Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Neue Oper an gewohnter Stelle?
Die Oper an der Heinrich-heine-allee ist beliebt, aber dort ist wenig Platz für die heutigen Ansprüche an einen Neubau.
STADTMITTE Die Diskussion um eine neue Oper tritt in eine entscheidende Phase. In der kommenden Woche findet das dritte Dialogforum statt. Diesmal ist auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) dabei, mit Spannung werden die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung erwartet. Bürgerräte hatten in mehreren Sitzungen Bedarfe diskutiert und mögliche Standorte. Dass die Debatte weitergehen dürfte, hat mit einem neuen Vorschlag zu tun: Der vor zwei Wochen von unserer Redaktion vorgestellte Entwurf des Büros SOP für das Südende der Kö ist äußerst positiv aufgenommen worden.
Neben städtischen Dezernenten und Marketingexperten ist am Mittwoch als Gastreferent der Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Hamburger Kultursenator Carsten Brosda dabei. Er formuliert in seinem Impulsvortrag „Empfehlungen für ein Opernhaus der Zukunft“. Die Hansestadt hat mit der Elbphilharmonie einen Sonderbau der Kultur, der als Finanzskandal startete und heute als Wahrzeichen gefeiert wird. In Düsseldorf hat man in einem frühen Stadium verkündet, dass eine Sanierung der alten Oper mehr als 450 und ein Neubau mehr als 630 Millionen Euro kosten könnte.
Zwar soll erst zum Jahresende vom Rat die Grundsatzfrage Sanierung oder Neubau entschieden werden, aber der Neubau gilt als hochwahrscheinlich. Der heutige Standort Heinrich-heine-allee hat große Sympathien, „am liebsten sähe ich die neue Oper dort“, sagt etwa Markus Raub, eine der Spd-fraktionsspitzen. Es ist ein historischer Ort, dort eröffnete 1875 das Stadttheater. Im Krieg wurde viel Technik zerstört, der Aufbau gelang, aber heute ist der Bau marode, es fehlen eine zweite Seitenbühne und eine Studiobühne, zudem wären ein Café oder Restaurant schön. Kurzum: Die Oper braucht mehr Platz.
Das heutige Grundstück umfasst 4410 Quadratmeter, die Nutzfläche 14.764 Quadratmeter. Die heutigen Anforderungen führen zu einem Flächenmehrbedarf von 77 Prozent auf 26.138 Quadratmeter. In zwei Varianten hat ein Kölner Büro konventionelle Neubauten kalkuliert und kam in beiden Fällen zu massiven Eingriffen in den Hofgarten, der 5400 oder 7400 Quadratmeter abgeben müsste. Das scheint den meisten Politikern unvorstellbar. „Wenn überhaupt, höchstens ein oder zwei Bäume“kann sich Raub vorstellen, Alexander Fils (CDU) will nur versiegelte Bereiche wie Parkplätze opfern. Er schlägt vor, noch einmal zu prüfen, ob intelligente Konzepte nicht Platz sparen könnten. Die Grünen pochen ohnehin darauf, den Hofgarten zu schützen.
Manfred Neuenhaus (FDP), der Vorsitzende des Kulturausschusses, sagt klipp und klar: „Für mich ist der Standort Heinrich-heine-allee gestorben. Wir brauchen mehr Platz.“Er halte nichts davon, die Pläne zu minimieren, wenn es um eine Oper für alle gehe. „Wenn wir jetzt zusammenstreichen, sind am Ende alle unzufrieden.“Der neue Vorschlag für das Südende der Kö, wo die Oper auf 8000 Quadratmetern ebenso zentral und gut erschlossen entstehen könnte, wirkt deswegen wie eine Befreiung. Fils nennt den Sop-entwurf „sensationell“, Neuenhaus begrüßt es, „wenn der Schandfleck Telekom-haus abgerissen werden könnte“. Raub fragt, „warum uns dieser Vorschlag nicht früher gemacht wurde“. Wolfgang Rolshoven, der Baas der Düsseldorfer Jonges, bedauert dies ebenfalls. Der Heimatverein hat seine 3250 Mitglieder zu Opernstandorten befragt, mehr als 700 haben geantwortet. Am Dienstag wird das Ergebnis präsentiert, der Graf-adolf-platz stand nicht auf der Liste.