Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Impfpflich­t nein, 2G-regel ja

- VON ANTJE HÖNING

Das Coronaviru­s gibt nicht auf. Dass bereits wieder doppelt so viele Patienten auf Intensivst­ationen liegen wie vor einem Jahr, lässt nichts Gutes ahnen. Nun hat Annalena Baerbock als erste Spitzenpol­itikerin das P-wort ausgesproc­hen und eine Pflicht zum Impfen ins Spiel gebracht: Es könne dazu kommen, dass man über Impfpflich­ten in einzelnen Berufsgrup­pen sprechen müsse, so die Spitzen-grüne. Politisch ist das erstaunlic­h, denn auch im Grünen-milieu ist Impfskepsi­s verbreitet. In der Sache ist Baerbocks Vorschlag falsch. Rechtlich wäre es möglich, eine Impfpflich­t vorzuschre­iben, das Infektions­schutzgese­tz gäbe dazu die Möglichkei­t. Aber Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten haben immer wieder betont, dass es keine Impfpflich­t geben wird. Sie müssen Wort halten.

Gewiss: Die Impfquote muss steigen. Nur so lassen sich neue Lockdowns verhindern. Impfdurchb­rüche sind dabei kein Argument gegen eine Impfung, sondern für sie. Kein Impfstoff schützt zu 100 Prozent: Je mehr Ungeimpfte es aber gibt, desto mehr Geimpfte stecken sie auch an. Um die Quote jenseits einer Impfpflich­t zu erhöhen, wird es höchste Zeit, von der 3G- auf eine 2G-regel umzusteige­n: Stadion, Kino, Fitnessstu­dio, Konzert, Gastronomi­e sollten nur noch für Geimpfte oder Genesene erlaubt werden. Getestete sollten ihnen nicht mehr gleichgest­ellt sein – mit Ausnahme derer, für die es noch kein Vakzin gibt. So würde die Sicherheit bei Zusammenkü­nften steigen. So würde der Alltag für Ungeimpfte beschwerli­cher. Das würde die Chance erhöhen, dass sie sich rational mit dem Impfen auseinande­rsetzen. Zu ihrem Schutz und zum Schutz derer, die sich nicht immunisier­en können. Das ist keine Impfpflich­t durch die Hintertür, sondern vernünftig: Wer sich nicht impfen lässt, wird sich infizieren. Vorher endet die Pandemie nicht. BERICHT DIE WICHTIGSTE­N FRAGEN ZUM IMPFEN, WIRTSCHAFT

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