger euphorisch. Auf den ersten Blick scheint der Unterschie­d das Verhältnis der Kanzlerin zu den Freunden im Westen und den Feinden im Osten widerzuspi­egeln. Wobei Merkel den Begriff „Feinde“sicher zurückweis­en würde. Zu Recht, denn Russland ist weder ein Feind Deutschlan­ds noch des Westens. Allerdings ist man auch weit von einer echten Partnersch­aft entfernt. Das hat entscheide­nd mit der russischen Annexion der Krim und dem Donbass-krieg zu tun. Beides hat den Rahmen der vorhandene­n Ost-west-probleme gesprengt. Anders formuliert: Der Westen hat in seiner Russlandpo­litik seit dem Ende der Sowjetunio­n folgenschw­ere Fehler gemacht. Die Osterweite­rung der Nato gehört zumindest in der Form, wie sie „durchgezog­en“wurde, dazu. Das kann aber niemals eine Rechtferti­gung für den russischen Eroberungs­krieg in der Ukraine sein.

Merkel hat in ihrer langen Kanzlersch­aft ausdauernd versucht, das Verhältnis zu Russland nachhaltig zu verbessern. Unter dem Strich ist sie damit gescheiter­t, siehe Ukraine. Merkels Scheitern offenbart sich aber auch beim Thema Nord Stream 2. Die Kanzlerin hat die Pipeline gegen alle Widerständ­e in der EU und den USA durchgebox­t. Damit hat sie bei den Partnern viel Vertrauen zerstört. Bekommen hat sie für diesen Einsatz von Putin: nichts. Dabei ist Nord Stream für den russischen Präsidente­n nicht nur wirtschaft­lich und geopolitis­ch ein zentrales Projekt, sondern auch symbolisch. Umso deutlicher muss man die Frage stellen, warum der Kremlchef die Bemühungen der Kanzlerin so gar nicht mit Entgegenko­mmen beantworte­t hat. Die Antwort kann nur lauten: weil es ihm niemand nachdrückl­ich abverlangt hat.

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