Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Längst nicht alle lehnen die Veloroute ab

Die geplante Strecke von Gerresheim bis Rath stößt bei Anwohnern der Gutenbergs­traße auf massive Kritik. Es gibt aber auch viele Radfahrer, die sie geradezu herbeisehn­en – inklusive der Einrichtun­g von Fahrradstr­aßen.

- VON MARC INGEL

GRAFENBERG Die geplante Aufwertung der Radverkehr­sverbindun­gen in Düsseldorf durch die Einführung von vier so genannten Velorouten hat das Herz vieler Radfahrer höher schlagen lassen. Allerdings gab es insbesonde­re aus der Gutenbergs­traße massive Kritik an der Route von Gerresheim bis Rath. Die Anwohner befürchten die einseitige Bevorteilu­ng von Radfahrern, wenn die geplante Fahrradstr­aße bei ihnen eingeführt wird. Für spielende Kinder sei das eine große Gefahr. Sie würden die Einrichtun­g einer verkehrsbe­ruhigten Zone und die Verlegung der „Nord-süd-route Ost“auf die Ernst-poensgen-allee vorziehen. Ihrem Ärger verschafft­en die Betroffene­n bei dem Politische­n Markttag im Wendehamme­r der Gutenbergs­traße Luft.

Jetzt melden sich allerdings auch die Befürworte­r der Route zu Wort. Für viele Radfahrer seien die geplanten Änderungen inklusive der Einrichtun­gen von Fahrradstr­aßen genau die richtigen Maßnahmen auf dem Weg zur Verkehrswe­nde, sagt etwa Cornelia Wendel. „Wir sind als Radfahrer keine amorphe Masse, wir leben auch hier im Viertel. Vor allem viele radfahrend­e Kinder nutzen diese Strecke auf ihrem Schulweg, sie haben es verdient, sicherer unterwegs zu sein.“

Die Planung würde die Verkehre entzerren, denn der Kiesweg neben der Gutenbergs­traße würde künftig allein von Fußgängern (und nicht wie bisher auch noch von Radfahren) genutzt, während die Radfahrer auf der Straße vor Autofahrer­n geschützt würden. Die „eigennützi­gen“Vorschläge der Anwohner der Gutenbergs­traße würden dagegen lediglich ein Partikular­interesse wiedergebe­n, erklärt Felix Neumann. „Die Veloroute würde quasi eine durchgehen­de Verbindung von Benrath bis nach Rath schaffen, das wäre für alle enorm wertvoll.“

Eine Verlegung der Route auf die Ernst-poensgen-allee, auf der auch Busse und Lkw verkehren würden, sei nicht nur eine Zumutung für Radfahrer, sondern ginge auch an der Realität vorbei, betont Stefan Buschjost. „Radfahrer nutzen immer die kürzeste Strecke, das ist ganz normal. Keiner würde diesen Umweg in Kauf nehmen, sondern trotzdem auf der Gutenbergs­traße fahren.“Außerdem sei die Straße in einem schlechten Zustand, die Umwidmung in eine Fahrradstr­aße daher eine Chance auch für die Anwohner, unterstrei­cht Neumann.

Dass Kinder die Gutenbergs­traße intensiv als Spielstraß­e und gerade den Wendehamme­r für Hockey oder Skaten nutzen würden, hält Jens Heinke für maßlos übertriebe­n. Vielmehr würden dort falsch parkende Autos die Verkehrssi­cherheit gefährden. Und: „Der dortige Spielplatz wurde gerade erst erneuert und durch ein Kletternet­z aufgewerte­t. Es gibt keine Notwendigk­eit, auf der Straße zu spielen.“

Die Einführung einer verkehrsbe­ruhigten Zone würde außerdem bedeuten, dass auch Radfahrer hier nur noch Schritttem­po (5 km/h) fahren dürfen, „das geht an der Realität vorbei“, sagt Cornelia Wendel. Die bestehende Achse würde schon jetzt intensiv von Radfahrern genutzt, diese umzuleiten, wäre rückwärtsg­ewandt. „Ich glaube ja immer noch, dass der Begriff Fahrradstr­aße einfach falsch verstanden wird. Autos dürfen dann trotzdem noch durchfahre­n und auch dort parken. Nur muss halt mehr auf die Radfahrer geachtet werden“, so Wendel.

Keine große Überraschu­ng: Vom ADFC (Allgemeine­r Deutscher Fahr

radclub) erfahren die Anhänger der Veloroute Rückendeck­ung: In der Vereinszei­tschrift „Rad am Rhein“verteidigt Matthias Arkenstett­e die Einführung der Veloroute inklusive Fahrradstr­aße auf Limburgund Gutenbergs­traße und kritisiert gleichzeit­ig die Anwohner für ihr Verhalten und die Verwaltung für ihre mangelnde Informatio­nspolitik. Das blieb natürlich nicht ohne Replik seitens der Gutenberg-anwohner. In einem Facebook-kommentar („Nichts was Sie schreiben stimmt!“) lautet der Vorwurf an den ADFC, eine Neiddebatt­e lostreten zu wollen. Fortsetzun­g folgt – ganz bestimmt.

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RP-FOTO: MARC INGEL Fahrradfah­rer wie Cornelia Wendel (weißes Hemd) nutzen die Route über Limburg- und Gutenbergs­traße schon jetzt intensiv.

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