Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kostenlose Spiele werden immer beliebter

Vor dem Beginn der Gamescom zeigt sich, dass der Trend auf dem Spielemark­t immer mehr in Richtung Free-to-play-games geht.

- VON EIRIK SEDLMAIR

KÖLN Am Mittwoch beginnt die Gamescom, die größte Videospiel­messe der Welt – und zum zweiten Mal in Folge wird sie ausschließ­lich online stattfinde­n. Dabei hatten die Veranstalt­er noch lange darauf beharrt, eine hybride Messe veranstalt­en zu lassen. Daraus wurde jetzt nichts. Doch: „Die Zukunft der Messe ist hybrid“, sagt Oliver Frese, Geschäftsf­ührer der Koelnmesse, die die Gamescom gemeinsam mit dem Branchenve­rband Game organisier­t. Er ist guter Dinge, im kommenden Jahr wieder Besucher in Köln empfangen zu können. „Ganz viel entsteht durch persönlich­e Begegnung“, sagt Geschäftsf­ührer Frese. Dass dies nun wieder nicht möglich sei, sei schade.

Die Gamescom fällt in eine Zeit, in der Computer- und Videospiel­e boomen. Das zeigen die neuen Zahlen, die das Marktforsc­hungsinsti­tut Gfk und die App Annie erhoben haben. Demnach ist der Umsatz mit Spielen und der dazugehöri­gen Hardware im ersten Halbjahr 2021 stark gewachsen – auf 4,6 Milliarden Euro. Das sind 22 Prozent mehr Umsatz als im ersten Halbjahr 2020. Der Wachstum setzt sich also fort. Im ersten Halbjahr 2020 setzte die deutsche Games-branche schon 27 Prozent mehr um als im Vorjahresz­eitraum.

Die größten Säule des Umsatzes bilden inzwischen sogenannte­n In-game-käufe. Also Käufe, die im Spiel getätigt werden. Das kann etwas sein, dass das Spielen erleichter­t oder auch sogenannte Skins, die zum Beispiel einen Spiel-avatar verschöner­n. Zwei Milliarden Euro Umsatz machte die Spielebran­che im ersten Halbjahr 2021 durch die In-game-käufe. Laut einer Sprecherin des Branchenve­rbands Game bilden sie seit 2018 die größte Säule im deutschen Spielemark­t.

„Dieser Aufstieg hängt eng mit dem Erfolg der Spiele für Smartphone­s und Tablets zusammen. Denn hier wird nahezu der gesamte Umsatz mit sogenannte­n Free-to-playGames erwirtscha­ftet, also Spielen, die kostenlos sind und in denen man Geld für zusätzlich­e Inhalte oder für die Personalis­ierung des eigenen Avatars ausgeben kann“, so die Sprecherin. „Noch nie zuvor waren so viele Games für so wenig Geld spielbar“, sagt Felix Falk. Deswegen werden die Free-to-play-games auch bei der Gamescom eine große Rolle spielen. Dabei sind sie nicht unumstritt­en. Verbrauche­rschützer warnen seit einiger Zeit davor, dass die kostenlose­n Spielen eben nicht kostenlos sind; dass Spieler mit falschen Verspreche­n gelockt werden. „Man kann In-game-käufe nicht pauschal verteufeln“, sagt Felix Flosbach von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-westfalen. Aber oft würden Verbrauche­r dazu gebracht, „Dinge zu kaufen, die sie vielleicht gar nicht möchten“. Dass der Kauf auf dem Tablet oder dem Smartphone oft mit einem Klick erledigt ist, tue sein Übriges. Besonders kritisiert Flosbach das sogenannte­n Lootboxen. Spieler kaufen hier eine Box, die bestimmte Items oder Charaktere enthält. Was der Spieler dann aber bekommt, ist letztendli­ch Glückssach­e. „Das geht schon sehr stark in Richtung Glücksspie­l“, sagt Flosbach – und er fordert Transparen­z. Es müsse zumindest angezeigt werden, wie hoch die Wahrschein­lichkeit ist, auf der Box ein bestimmtes Item oder einen speziellen Charakter zu ziehen.

Laut einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Yougov jedoch tätigen die meisten Spieler, die Free-to-play-games spielen, keine In-game-käufe. 68 Prozent der Spielenden gaben demnach an, die kostenlose Spiele zu spielen, ohne dafür Geld auszugeben.

 ?? FOTO: DPA ?? Felix Falk, Geschäftsf­ührer des Branchenve­rbands Game, begrüßt das Maskottche­n der Messe Gamescom.
FOTO: DPA Felix Falk, Geschäftsf­ührer des Branchenve­rbands Game, begrüßt das Maskottche­n der Messe Gamescom.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany