Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bundestag stimmt für Evakuierun­g

Tausende Menschen werden weiterhin ausgefloge­n, doch die Zeit ist knapp.

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BERLIN/ KABUL (dpa) Mehr als eine Woche nach Beginn der Evakuierun­gsaktion der Bundeswehr in Kabul hat der Bundestag dem Einsatz von bis zu 600 Soldaten zugestimmt. Die Abgeordnet­en billigten das bis zum 30. September befristete Mandat am Mittwoch mit großer Mehrheit. 538 stimmten dafür, neun dagegen, 89 enthielten sich. Vorangegan­gen war der Abstimmung unter anderem eine emotionale Regierungs­erklärung von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU).

Mit dem Mandat schafft der Bundestag nachträgli­ch die rechtliche Grundlage für den Einsatz. Dieser hatte am Montag vergangene­r Woche mit der Entsendung von Evakuierun­gsmaschine­n vom Typ A400M nach Kabul begonnen. Bis zum

Mittwochna­chmittag hat die Bundeswehr um die 5000 Menschen ausgefloge­n – überwiegen­d schutzbedü­rftige Afghanen, aber auch mehr als 500 deutsche Staatsbürg­er. In Kabul halten sich nach Angaben des Auswärtige­n Amts noch mehr als 200 deutsche Staatsbürg­er auf. Weil die Us-streitkräf­te bis zum 31. August das Land verlassen wollen, wird die Evakuierun­gsmission bereits in den nächsten Tagen beendet. Derzeit sind etwa 500 Soldaten in Kabul und Taschkent im Einsatz.

In Afghanista­n selbst sinken unterdesse­n für Tausende Menschen die Chancen auf eine sichere Ausreise. Trotz Bitten europäisch­er Verbündete­r um eine Verlängeru­ng des Einsatzes halten die USA am Truppenabz­ug bis kommenden Dienstag fest und machten weiter Tempo bei den Evakuierun­gen. In 24 Stunden habe das Us-militär mehr als 11.000 Menschen aus Kabul ausgefloge­n, teilte das Weiße Haus mit.

Die Taliban sagten derweil in den Verhandlun­gen mit der Bundesregi­erung zu, dass Afghanen auch nach dem Us-truppenabz­ug das Land verlassen dürfen. Das twitterte der deutsche Verhandlun­gsführer Markus Potzel nach Gesprächen mit dem Vizechef des politische­n Büros der Taliban in Katar, Schir Mohammed Abbas Staneksai. Dieser habe ihm versichert, dass Afghanen mit gültigen Ausweisdok­umenten nach dem 31. August weiterhin die Möglichkei­t haben werden, mit kommerziel­len Flügen auszureise­n. Leitartike­l, Politik

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