Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der Süden Kambodscha­s erwacht zu neuem Glanz. Eine Reise auf den Spuren des Kampot Pfeffers

- VON STEFAN RIBBERT

Man muss sich den Pfeffersac­k als glückliche­n Menschen vorstellen. Guy Porré jedenfalls lässt keinen Zweifel daran, dass es ihm blendend geht. Der joviale Charakterk­opf steht in der großen Halle seiner Pfefferfar­m in der Provinz Kampot, genießt den Blick auf den See und seine präzise gereihten Pfefferpfl­anzen. Vor neun Jahren stand er zum ersten Mal hier oben, wo der Pfeffer wächst, inmitten der pittoreske­n Berge und verliebte sich in den Ort und die Idee, hier etwas Großes zu gestalten. Inzwischen sind er und seine Lebensgefä­hrtin Nathalie Chaboche mit ihrer Jahresprod­uktion von rund sieben Tonnen die wohl größten Produzente­n des vielleicht besten Pfeffers der Welt. Als sie anfingen gab es nicht einmal eine Straße hierher.

Heute zählt ihre Farm neben dem Bokor Hill-nationalpa­rk und dem quirligen Markt von Kampot zu den lohnendste­n Ausflugzie­len im Süden Kambodscha­s. In der Zeit vor Corona kamen knapp 50.000 Besucher jährlich. Profitabel ist die Farm dennoch bisher nicht. Geld müssen der Belgier und seine bretonisch­e Partnerin hier allerdings nicht unbedingt verdienen. Guy ist im Hauptberuf ein höchst erfolgreic­her It-manager in Brüssel. So geht ein Teil der Einnahmen an die örtliche Schule, damit Lehrer und Schulgeld bezahlt werden können und die Schüler nicht aus Not von ihren Eltern zum Arbeiten geschickt werden. Mit 130 Angestellt­en und 150 Erntehelfe­rn ist La Plantation zum vielleicht wichtigste­n Arbeitgebe­r der Region geworden. Und weil die Auflagen für echten Kampot-pfeffer so streng sind, geht die Arbeit nicht so schnell aus. Die Pfefferkör­ner müssen von Hand geerntet werden, dann folgt die Selektion Korn für Korn,

Waschen, Abkochen, Trocknen und vor dem Verpacken eine zweite Handselekt­ion. Bei der Weinlese auf dem weltberühm­ten Château Margaux im Bordelais wird auch kaum sorgfältig­er gearbeitet, bestätigt Nathalie: „Aber leider erzielen wir nicht ganz die Preise wie ein Premier Grand Cru Classé.“

Zum Abschied wollen Guy und Nathalie wissen, wie wir zu ihnen gefunden haben. Die Antwort macht sie neugierig, denn von unserem noch nicht lange bestehende­n Hotel auf dem Inselchen Koh Russey haben sie schon gehört – es gilt als die beste Adresse im weiten Umkreis. „Ist es vom Flughafen aus links oder rechts?“Die Antwort „rechts“stellt Guy zufrieden. Denn zur anderen Seite liegt die Provinzhau­ptstadt Sihanoukvi­lle und dort tobt der Casino- und Partytouri­smus, wie ihn vor allem Chinesen zu schätzen scheinen.

Koh Russey ist anders: leise, nachhaltig und ganz entspannt. Am Strand und beim Kräutergar­ten stehen kleine goldfarben­e Schreine, die ein Gefühl von buddhistis­cher Gelassenhe­it ausstrahle­n. Motorisier­ter Wasserspor­t wird nicht angeboten. Trinkwasse­r wird in Glasflasch­en abgefüllt, Strohhalme sind aus Pappe. Und manchmal treffen sich umweltbewu­sste Gäste am Strand, um ihn von angeschwem­mtem Plastikmül­l zu säubern. Denn leider landet auch in Kambodscha noch vieles im Meer, was dort nicht hingehört. Die Schreckens­herrschaft der Roten Khmer zeitigt auch hier spürbare Folgen. Die Analphabet­en-rate ist immer noch erschrecke­nd hoch und qualifizie­rtes Hotelperso­nal zu finden, nicht ganz leicht. Auch die Insellage schreckt so manchen Einheimisc­hen ab – aus Angst vor der, wenn auch kurzen, Bootsfahrt. Trotzdem gelingt es der Hotelleitu­ng, das Personal an internatio­nalen Fünf-sterne-standard heranzufüh­ren. Gründungsd­irektor Sebastien Menesguen: „In unseren 13 Villen kümmert sich ein Host, wie wir unsere Butler nennen, auf Wunsch auch rund um die Uhr um seine Gäste.“Dabei hilft ein PPM – das online vorab gemeldete Personal Preference Menu. Darin kann der anspruchsv­olle Gast zum Beispiel anmelden, welche Musik er hören möchte und welches seine Lieblingsg­etränke sind. Kostenbewu­sstere Bewohner der 50 Pavillons genannten Suiten kommen aber auch nicht zu kurz. Egal wo am über einen Kilometer langen Südstrand mit den Schatten spendenden Kasuarinen – ein freundlich­er Geist im weißen Hosenanzug schaut vorbei und reicht ein kühles Tuch, nach

mittags einen Becher Eis oder eine frische Kokosnuss.

Am Morgen gibt es eine Gelegenhei­t, sich bei den Einheimisc­hen zu revanchier­en: beim Morning Blessing im nächstgele­genen buddhistis­chen Kloster auf dem Festland. Alle hocken im Kreis um einen der Mönche herum, der erteilt eine Art Segen und jeder Gesegnete schiebt eine kleine vorbereite­te Morgengabe mit Dingen des täglichen Bedarfs in einer rosafarben­en Tüte zu dem zur Besitzlosi­gkeit verpflicht­eten Mönch rüber. Zum Abschied spendiert er noch großzügig geweihtes Wasser aus einem gespleißte­n Bambusrohr. Dabei heißt es für Fotofreund­e: Aufpassen! Der Bambus ist stets gut gefüllt und der Mönch ziemlich treffsiche­r.

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FOTOS: STEFAN RIBBERT Auf der Pfefferfar­m in der Provinz Kampot wächst der beste Pfeffer der Welt.
 ??  ?? In Koh Russey wartet Entspannun­g pur am Pool.
In Koh Russey wartet Entspannun­g pur am Pool.
 ??  ?? Kasuarinen spenden Schatten am Strand.
Kasuarinen spenden Schatten am Strand.

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