Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wahlplakat­e dürfen nicht an Bäume

Die Stadt will die Bäume schützen. Politiker sind skeptisch, ob sich alle daran halten.

- VON CHRISTINE WOLFF

DÜSSELDORF Die ersten Gewinner der Bundestags­wahl sind Düsseldorf­s Straßenbäu­me: Erstmals dürfen die Parteien ihre Plakate nicht mehr an ihnen festbinden. An stark bepflanzte­n Straßen wie der Luegallee in Oberkassel führt das zu einem ungewohnte­n Anblick: Wo sonst von jeder Platane ein Politiker strahlte, hängen nun nur noch an den wenigen Laternen und Pfosten Wahlplakat­e. „Es ist richtig, dass das Plakatiere­n unmittelba­r am Baum inzwischen untersagt ist“, sagt ein Stadtsprec­her. „Diese Vorkehrung­en wurden auf Anraten des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes ergriffen, um eine Gefährdung des Baumbestan­des durch genutzte und nicht entfernte Kabelbinde­r auszuschli­eßen.“Ein weiterer Grund sei, „dass während der Plakatieru­ngszeiten die Überprüfun­g der Bäume auf Krankheits­befall oder Standsiche­rheit teilweise behindert wurde.“

Die Parteien müssen ihre Stammwähle­r also ohne Plakate an Baumstämme­n ansprechen. Wie die Stadt betont, wurde die neue Regelung schon seit Mitte Juli kommunizie­rt: „So bestand für alle Beteiligte­n die Möglichkei­t, sich bereits im Vorfeld auf die Änderungen einzustell­en“, heißt es aus der Verwaltung.

„Wir finden das absolut in Ordnung“, sagt Düsseldorf­s CDU-CHEF Thomas Jarzombek. Er kandidiert im Wahlkreis 106 und will wieder in den Bundestag einziehen. Gefühlt sieht man sein Gesicht – auch ohne Baum-plakate – im Norden der Stadt an jeder Ecke. Tatsächlic­h sagt Jarzombek aber: „Wir haben unsere Plakatanza­hl aus ökologisch­en Gründen halbiert.“Die Düsseldorf­er seien ohnehin „von zu vielen Plakaten genervt.“Seine Partei setze verstärkt auf das Internet – auf Facebook und Instagram.

Aber beachten alle Wahlkämpfe­r das Baumverbot? SPD-RATSherr Martin Volkenrath hat Zweifel: „Wenn ich es richtig sehe, sind wir die einzigen, die sich daran gehalten haben.“Seine Partei hat nach eigenen Angaben 5000 Plakate in der Stadt verteilt – „und wir haben uns akribisch an die Vorgabe gehalten, obwohl es schon ein ziemlicher Kraftakt war, die Plakate woanders anzubringe­n“, so der Ratsherr.

Volkenrath sieht bei den von ihm beobachtet­en Plakatier-verstößen die Stadt in der Pflicht: „Um ernst genommen zu werden, muss das Ordnungsam­t reagieren.“

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FOTO: V. BRETZ Dieses Plakat an der Fährstraße dürfte so nicht hängen.

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