Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
DAS EXTRA ZUM CARAVAN SALON 2021 IN DÜSSELDORF
Verreisen mit dem Wohnmobil und Wandern liegen im Trend. In der Pfalz warten auf CampingUrlauber Stellplätze in den Weinbergen.
Gemächlich schraubt sich das Wohnmobil über die Landstraße in die Weinberge oberhalb von Nierstein hinauf. „Ausserhalb 17“lautet die vielversprechende Adresse, nach der das Ehepaar Diek aus dem Fahrerhaus neugierig Ausschau hält. Links und rechts säumen grüne Rebhänge den Weg, ein Winzer schneidet gerade die langen Triebe zurück. Wenige Meter weiter leuchtet das terrakottafarbene Weingut Gehring hinter hohen Bäumen auf und die Urlauber bremsen. Langsam lenkt Peter Diek das knapp sieben Meter lange Wohnmobil durch das breite Tor, umkurvt das Gebäude und parkt auf Stellplatz Nummer 31 direkt vor einer Reihe Riesling-trauben.
Im Handumdrehen sind der Strom angeschlossen, die Nachbarn begrüßt, Tisch und Stühle aufgestellt. Nach einem kurzen Abstecher in die Vinothek des Weinguts genießen die Dieks den Abend bei einem Riesling-sekt vor ihrem Wohnmobil und lassen den Blick über die Hügel schweifen. Als die Sonne schließlich durch die Wolken blitzt, zeigt sich in der Ferne sogar die Skyline von Frankfurt. Ein perfekter Start für eine Camping-rundreise durch das östliche Rheinland-pfalz.
Aussichtsreiche und naturnahe Stellplätze wie beim Weingut Gehring sind insbesondere an Wochenenden stark gefragt. Reservieren lohnt sich in der Hochsaison, denn Camping erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit und die Zahl der Neuzulassungen steigt stetig. „Caravaning steht für vielfältige und selbstbestimmte Urlaubsgestaltung und ist daher für immer mehr Menschen attraktiv“, erklärt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbands. „Mit einem Reisemobil oder Caravan verreist man individuell nur mit Personen des eigenen Haushalts und ist durch eigene Wohn-, Schlaf-, Koch- und Sanitärmöglichkeiten weitestgehend autark.“Das sind für viele Urlauber gute Gründe, diese Reiseform einmal auszuprobieren und das eigene Land zu entdecken.
Die Camping-einsteiger Peter und Ramona Diek erkunden mit einem geliehenen Wohnmobil zehn Tage lang das Bundesland Rheinland-pfalz. Ihr erster Stopp ist das Weingut Gehring bei Nierstein in Rheinhessen. Schnell ist der große Frischwassertank aufgefüllt, beim Start der Gasversorgung für Herd und Kühlschrank helfen Nachbarn, die mit ein einem ähnlichen Modell unterwegs sind. Dann steht der Erkundung dieser schönen Region nichts mehr im Wege.
Direkt vom Wohnmobil aus machen sich Wanderer entlang der Weinlage „Roter Hang“auf den Weg zum Rheinterrassenweg, unterwegs lohnt ein Abstecher zum Schlossturm Schwabsburg. Eine schöne Tageswanderung führt am Rhein entlang gen Norden nach Bodenheim, zurück geht es mit der Bahn. Am nächsten Tag radeln die Dieks über den Rheinradweg gen Süden nach Oppenheim und begeben sich auf eine Zeitreise in die Unterwelt.
„Oppenheim ist eine alte Handelsstadt und erhielt bereits im Jahre 1008 das Marktrecht“, erzählt Gästebegleiterin Barbara Danner. „Schnell gab es zu wenig Platz für die Waren und jeder grub sich einen Keller. So gleicht der Hügel unterhalb der Stadt einem Schweizer Käse.“
Gut eine Stunde spaziert die kleine Gruppe mit bunten Helmen durch 16 der insgesamt 600 Keller, die in den 1980er-jahren zufällig entdeckt wurden. Zurück an der
Sonne Rheinhessens radeln die Dieks über den Rheinradweg am Fluss entlang gen Süden, steigen in Worms in den Zug und kehren zum Wohnmobil zurück.
Zu Fuß und per Rad lässt sich auch das benachbarte Naheland bequem erkunden. In Monzingen parken die Dieks ihr Reisemobil mit Blick auf den Fluss und begeben sich auf eine Etappe des Weinwanderwegs Rhein-nahe. Am nächsten Tag geht es über den Nahe
und den Glan-blies-radweg bis nach Meisenheim. Wassersportler können hier ins Kanu steigen und den Glan gemütlich flussabwärts bis nach Odernheim paddeln, Wellness-fans begeben sich wenig weiter in Bad Sobernheim auf den Barfußpfad und tauchen in die vom Naturheilkundler Emanuel Felke entdeckte, lehmige Heilerde ein.
Zum Abschluss fahren die Wohnmobil-urlauber über die Deutsche Weinstraße in die Pfalz. Dank der Auffahrrampen können sie die leichte Schräglage auf dem Campingplatz im Klingbachtal gut ausgleichen, mittlerweile ist auch das Auffüllen und Leeren der Wassertanks Routine geworden. Rasch sind die Fahrräder aus der „Garage“im Heck des Wohnmobils geholt und schon radeln die Dieks durch die hügeligen Weinberge zur „Kleinen Kalmit“am Ortsrand von Ilbesheim bei Landau.
„Das ist einer der schönsten Plätze für einen Sundowner“, hatte Nina Ziegler vom Verein Südliche Weinstraße Landau-land versprochen. „Am Fuße des Bergs erklärt ein Lehrpfad die verschiedenen Anbauweisen von Weinreben, oben gibt es zahlreiche Aussichtsbänke.“Die Dieks folgen dem Tipp, spazieren zur kleinen Kapelle hinauf und genießen den Sonnenuntergang über dem Pfälzer Wald bei einem Pfälzer Winzer-riesling.