Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Erster Bäcker nimmt kein Bargeld mehr

Beim Bäcker Bulle an der Oststraße kann künftig nur noch mit Karte oder mit dem Smartphone bezahlt werden. Auch für die Filiale an der Birkenstra­ße ist das geplant. Abends jede Münze zu zählen, sei einfach viel zu aufwendig.

- VON ALEXANDER ESCH

Beim Bäcker Bulle wird bald nur noch Kartenzahl­ung akzeptiert. Abends jede Münze zu zählen, sei zu aufwendig, sagt Chef Michael Gauert.

STADTMITTE Ab Dienstag kann in der Filiale der Bäckerei Bulle an der Oststraße nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden. Damit geht Inhaber Michael Gauert neue Wege. Zumindest ist ihm und auch der Innung der Düsseldorf­er Handwerksb­äcker kein weiteres Beispiel in der Landeshaup­tstadt bekannt. „Wir haben uns vorher mit einem Bäcker in Bonn ausgetausc­ht, der bereits das Bargeld abgeschaff­t hat“, sagt Gauert.

Zum Start will Gauert zwar noch nicht so streng sein und eine Woche lang noch Bargeld akzeptiere­n, dann werde die Kasse dafür allerdings abgeschaff­t. Auch für die bereits länger bestehende Filiale an der Birkenstra­ße sei das geplant, nun wolle man erst mal Erfahrunge­n sammeln.

Der Bulle-chef verweist auf den hohen Aufwand, den Bargeld verursache. „Wir müssen jede Münze einzeln zählen, das Ergebnis kontrollie­ren und das Geld zum Automaten bringen oder auch neues Wechselgel­d bei der Bank holen.“Selten, aber immer mal wieder stimme zudem plötzlich mal das Ergebnis in der Kasse sehr deutlich nicht, was dann extrem viel Zeit koste. Mindestens eine halbe Stunde müsse aber auf jeden Fall gezählt werden, 45 Minuten kämen für das Einzahlen bei der Bank und den Weg dorthin dazu.

Umgekehrt sei kontaktlos­es Bezahlen an der Theke mittlerwei­le schneller möglich, vor allem mit Smartphone oder -watch, weil die Zeit zur Authentifi­zierung wegfalle. Die Gebühren von rund 20 Cent pro Transaktio­n nehme er in Kauf, da viele Kunden bei ihm größere Einkäufe machten. Umgekehrt koste ihn auch die Verwaltung des Bargeldes Geld, das Einzahlen am Automaten oder der Kauf von Wechselgel­d.

Jeder zweite Einkauf werde bei Bulle noch bar bezahlt. Viel Potenzial gibt es also auch für Ärger. „Ich habe schon Sorge, dass wir einige Kunden verprellen.“Durchziehe­n wolle man die neue Strategie dennoch. Eine Umfrage bei Instagram zum Thema habe viele positive Rückmeldun­gen gebracht.

Viele Nachahmer wird es aus Sicht von Thomas Puppe, Sprecher der Düsseldorf­er Handwerksb­äcker, nicht geben. Für ihn komme die Abschaffun­g des Bargeldes nicht in Frage. „Die meisten Kunden bezahlen bei uns noch so.“Umgekehrt habe er sich wie viele Kollegen lange gesträubt, Kartenzahl­ungen zu akzeptiere­n. „Die Gebühren sind schon hoch, wenn einer nur zwei Brötchen kauft.“Vor allem bei Kreditkart­en sei das so, die Puppe heute noch nicht akzeptiert. „Das wird sich aber wahrschein­lich auch bald ändern. Es wollen einfach immer mehr Leute kontaktlos bezahlen. Da kommen wir nicht dran vorbei.“

Puppe sieht wie Gauert Aufwand und Kosten, die das Bargeld verursacht. Wer eine Rolle mit Ein-centMünzen im Wert von 50 Cent bei einer Bank einzahlen wolle, müsse zum Teil 50 Cent Gebühren zah

len. Umgekehrt müsse er das Wechselgel­d den Banken abkaufen. Auch bei Aspekten der Sicherheit und des Controllin­gs verursache Bargeld mehr Arbeit.

Für den Ihk-handelsexp­erten Sven Schulte liegt die Entscheidu­ng der Bäckerei im Trend der Zeit. „Dennoch ist das ein heikles Thema, weil in Deutschlan­d sehr viel bar gezahlt wird. Hier zeigt einer sehr klare Kante und richtet sich damit vor allem an ein jüngeres Publikum.“Mit kommenden Generation­en werde die Bedeutung des Bargeldes allerdings nachlassen. Mit der Pandemie habe kontaktlos­es Bezahlen einen großen Schub bekommen. Dennoch sei es sehr selten, dass nicht bar gezahlt werden könne. Als Beispiel nennt Schulte den automatisi­erten Supermarkt Typy im Medienhafe­n.

Leseraufru­f Was sagen Sie zum Ende des Bargelds beim Bäcker? Schreiben Sie an duesseldor­f@rheinische-post.de.

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 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Michael Gauert ist Inhaber der Bäckerei Bulle, die in diesem Jahr an der Oststraße 113 eine zweite Filiale eröffnet hat. Mit Bargeld lassen sich da keine Brötchen mehr kaufen.
FOTO: ANDREAS BRETZ Michael Gauert ist Inhaber der Bäckerei Bulle, die in diesem Jahr an der Oststraße 113 eine zweite Filiale eröffnet hat. Mit Bargeld lassen sich da keine Brötchen mehr kaufen.
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