Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Dem alten Fahrzeugschein droht das Aus
Das Dokument könnte es bald in digitaler Form geben. Nach Informationen unserer Redaktion prüft die Bundesregierung Alternativen.
BERLIN Viele Dokumente gibt es inzwischen in digitaler Form. Das fängt beim Bahnticket an und hört beim Corona-impfnachweis fürs Handy oder dem Chip auf der Krankenkassenkarte noch lange nicht auf. Ein Dokument hält sich aber hartnäckig als unhandlicher „Lappen“– der Fahrzeugschein, den jeder Autofahrer mit sich führen muss. Doch damit könnte bald Schluss sein. Die Bundesregierung prüft im Moment, „mit welchen Maßnahmen es möglich ist, die Zulassungsbescheinigung Teil 1 durch ein elektronisches Dokument zu ersetzen.“So steht es in der Antwort der Regierung auf eine Anfrage der FDP, die unserer Redaktion vorliegt. Das ist eine kleine Revolution, denn bisher hat das Verkehrsministerium eine digitale Umstellung eher skeptisch gesehen.
„Teil 1“ist das Papier, das bei einer Polizeikontrolle vorgezeigt werden muss, nach wie vor Fahrzeugschein genannt. 2005 trat eine Eu-richtlinie in Kraft, weshalb die offizielle Bezeichnung inzwischen Zulassungsbescheinigung lautet. Seitdem sind weitere Merkmale des Fahrzeugs verzeichnet, darüber hinaus wird Spezialpapier verwendet, um das Dokument fälschungssicherer zu machen.
Dass nun geprüft wird, inwieweit der Fahrzeugschein digitalisiert werden kann, ist aus Sicht des Verkehrsexperten der Fdp-bundestagsfraktion, Oliver Luksic, erfreulich. „Der Mehrwert einer Digitalisierung wäre weniger Zettelwirtschaft für Fahrzeughalter. Hier ist in den letzten Jahren zu wenig passiert.“Darüber hinaus böte die Digitalisierung im Kfz-bereich weitere Möglichkeiten für Vereinfachungen und Bürokratieabbau. „Schnellere Hauptuntersuchungen, einfachere Zulassungen und langfristig eine digitale Fahrzeugakte, das wären konkrete Erleichterungen für die Bürger“, glaubt Luksic.
Was genau der Regierung vorschwebt, lässt sie in ihrer Antwort offen. Eine Möglichkeit wäre, den Zulassungsschein eines Fahrzeugs als Plastikkärtchen anzubieten, inklusive eines Chips, auf dem die wichtigsten Daten gespeichert sind. Dafür gibt es schon länger technische Möglichkeiten, auch fürs elektronische Einlesen des Papiers. Vor allem liegt eine Empfehlung der EU vor, die Bescheinigung zu digitalisieren. Sie wurde von Österreich und der Slowakei bereits umgesetzt, von Deutschland aber nicht. Auf Nachfrage begründete unlängst das Verkehrsministerium, die Papierform sei „bürgerfreundlich, praktikabel und für die Nutzer kostengünstiger“. In der Antwort auf die Fdp-anfrage heißt es ebenso, „derzeit“sei eine Umstellung auf Chipkarte nicht geplant. Dennoch werden jetzt Alternativen zum Papierformat geprüft.
Wird ein Autofahrer im Rahmen einer Verkehrskontrolle angehalten, sollte er zwei Dokumente immer griffbereit haben: Den Führerschein und Teil 1 der Zulassungsbescheinigung. Fehlt eines der Papiere, kann die Polizei ein Bußgeld verlangen. Das beläuft sich auf je zehn Euro. Seit 2005 trägt übrigens auch der Fahrzeugbrief einen neuen Namen: Zulassungsbescheinigung Teil 2.