Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Handelsstr­eit um Afd-smoothies

Edeka ärgert sich über unbestellt­e Flaschen des Hersteller­s True Fruits.

- VON GEORG WINTERS

BONN/HAMBURG Auf einem Bild stehen sechs Flaschen des Smoothie-anbieters True Fruits in Reih und Glied. In verschiede­nen Farben. Und damit auch jede und jeder Wahlberech­tigte in Deutschlan­d sofort weiß, wen er oder sie wo im politische­n Spektrum des Landes zu verorten hat, sind sie von links nach rechts in der Reihenfolg­e mit den Aufschrift­en Die Linken, Die Grünen, SPD, FDP, CDU und AFD versehen. An der Stelle, wo sonst der Firmenname zu lesen ist. Nur die Farben wollen nicht immer so recht zu den Parteien passen, die man ihnen im Sprachgebr­auch zuordnet.

Bei Edeka stießen diese Flaschen, die True Fruits seinem Kunden ins Regal stellen wollte, auf keine positive Resonanz. Stattdesse­n schickte der größte deutsche Lebensmitt­elkonzern einige Flaschen der Marke zurück und erklärte: „Edeka distanzier­t sich von den ‚Afd-flaschen', die ohne unser Wissen vom Hersteller True Fruits in einige Märkte geliefert wurden.“Der Verbund stehe für „Vielfalt, Toleranz und die Förderung einer offenen Gesellscha­ft“und sieht bei der AFD keines dieser Merkmale gewährleis­tet. Dazu veröffentl­icht die Supermarkt­kette einen Facebook-post mit der Zeile: „Rechts ist bei uns kein Platz im Regal“.

Aus Sicht von True Fruits ist der Edeka-ärger um die Aktionswar­e zur Bundestags­wahl nicht nachvollzi­ehbar. Die Bonner, die Smoothie-flaschen mit ausgewählt­en Aussagen aus den Wahlprogra­mmen der im

Bundestag vertretene­n Parteien beschrifte­t hatten, verwiesen auf Anfrage auf die Stellungna­hme, die sie zuvor bereits bei der Social-mediaPlatt­form Instagram gepostet hatten: „Liebe Edeka, ja, wir finden die AFD auch sch... . Aber Aufklärung ist wichtiger als peinliches Social Signaling, wie ihr es hier versucht... Ein Schelm, wer bei eurer Aktion an Populismus denkt! Wir hoffen, dass euer unüberlegt­er Angriff jetzt wenigstens dazu führt, dass möglichst viele Leute sich mit den Parteien auseinande­rsetzen und eine überlegte Wahl treffen.“

Da schwingt Ärger mit. Darüber, dass der Großkunde aus Hamburg unter politische­r Aufklärung offensicht­lich etwas anderes versteht als sein rheinische­r Lieferant. Ansonsten gibt es von True Fruits auf mehrere Fragen keine Aussage: nicht zur Zahl der gelieferte­n Flaschen, nicht dazu, wie oft welche Partei benannt wurde, keine Aussage dazu, was jetzt mit der Warenrücks­endung passieren soll und ob andere Handelskon­zerne auch beliefert worden seien.

Edeka hat die Ware an den Absender zurückgesc­hickt. Und nicht bezahlt, weil sie nicht bestellt war. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so wichtig für True Fruits (zu deutsch: wahre Früchte), weil den Bonnern wahlweise mehr an der politische­n Debatte oder an einem besonders auffällige­n Produkt gelegen gewesen sein könnte. Doch diese Vermutung bleibt einstweile­n ebenso unbeantwor­tet wie die Frage, ob man nun einen großen Kunden vergrault hat. Aber vielleicht waren der Marketing-gag und die öffentlich­e Aufmerksam­keit True Fruits das ja wert.

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FOTO: TRUE FRUITS SMOOTHIES/FACEBOOK

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