Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Streit über Anti-nazi-werbung

Eine Initiative wirft der Marketingf­irma Ströer kurzfristi­ge Stornierun­gen vor.

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DÜSSELDORF (kib) Eine Bochumer Initiative, die auf Plakaten zur Wahl demokratis­cher Parteien aufruft, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Werbefirma Ströer. „Fadenschei­nig und kurzfristi­g wurden die Plakate, für die seit Mai Auftragsbe­stätigunge­n vorliegen, storniert“, heißt es in einer Mitteilung des Bochumer Bündnisses für Arbeit und soziale Gerechtigk­eit, dem unter anderem Gewerkscha­ften, das Bochumer Bündnis gegen Rechts und der Kinder- und Jugendring Bochum angehören.

Mit der Kampagne „Bundestag nazifrei! Keine Stimme für AFD und andere Rassist*innen“wollte die Initiative nach eigenen Angaben auf mehreren Großwandpl­akaten an zentralen Plätzen in Bochum für ihr Anliegen werben, die von Ströer vermarktet werden. Insbesonde­re kritisiert­e das Bochumer Bündnis, dass im Gegensatz dazu Plakate einer Kampagne gegen die Grünen anschließe­nd auf den von der Stadt genehmigte­n Flächen freigegebe­n worden seien.

Ströer wollte sich zu den Vorwürfen am Freitag nicht offiziell äußern. In informiert­en Kreisen hieß es, bis auf eine Großfläche in Bochum seien die Plakate im Mai wie gebucht aufgehängt worden. Bei dieser einen Fläche habe es sich um eine Plakatstel­le gehandelt, die der Eigentümer der Fläche generell frei von politische­r Werbung halten wolle, wozu er rechtlich auch befugt sei. Dort habe auch die Anti-grünen-werbung nicht stattgefun­den. „Die Anti-nazi-kampagne ist genauso durchgelau­fen wie die AntiGrünen-kampagne“, hieß es.

An der Negativkam­pagne gegen die Grünen hatte es zuvor harsche Kritik gegeben. Nach Informatio­nen der „Tagesschau“steht hinter dieser Kampagne keine Partei, sondern die Conservare Communicat­ion Gmbh. Die Gesellscha­ft sei Herausgebe­rin der Wochenzeit­ung „Deutschlan­d Kurier“. Deren Chefredakt­eur, David Bendels, sei ein ehemaliges Csu-mitglied und nach eigenen Angaben jetzt parteilos. Bendels hatte laut der Deutschen Presse-agentur gesagt, es handle sich um eine „zugespitzt­e ‚Anti-grünen`-kampagne“.

Ströer teilte daraufhin mit, Werbung genieße generell den grundrecht­lichen Schutz der Freiheit der Meinungsäu­ßerung. Als Vermarkter der Plakatfläc­hen sei die Firma nicht für die Inhalte und Gestaltung der Werbung verantwort­lich, sondern führe Aufträge aus, sofern dies aus rechtliche­n Gründen geboten sei. „Wir prüfen, ob der Inhalt eines Plakats sittenwidr­ige oder rechtlich relevante Inhalte enthält“, teilte Ströer mit.

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FOTO: IMAGO Ein vermeintli­ches Plakat der Grünen, das von Anti-grünen bundesweit geschaltet wurde.

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