Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der Süden Kambodschas erwacht zu neuem Glanz. Eine Reise auf den Spuren des Kampot Pfeffers
Man muss sich den Pfeffersack als glücklichen Menschen vorstellen. Guy Porré jedenfalls lässt keinen Zweifel daran, dass es ihm blendend geht. Der joviale Charakterkopf steht in der großen Halle seiner Pfefferfarm in der Provinz Kampot, genießt den Blick auf den See und seine präzise gereihten Pfefferpflanzen. Vor neun Jahren stand er zum ersten Mal hier oben, wo der Pfeffer wächst, inmitten der pittoresken Berge und verliebte sich in den Ort und die Idee, hier etwas Großes zu gestalten. Inzwischen sind er und seine Lebensgefährtin Nathalie Chaboche mit ihrer Jahresproduktion von rund sieben Tonnen die wohl größten Produzenten des vielleicht besten Pfeffers der Welt. Als sie anfingen gab es nicht einmal eine Straße hierher.
Heute zählt ihre Farm neben dem Bokor Hill-nationalpark und dem quirligen Markt von Kampot zu den lohnendsten Ausflugzielen im Süden Kambodschas. In der Zeit vor Corona kamen knapp 50.000 Besucher jährlich. Profitabel ist die Farm dennoch bisher nicht. Geld müssen der Belgier und seine bretonische Partnerin hier allerdings nicht unbedingt verdienen. Guy ist im Hauptberuf ein höchst erfolgreicher It-manager in Brüssel. So geht ein Teil der Einnahmen an die örtliche Schule, damit Lehrer und Schulgeld bezahlt werden können und die Schüler nicht aus Not von ihren Eltern zum Arbeiten geschickt werden. Mit 130 Angestellten und 150 Erntehelfern ist La Plantation zum vielleicht wichtigsten Arbeitgeber der Region geworden. Und weil die Auflagen für echten Kampot-pfeffer so streng sind, geht die Arbeit nicht so schnell aus. Die Pfefferkörner müssen von Hand geerntet werden, dann folgt die Selektion Korn für Korn,
Waschen, Abkochen, Trocknen und vor dem Verpacken eine zweite Handselektion. Bei der Weinlese auf dem weltberühmten Château Margaux im Bordelais wird auch kaum sorgfältiger gearbeitet, bestätigt Nathalie: „Aber leider erzielen wir nicht ganz die Preise wie ein Premier Grand Cru Classé.“
Zum Abschied wollen Guy und Nathalie wissen, wie wir zu ihnen gefunden haben. Die Antwort macht sie neugierig, denn von unserem noch nicht lange bestehenden Hotel auf dem Inselchen Koh Russey haben sie schon gehört – es gilt als die beste Adresse im weiten Umkreis. „Ist es vom Flughafen aus links oder rechts?“Die Antwort „rechts“stellt Guy zufrieden. Denn zur anderen Seite liegt die Provinzhauptstadt Sihanoukville und dort tobt der Casino- und Partytourismus, wie ihn vor allem Chinesen zu schätzen scheinen.
Koh Russey ist anders: leise, nachhaltig und ganz entspannt. Am Strand und beim Kräutergarten stehen kleine goldfarbene Schreine, die ein Gefühl von buddhistischer Gelassenheit ausstrahlen. Motorisierter Wassersport wird nicht angeboten. Trinkwasser wird in Glasflaschen abgefüllt, Strohhalme sind aus Pappe. Und manchmal treffen sich umweltbewusste Gäste am Strand, um ihn von angeschwemmtem Plastikmüll zu säubern. Denn leider landet auch in Kambodscha noch vieles im Meer, was dort nicht hingehört. Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer zeitigt auch hier spürbare Folgen. Die Analphabeten-rate ist immer noch erschreckend hoch und qualifiziertes Hotelpersonal zu finden, nicht ganz leicht. Auch die Insellage schreckt so manchen Einheimischen ab – aus Angst vor der, wenn auch kurzen, Bootsfahrt. Trotzdem gelingt es der Hotelleitung, das Personal an internationalen Fünf-sterne-standard heranzuführen. Gründungsdirektor Sebastien Menesguen: „In unseren 13 Villen kümmert sich ein Host, wie wir unsere Butler nennen, auf Wunsch auch rund um die Uhr um seine Gäste.“Dabei hilft ein PPM – das online vorab gemeldete Personal Preference Menu. Darin kann der anspruchsvolle Gast zum Beispiel anmelden, welche Musik er hören möchte und welches seine Lieblingsgetränke sind. Kostenbewusstere Bewohner der 50 Pavillons genannten Suiten kommen aber auch nicht zu kurz. Egal wo am über einen Kilometer langen Südstrand mit den Schatten spendenden Kasuarinen – ein freundlicher Geist im weißen Hosenanzug schaut vorbei und reicht ein kühles Tuch, nach
mittags einen Becher Eis oder eine frische Kokosnuss.
Am Morgen gibt es eine Gelegenheit, sich bei den Einheimischen zu revanchieren: beim Morning Blessing im nächstgelegenen buddhistischen Kloster auf dem Festland. Alle hocken im Kreis um einen der Mönche herum, der erteilt eine Art Segen und jeder Gesegnete schiebt eine kleine vorbereitete Morgengabe mit Dingen des täglichen Bedarfs in einer rosafarbenen Tüte zu dem zur Besitzlosigkeit verpflichteten Mönch rüber. Zum Abschied spendiert er noch großzügig geweihtes Wasser aus einem gespleißten Bambusrohr. Dabei heißt es für Fotofreunde: Aufpassen! Der Bambus ist stets gut gefüllt und der Mönch ziemlich treffsicher.