Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Kritik an Plänen für Radschnellweg
Die Bezirksvertretungen 3 und 10 hatten viel Kritik an den Plänen der Verwaltung bei Abschnitten am Deich und in Hellerhof.
Mehrere Abschnitte des neuen Radwegs sind im Süden geplant. Die Bezirkspolitiker sind nicht zufrieden – die Verwaltung muss nachbessern.
DÜSSELDORF Eigentlich hätte der Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA) in seiner Sitzung am Mittwoch als zuständiger Fachausschuss über den Trassenverlauf des neuen Radschnellwegs abstimmen sollen. Der Stadtrat wäre dann abschließend am 16. September an der Reihe gewesen. Da es aber aus den Bezirksvertretungen 3 und 10 heftigen Protest gegen zwei Teilstücke in den jeweiligen Stadtbezirken gab, die die Verwaltung anders als die BV-MITglieder priorisiert, wird der OVA die Verwaltung in der Sitzung beauftragen, an diesen kritisierten Stellen nachzuarbeiten. Das sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Norbert Czerwinski, auf Anfrage unserer Redaktion. Damit, so der Grünen-ratsherr, werde auch der Rat die Trassenführung nicht am 16. September festlegen. Die Verwaltung hatte mit Hinweis auf den planenden Landesbetrieb Straßen.nrw auf den Zeitdruck hingewiesen.
Doch das will Czerwinski so nicht stehen lassen: „2009 hatten wir als Grüne den Radschnellweg ins Spiel gebracht. 2016 hat sich dann der OVA mit dem Projekt beschäftigt. Und schon damals hatten wir die Verwaltung auf die Probleme aufmerksam gemacht, die eine Führung entlang des Deichs mit sich bringt. Und dann ist dreieinhalb Jahre nichts passiert.“Er habe sich damals schon gewundert, warum die Verwaltung die Linienführung über den Südring so schnell abgelehnt habe.
Der Radschnellweg soll auf einer Länge von 25 Kilometern von Neuss beginnend über Hamm, Volmerswerth und Flehe Richtung Düsseldorfer Süden bis zur Stadtgrenze nach Monheim und Langenfeld führen. Kritisch sehen das die Mitglieder aus den Bezirksvertretungen 3 und 10, bei beiden sogar über alle Parteigrenzen hinweg, an zwei Stellen: Durch Hamm, Flehe und Volmerswerth will die Stadt die Trasse am liebsten über den Deich verlaufen lassen, im Süden geht die von der Verwaltung priorisierte Linienführung mitten durch ein Wohngebiet in Hellerhof.
Bei einer Sondersitzung der BV3 vergangene Woche gab es ein klares Veto gegen die Pläne über den Deich. Der ist heute schon an manchen Tagen am Limit. Fußgänger, Freizeit-radler, Hundebesitzer, Familien mit spielenden Kindern, Menschen, die auf der Deichmauer picknicken, eine Buslinie sowie die Traktoren und Lkw der Gartenbaubetriebe, die nur über den Deich zu ihren Feldern kommen, teilen sich den Platz. Ein vier Meter breiter Radschnellweg würde dort alle anderen Gruppen verdrängen. „Wir sind sehr erfreut, dass in der Diskussion unsere Argumente wie die nicht ausreichende Breite der Deichkrone voll zur Geltung kamen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme des Fördervereins Hamm, des Bürger- und Heimatvereins Volmerswerth und des Gartenbauverbands Düsseldorf nach der Sondersitzung.
Die Anlieger würden im Bezirk 3 eine Route über den Südring favorisieren, „wo die Fahrradpendler die kürzeste und schnellste Verbindung in die Innenstadt haben“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die Bezirksvertreter sehen das genauso, in der Sondersitzung hat man die Verwaltung beauftragt, den Radschnellweg auf dem Südring weiter zu planen, aber ohne dafür 100 Bäume fällen zu müssen. „Die Nutzerinnen und Nutzer des Radschnellwegs fahren nicht von Neuss nach Langenfeld oder umgekehrt“, ist Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf (Grüne) überzeugt, „sie fahren von Neuss nach Düsseldorf und von Langenfeld nach Düsseldorf und wieder zurück.“Deshalb sei eine Route mit guter Anbindung an Wohngebiete und an die Innenstadt so wichtig, damit das Konzept funktioniere. Zur Not müsste eine Fahrspur auf dem Südring für den motorisierten Verkehr wegfallen. Wolfgang Müller hatte eine andere Idee, um Knotenpunkte zu umgehen und auch die Bäume zu erhalten: Er bringt eine Hochstraße ins Spiel.
Eine Sondersitzung gab es im Stadtbezirk 10 zwar nicht, Bezirksbürgermeister Klaus Erkelenz (CDU) hat sich vergangene Woche aber noch einmal mit dem Leiter des Straßenverkehrsamtes zusammengesetzt. „Er hat mir versichert, dass die Verwaltung schon alternative Führungen durch den Stadtbezirk plant.“Ihn freut es zu hören, dass der OVA nun den Zeitdruck herausnehmen will. Die BV 10 hatte in ihrer Sitzung Mitte Juni die priorisierte Variante der Verwaltung abgelehnt. Ein Knackpunkt sei etwa das an der Bertha-von-suttner-straße ansässige Autohaus, das, so Erkelenz, von der Verwaltung die Zusage habe, auf der Straße Sattelschlepper be- und entladen zu können. Dort herrsche ein großes Verkehrsaufkommen, auch weil das Autohaus über große Verkaufsräume und eine Werkstatt verfüge. „Deren Verkehr verträgt sich nicht mit Radschnellweg-nutzern.“Erkelenz fordert von der Verwaltung nun ein, dass sie zum einen die Variante genauer plant, die von der Koblenzer Straße aus auf die Frankfurter Straße und diese entlang führt, wie auch die von der Verwaltung bereits totgesagte Idee der BV 10, die Trasse entlang der Bahnschienen zu führen. „Auch wenn es länger dauern sollte, bis man da Planungsrecht schaffen kann, würden wir es gerne geprüft wissen.“
Der Radschnellweg sei ein Zukunftsprojekt für die Stadt und da sei es wichtig, dass er nicht letztlich ein Etikettenschwindel sei, weil er auf Wegen verlaufe, „die halt da sind“, sagt der Bezirksbürgermeister. Da sieht er sich auf einer Wellenlänge mit dem grünen Kooperationspartner auf Ratsebene. Czerwinski: „Dieser Radschnellweg soll 20 Jahre und mehr halten, da ist es wichtig, dass wir ihn gut planen.“