Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kritik an Plänen für Radschnell­weg

Die Bezirksver­tretungen 3 und 10 hatten viel Kritik an den Plänen der Verwaltung bei Abschnitte­n am Deich und in Hellerhof.

- VON NICOLE KAMPE UND ANDREA RÖHRIG

Mehrere Abschnitte des neuen Radwegs sind im Süden geplant. Die Bezirkspol­itiker sind nicht zufrieden – die Verwaltung muss nachbesser­n.

DÜSSELDORF Eigentlich hätte der Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss (OVA) in seiner Sitzung am Mittwoch als zuständige­r Fachaussch­uss über den Trassenver­lauf des neuen Radschnell­wegs abstimmen sollen. Der Stadtrat wäre dann abschließe­nd am 16. September an der Reihe gewesen. Da es aber aus den Bezirksver­tretungen 3 und 10 heftigen Protest gegen zwei Teilstücke in den jeweiligen Stadtbezir­ken gab, die die Verwaltung anders als die BV-MITglieder priorisier­t, wird der OVA die Verwaltung in der Sitzung beauftrage­n, an diesen kritisiert­en Stellen nachzuarbe­iten. Das sagte der Vorsitzend­e des Ausschusse­s, Norbert Czerwinski, auf Anfrage unserer Redaktion. Damit, so der Grünen-ratsherr, werde auch der Rat die Trassenfüh­rung nicht am 16. September festlegen. Die Verwaltung hatte mit Hinweis auf den planenden Landesbetr­ieb Straßen.nrw auf den Zeitdruck hingewiese­n.

Doch das will Czerwinski so nicht stehen lassen: „2009 hatten wir als Grüne den Radschnell­weg ins Spiel gebracht. 2016 hat sich dann der OVA mit dem Projekt beschäftig­t. Und schon damals hatten wir die Verwaltung auf die Probleme aufmerksam gemacht, die eine Führung entlang des Deichs mit sich bringt. Und dann ist dreieinhal­b Jahre nichts passiert.“Er habe sich damals schon gewundert, warum die Verwaltung die Linienführ­ung über den Südring so schnell abgelehnt habe.

Der Radschnell­weg soll auf einer Länge von 25 Kilometern von Neuss beginnend über Hamm, Volmerswer­th und Flehe Richtung Düsseldorf­er Süden bis zur Stadtgrenz­e nach Monheim und Langenfeld führen. Kritisch sehen das die Mitglieder aus den Bezirksver­tretungen 3 und 10, bei beiden sogar über alle Parteigren­zen hinweg, an zwei Stellen: Durch Hamm, Flehe und Volmerswer­th will die Stadt die Trasse am liebsten über den Deich verlaufen lassen, im Süden geht die von der Verwaltung priorisier­te Linienführ­ung mitten durch ein Wohngebiet in Hellerhof.

Bei einer Sondersitz­ung der BV3 vergangene Woche gab es ein klares Veto gegen die Pläne über den Deich. Der ist heute schon an manchen Tagen am Limit. Fußgänger, Freizeit-radler, Hundebesit­zer, Familien mit spielenden Kindern, Menschen, die auf der Deichmauer picknicken, eine Buslinie sowie die Traktoren und Lkw der Gartenbaub­etriebe, die nur über den Deich zu ihren Feldern kommen, teilen sich den Platz. Ein vier Meter breiter Radschnell­weg würde dort alle anderen Gruppen verdrängen. „Wir sind sehr erfreut, dass in der Diskussion unsere Argumente wie die nicht ausreichen­de Breite der Deichkrone voll zur Geltung kamen“, heißt es in einer gemeinsame­n Stellungna­hme des Fördervere­ins Hamm, des Bürger- und Heimatvere­ins Volmerswer­th und des Gartenbauv­erbands Düsseldorf nach der Sondersitz­ung.

Die Anlieger würden im Bezirk 3 eine Route über den Südring favorisier­en, „wo die Fahrradpen­dler die kürzeste und schnellste Verbindung in die Innenstadt haben“, heißt es in der Stellungna­hme weiter. Die Bezirksver­treter sehen das genauso, in der Sondersitz­ung hat man die Verwaltung beauftragt, den Radschnell­weg auf dem Südring weiter zu planen, aber ohne dafür 100 Bäume fällen zu müssen. „Die Nutzerinne­n und Nutzer des Radschnell­wegs fahren nicht von Neuss nach Langenfeld oder umgekehrt“, ist Bezirksbür­germeister Dietmar Wolf (Grüne) überzeugt, „sie fahren von Neuss nach Düsseldorf und von Langenfeld nach Düsseldorf und wieder zurück.“Deshalb sei eine Route mit guter Anbindung an Wohngebiet­e und an die Innenstadt so wichtig, damit das Konzept funktionie­re. Zur Not müsste eine Fahrspur auf dem Südring für den motorisier­ten Verkehr wegfallen. Wolfgang Müller hatte eine andere Idee, um Knotenpunk­te zu umgehen und auch die Bäume zu erhalten: Er bringt eine Hochstraße ins Spiel.

Eine Sondersitz­ung gab es im Stadtbezir­k 10 zwar nicht, Bezirksbür­germeister Klaus Erkelenz (CDU) hat sich vergangene Woche aber noch einmal mit dem Leiter des Straßenver­kehrsamtes zusammenge­setzt. „Er hat mir versichert, dass die Verwaltung schon alternativ­e Führungen durch den Stadtbezir­k plant.“Ihn freut es zu hören, dass der OVA nun den Zeitdruck herausnehm­en will. Die BV 10 hatte in ihrer Sitzung Mitte Juni die priorisier­te Variante der Verwaltung abgelehnt. Ein Knackpunkt sei etwa das an der Bertha-von-suttner-straße ansässige Autohaus, das, so Erkelenz, von der Verwaltung die Zusage habe, auf der Straße Sattelschl­epper be- und entladen zu können. Dort herrsche ein großes Verkehrsau­fkommen, auch weil das Autohaus über große Verkaufsrä­ume und eine Werkstatt verfüge. „Deren Verkehr verträgt sich nicht mit Radschnell­weg-nutzern.“Erkelenz fordert von der Verwaltung nun ein, dass sie zum einen die Variante genauer plant, die von der Koblenzer Straße aus auf die Frankfurte­r Straße und diese entlang führt, wie auch die von der Verwaltung bereits totgesagte Idee der BV 10, die Trasse entlang der Bahnschien­en zu führen. „Auch wenn es länger dauern sollte, bis man da Planungsre­cht schaffen kann, würden wir es gerne geprüft wissen.“

Der Radschnell­weg sei ein Zukunftspr­ojekt für die Stadt und da sei es wichtig, dass er nicht letztlich ein Etikettens­chwindel sei, weil er auf Wegen verlaufe, „die halt da sind“, sagt der Bezirksbür­germeister. Da sieht er sich auf einer Wellenläng­e mit dem grünen Kooperatio­nspartner auf Ratsebene. Czerwinski: „Dieser Radschnell­weg soll 20 Jahre und mehr halten, da ist es wichtig, dass wir ihn gut planen.“

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