Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Darauf sollten Wohnmobil-neulinge achten
Mit diesen Tipps vermeiden Camping-einsteiger bei ihrer ersten Reise im Wohnmobil Anfängerfehler und fahren sicher in den Urlaub.
(rps) Campingurlaub liegt auch im zweiten Corona-sommer im Trend. „Aufgrund von Corona wollen noch mehr Menschen individuell, flexibel und distanzorientiert reisen. Mit dem Wohnmobil hat man im Urlaub quasi sein eigenes Zuhause dabei“, sagt Tourismus-experte Dirk Schneider vom ADAC Nordrhein. Fahrzeuge mit einem Gewicht bis 3,5 Tonnen (inklusive Zuladung) lassen sich schon mit dem normalen Pkw-führerschein (Klasse B) fahren. Das Mindestalter für die Anmietung liegt in der Regel bei 21 Jahren. Mit diesen Tipps des ADAC in NRW fahren Neueinsteiger mit dem Wohnmobil sicher in den Urlaub:
Wohnmobil kaufen oder mieten? Der ADAC in NRW empfiehlt, sich für den ersten Campingurlaub zunächst ein Wohnmobil auszuleihen, um ein Gefühl zu bekommen, ob diese Art der Reise zu einem passt. Fahrzeuge können entweder bei Direkt-anbietern oder Vermittlungsportalen angemietet werden. Direkt-anbieter haben in der Regel nur Fahrzeuge der eigenen Marken im Angebot. Vermittlungsportale bündeln die Angebote von verschiedenen Anbietern. Die Auswahl ist größer, das führt mitunter zu einer höheren Verfügbarkeit.
Wer angesichts der hohen Nachfrage den Suchradius um den eigenen Wohnort auf 20 bis 40 Kilometer erweitert, erhöht die Chancen, noch ein Wohnmobil zu finden.
Das passende Fahrzeug wählen Für Anfänger eignen sich grundsätzlich kompakte oder schlanke Wohnmobile. Wer nur zu zweit unterwegs ist, wendig im Straßenverkehr sein und auch durch kleine Dörfer und Altstädte passen möchte, kann einen Campingbus mieten. Etwas länger und höher, aber immer noch kompakt, sind die beliebten Kastenwagen. Sie lassen sich bequem steuern und rangieren, sind mit Küchenzeile und großem Bett aber komfortabler ausgestattet. Teilintegrierte Fahrzeuge haben oft schon Schlafmöglichkeiten für bis zu vier Personen, sind zwischen sechs und sieben Meter lang und geben ein großzügigeres Raumgefühl. Vollintegrierte Mobile sind „Wohnzimmer auf Rädern“und sprechen mit oft getrenntem Wohn- und Schlafbereich eher raum- und wohlfühl-orientierte Camper an. Für Familien mit Kindern eignen sich Alkoven-modelle mit Betten im Überbau des Führerhauses und dazu großer Küche sowie BAD/WC mit Dusche.
Die eigenen Bedürfnisse und Ansprüche sind ein guter Wegweiser: Was will ich maximal ausgeben und wo soll die Reise hingehen? Wie viele Betten brauche ich? Wie groß muss die Sitzgruppe sein? Wieviel Gepäck soll mit? Und welche sanitären Einrichtungen soll das Mobil haben? Wer im Vorfeld genau überlegt, welche Anforderungen das Wohnmobil erfüllen muss, trifft die richtige Wahl.
Zusatzkosten im Blick behalten Je nach Fahrzeuggröße und Dauer der Anmietung variieren die Preise stark. Bei einem 14-tägigen Urlaub im Hochsommer kann die Tagesmiete zwischen 100 und 160 Euro betragen. Hinzu kommt eine einmalige Servicepauschale. Weitere Kosten pro Tag können zum Beispiel für ein Haustier anfallen (sieben bis acht Euro). Noch nicht enthalten sind auch mögliche Mautgebühren, die Kosten für Benzin und den Stellplatz. Im Durchschnitt verbrauchen Wohnmobile neun bis 14 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Wer die Freikilometer überschreitet, muss mit bis zu 40 Cent pro weiterem gefahrenen Kilometer rechnen. Eine Übernachtung auf dem Campingplatz kostet in Deutschland im Schnitt 35 Euro. NRW ist mit 32,38 Euro für eine Familie mit zwei Erwachsenen und einem Kind besonders günstig. In Ländern wie Kroatien, Italien oder die Schweiz liegen die Stellplatz-preise bei über 50 Euro pro Nacht.
Versicherung: Vollkasko oder Teilkasko? Wenn man in Deutschland ein Fahrzeug mietet, ist neben der obligatorischen Haftpflichtversicherung meistens eine Vollkaskooder Teilkaskoversicherung dabei. Der ADAC in NRW rät zum Abschluss einer Vollkaskoversicherung. Wichtig: Die Selbstbeteiligung im Blick haben, denn die kann schon mal zwischen 1000 und 3000 Euro betragen. Mit einer optionalen Selbstbehaltsversicherung lässt sich der Eigenanteil deutlich reduzieren. Allerdings steigt dann der Tagesmietpreis und trotzdem sind nicht immer alle Schadensfälle abgedeckt.
Beim Abholen genau hinschauen Neueinsteiger sollten sich vom Vermieter alle Funktionen zeigen und ausführlich einweisen lassen. Dazu zählen nicht nur die Knöpfe und Hebel am Fahrersitz, sondern auch Bedienelemente im Fahrzeuginneren, der Umgang mit Frisch- und Abwasser, die Strom- und Gasversorgung, Chemo-wc, Duschkabine, Bordküche, drehbare Sitze und Hub-bett. Für die Einweisung sollte man mindestens eine Stunde einplanen.
Ausstattung im
Wohnmobil Das Wohnmobil befindet sich bei der Anmietung in einem leeren Zustand. Handtücher, Geschirr, Besteck oder Bettwäsche müssen selbst mitgebracht und eingeräumt werden.
Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte auch an einen Kindersitz denken, diesen mitbringen und vor Ort einbauen. Ein Kindersitz ist bei Miet-wohnmobilen in der Regel nicht dabei. Haustiere sollten in einer Transportbox mitreisen. Diese muss so im Wohnmobil befestigt sein, dass sie keinen Bewegungsspielraum hat.
Mit den Fahrzeugdimensionen vertraut machen Die erste Fahrt mit einem Wohnmobil ist auch für erfahrene Autofahrer eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Vor der Abfahrt sollte man sich deshalb ohne Zeitdruck mit den Fahrzeugdimensionen und dem Verhalten des Fahrzeugs vertraut machen. Höhe und Breite zu kennen schützt vor bösen Überraschungen und Kosten – etwa in Kurven, bei schmalen Baustellen oder niedrigen, überdachten Parkmöglichkeiten. Wer zum Beispiel beim Abbiegen zu eng einlenkt, nimmt ansonsten schnell mal den Bordstein mit.
Ein großer Parkplatz ist ideal, um in Ruhe Kurven fahren, Slalom, Ausscheren und Bremsen zu üben. Außerdem bieten die Adac-fahrsicherheitszentren Grevenbroich, Weilerswist, Westfalen, Olpe, Rüthen und Paderborn spezielle Sicherheitstrainings für Wohnmobile an.
Routen gut planen – besser tagsüber reisen Wer zum ersten Mal mit dem Wohnmobil unterwegs ist, der sollte mit einer realistischen Route und nicht zu großen Entfernungen starten. Mehr als 80 bis 90 Kilometer schafft man pro Stunde nicht. Gerade Wohnmobil-neulinge sollten daher gut überlegen, wie viel Zeit sie am Tag hinterm Steuer verbringen möchten. Ansonsten ist Frust vorprogrammiert. Es ist angebracht, tagsüber, ausgeschlafen und mit großzügigen Pausen zu reisen. Im Dunklen lassen sich Hindernisse und Gefahren schwerer erkennen.
Wohnmobil richtig beladen Schwere Gegenstände gehören nach unten. Grill und Holzkohle, Getränkevorrat, Edelstahl-töpfe und Pfannen, sowie falls vorhanden Porzellan-geschirr – das alles kommt in Bodennähe des Wohnmobils. Leichte Sachen wie Kleider, Gewürze oder Kosmetikartikel können in den oberen Fächern verstaut werden.
Tipp: Vor der Tour das Wohnmobil vollbeladen wiegen lassen, zum Beispiel beim ADAC in Köln oder Dortmund. Das zulässige Gesamtgewicht ist nämlich schnell mal überschritten. Damit gefährdet man die eigene Sicherheit. Wer in eine Kontrolle gerät, riskiert zudem hohe Bußgelder und muss noch vor Ort das Gewicht reduzieren, sonst wird die Weiterfahrt untersagt.
Kochen oder duschen während der Fahrt?
Während der Fahrt müssen alle Insassen im Wohnmobil angeschnallt auf ihren Plätzen sitzen. Mal eben ein Spiegelei brutzeln oder duschen gehen, ist verboten und lebensgefährlich. Schon bei einem Ausweichmanöver oder etwas stärkerem Abbremsen kann so eine Aktion schlimme Folgen haben.
Damit gerade Kindern während der Fahrt nicht langweilig wird, an Kuscheltier, Lieblingsbuch und Hörspiele denken. Zudem längere Stopps einplanen, wo alle durchatmen und die Kinder auch toben können.
Ziele für den ersten Wohnmobil-urlaub Infrage kommen vor allem Ziele innerhalb Deutschlands oder in Nachbarländern mit guter Infrastruktur und komfortablen Plätzen, wie in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Österreich oder Italien.
Ob ein Campingplatz am Meer, mit Blick auf die Berge oder mitten in der Natur – wer sich unsicher ist, probiert am besten mehrere Varianten aus, um seinen eigenen Campingtyp herauszufinden.
Wild campen: Verboten oder erlaubt? In Deutschland ist lediglich das einmalige „Zwischenübernachten zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“erlaubt (sofern es keine coronabedingte Ausgangssperre gibt). Wer extrem müde ist, darf sein Fahrzeug überall da abstellen, wo es nicht verboten ist. Das gilt aber nur zum Ausruhen und für maximal zehn Stunden. Camping-aktivitäten entfalten, zum Beispiel Liegestühle rausstellen, den Grill anschmeißen oder die Markise ausfahren, ist verboten. Das einzige Land in Europa, wo man uneingeschränkt übernachten und frei campen darf, ist Rumänien. In allen anderen Ländern gelten Einschränkungen oder das Übernachten und freie Campen ist verboten. In Skandinavien wird das lockerer gehandhabt, aber auch da kann es regionale Einschränkungen geben.