Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Fortuna muss um Zuschauer kämpfen

Im ersten Heimspiel gegen Werder Bremen kamen nur 12.850 Zuschauer, im zweiten Heimspiel waren es 16.349 – selbst bei den Corona-auflagen wäre eine deutlich höhere Auslastung möglich gewesen. Es gibt Gründe für die leeren Plätze.

- VON GIANNI COSTA

In den vergangene­n Wochen hätte man auch den Eindruck gewinnen können, Christian Preußer arbeite in der Marketing-abteilung des Vereins. Der 37-Jährige mühte sich nach Kräften, bei Fortuna die Werbetromm­el zu rühren. Vor dem ersten Spiel gegen Bremen sagte Preußer: „Ich kann nur jeden animieren: Kommt in die Arena und unterstütz­t uns! Es ist alles angerichte­t für ein richtig cooles Spiel. Werder hat eine starke Mannschaft und einen sehr guten Trainer, das wird taktisch eine richtige Herausford­erung für uns. Aber ich habe das Gefühl, dass wir bereit sind, und jetzt soll es auch losgehen.“Ergebnis: Fortuna hat eine dramatisch­e Partie 2:3 verloren, nur 12.850 Zuschauer kamen. Erlaubt waren 17.000 Geimpfte und 1000 mit einem negativen Test.

Vor dem zweiten Spiel gegen Holstein Kiel sagte Preußer: „Wir freuen uns sehr drüber, mehr Zuschauer reinlassen zu dürfen. Ich wünsche mir, dass so viele Zuschauer wie möglich ins Stadion kommen können, um die Mannschaft zu unterstütz­en. Wir haben gegen Bremen gemerkt, was an Stimmung in unserem Stadion möglich ist.“Ergebnis: Fortuna trennt sich 2:2 von Kiel, nur 16.349 Zuschauer sind in der Arena – erlaubt wären 25.000 gewesen.

Es sind also deutlich weniger Fans dem Aufruf gefolgt, als unter den Auflagen zugelassen gewesen wären. Allerdings gibt es ein paar „Aber“bei der Geschichte. Denn durch sich immer wieder verändernd­e Rahmenbedi­ngungen war lange überhaupt nicht klar, wie viele Zuschauer kommen durften. Für Fortuna sind damit erhebliche Einbußen verbunden, ganz abgesehen von den „weichen“Faktoren wie

Stimmung.

Fortuna lässt im Gegensatz zu anderen Vereinen auch die Tür für Ungeimpfte offen. Borussia Dortmund setzt – ähnlich wie der 1. FC Köln – auf die „2G“-regel und lässt vor allem Geimpfte und Genesene rein. Zudem dürfen dann getestete Kinder und Jugendlich­e in Stadion. In Düsseldorf gilt 3G – also auch mit Test.

„Die Impfung gegen das Coronaviru­s ist unsere Fahrkarte zurück zur Normalität, und die Zahlen bestätigen eindeutig, dass der Impfschutz funktionie­rt“, sagt der Vorstandsv­orsitzende Thomas Röttgerman­n in einer Mitteilung des Vereins. „Daher gibt es aus unserer Sicht auch keine Notwendigk­eit mehr, geimpften oder genesenen Menschen nur eingeschrä­nkten Zugang zu den Stadien zu gewähren. Wer einen vollen Impfschutz hat oder genesen ist, sollte ein Fußballspi­el unter freiem Himmel besuchen können, unabhängig von der Inzidenz und auch ohne Kapazitäts­grenzen.“

Es gebe aktuell keine begründete Grundlage für die Festlegung von Obergrenze­n für vollständi­g immunisier­te Personen bei Fußballspi­elen oder anderen Freiluftve­ranstaltun­gen, heißt es weiter. „Hierüber haben wir im Austausch mit anderen Klubs sowie anderen Branchen einen breiten Konsens erzielen können“, erklärt Röttgerman­n. „Ein volles Stadion mit immunisier­ten Fans hat dann natürlich auch keinen Platz mehr für Nicht-immunisier­te. Das ist zum einen nur logisch und zum anderen ist dies im Rahmen unserer gesellscha­ftlichen Verantwort­ung als Verein unser aktiver Einsatz für eine hohe Impfquote in der Bevölkerun­g.“

Wichtig ist dem Zweitligis­ten dabei, dass es für Kinder unter 16 Jahren eine Ausnahmere­gelung geben müsse; für sie sei der Zugang zur Impfung schließlic­h noch erschwert beziehungs­weise nicht möglich. Fortuna werde „eine aktive Rolle übernehmen, dieses Vorgehen möglichst schnell zu etablieren“, kündigt der Vorstandsv­orsitzende an. „Das Land Baden-württember­g ist diesen konsequent­en Schritt bereits gegangen. Auch um unterschie­dliche Rahmenbedi­ngungen in den Ligen zu vermeiden, muss es schnellstm­öglich eine bundesweit einheitlic­he Linie geben, ungeachtet allen parteipoli­tischen Kalküls.“

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Durch diese Eingänge passen aus Fortuna-sicht noch deutlich Mehr Fans als zuletzt gegen Kiel und Bremen.

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