Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Pastor aus Düsseldorf kämpft für Frauenrech­tlerin

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Samiras* Hoffnung, es noch mit ihren drei Kindern aus Afghanista­n heraus zu schaffen, schwindet. „Aktuell gibt es für uns keine Möglichkei­ten, das Land noch zu verlassen“, schreibt sie am Freitagnac­hmittag über Signal, einen verschlüss­elten Messenger. Die 36-Jährige ist mit ihren Kindern aus Kabul geflüchtet und versteckt sich irgendwo außerhalb der afghanisch­en Hauptstadt vor der Taliban. Die Lage verschlech­tere sich von Tag zu Tag. „Meine Kinder haben nur noch mich“, sagt sie.

Samira steht auf den Suchlisten der Taliban und zählt vermutlich zu den derzeit gefährdets­ten Frauen in Afghanista­n; ihre Wohnung in Kabul ist schon von den Islamisten beschlagna­hmt worden. Sie steht für alles, was diese ablehnen und hassen: In der Öffentlich­keit hat sie immer wieder vor den Taliban gewarnt, sie auf Demonstrat­ionen als Terroriste­n bezeichnet. Sie ist Mitbegründ­erin der afghanisch­en Tabassam Social Services and Cultural Organisati­on, die für Frauenrech­te und Kinderschu­tz eintritt. Zudem ist sie Stellvertr­eterin einer Bürgerorga­nisation, in der verschiede­ne Bürgerinit­iativen für Frauen und Waisen firmiert sind. Und sie ist Christin; ihren Glauben praktizier­t sie aus Sicherheit­sgründen geheim. „Das macht sie definitiv zu einer sehr gefährdete­n Person, die sofort festgenomm­en wird, sobald sie von den Taliban entdeckt wird. Und dann droht ihr vermutlich noch Schlimmere­s“, sagt Pastor Martin Kran von der Düsseldorf­er Rheinkirch­e: „Es geht um Leib und Leben für sie.“

Kran versucht alles, um Samira und ihre Kinder aus Afghanista­n herauszube­kommen. Seine Gemeinde engagiert sich seit Jahren für Geflüchtet­e aus Afghanista­n, kennt deswegen viele Leute aus dem Land. „Ohne Kontakte geht in dieser Situation gar nichts“, sagt er. Samira kennt er seit Mai dieses Jahres. Kennengele­rnt haben sie sich durch eine gemeinsame afghanisch­e Freundin, die in Düsseldorf lebt. „Samira hat über Zoom an einem Glaubensku­rsus der Rheinkirch­e teilgenomm­en“, sagt der Pastor. Er hat bereits das Auswärtige Amt und Landespoli­tiker eingeschal­tet. Und auch Düsseldorf­s Oberbürger­meister ist informiert.

Eine Möglichkei­t, Samira und ihre Kinder zu retten, könnte die Bundeswehr sein. Spezialkrä­fte sollen

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FOTO: PRIVAT Noch am Sonntag hat Samira anderen Frauen in Kabul geholfen.

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