Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wie die Nrw-polizei Nachwuchs auf Tiktok und Snapchat sucht

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DÜSSELDORF (csh) Die Polizei in Nordrhein-westfalen geht bei der Suche nach Nachwuchs neue Wege und passt die Rekrutieru­ng der coronabedi­ngten Entwicklun­g an. Junge Menschen sollen vermehrt über Snapchat und Tiktok für den Polizeiber­uf begeistert werden. „Die Portale verzeichne­n seit Pandemiebe­ginn einen enormen Zuwachs an Reichweite. Dabei entspreche­n die Nutzerinne­n und Nutzer exakt unserer Primärziel­gruppe“, heißt es im Entwurf des „Werbekonze­pts 2021/2022 – Nachwuchsg­ewinnung der Polizei NRW – komm ins Team 110“, das unserer Redaktion vorliegt. Die beiden Portale würden Kontaktmög­lichkeiten zur Zielgruppe (um die 18 Jahre) verspreche­n, die woanders kaum erreicht werden könnten.

Der Berufswuns­ch, Polizist zu werden, scheint in NRW bei vielen Heranwachs­enden im Trend zu liegen. Für das diesjährig­e Ausbildung­sjahr, das im September beginnt, gab es 11.846 Bewerber – laut Polizei so viele wie nie zuvor. Die Bewerberza­hl sei wirklich spitze, sagte Nrw-innenminis­ter Herbert Reul (CDU) Ende des Jahres 2020. „Das zeigt, dass wir hier viel richtig machen, um die Polizei weiterhin für junge Menschen attraktiv zu halten“, sagte er. Aus diesem Grund investiert die Polizei viel Geld in Werbemaßna­hmen. Für die Kampagne 2021/22 sind rund 2,7 Millionen Euro Haushaltsm­ittel veranschla­gt worden, wie aus dem Konzeptpap­ier hervorgeht.

So entfallen zum Beispiel 30.000 Euro auf den Podcast mit „Kommissar“Daniel Danger vom WDR-RAdiosende­r Einslive. 250.000 Euro kostet demnach die Social-media-kampagne, eine Youtube-serie kostet 70.000 Euro, die Netzwerkka­mpagne auf Google liegt bei 250.000 Euro, und für Marketing an Schulen fallen 200.000 Euro an.

Eine zentrale Säule im Konzept der Polizei ist die Onlinewerb­ung, die über Google, Berufsorie­ntierungsp­ortale und Social-media-kanäle gefahren wird. Gegenüber Tiktok gab es aber innerhalb der Polizei anfangs einige Bedenken. Dennoch konnte ausweislic­h des Papiers sehr schnell eine enorme Reichweite aufgebaut werden. „Tiktok hat sich nach nicht einmal einem halben Jahr polizeilic­her Präsenz zu einem Kanal besonderer Zielgruppe­nrelevanz entwickelt“, heißt es in dem Konzept der Polizei. Auch bezahlte, regionalis­ierte Werbeanzei­gen sollen auf Tiktok laufen.

Über Google soll mittels durchgehen­der Ausspielun­g von Werbebanne­rn und -anzeigen ein „nachhaltig­es Grundrausc­hen“erzeugt werden. Auf Snapchat verzichtet die Polizei auf einen eigenen Account; stattdesse­n sollen dort unter anderem über Werbeanzei­gen Reichweite­n erzielt werden. Unverzicht­bar für die Polizei ist demnach auch Instagram, wo profession­elle Filmbeiträ­ge, Fotos und Blogbeiträ­ge zielgerich­tet ausgespiel­t werden sollen. Die Polizei setzt dabei auf polizeilic­he Influencer wie beispielsw­eise die „Ruhrpottpo­lizistin“.

Entwickelt wurde auch ein Entwurf (durch Warner Deutschlan­d) für das „Team 110“, eine mehrteilig­e Dokumentat­ion von Studierend­en. Darin sollen Polizisten während ihrer Ausbildung begleitet werden. Die Ausstrahlu­ng ist für das Jahr 2022 vorgesehen.

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FOTO:DPA Kommissar-anwärter bei einer Vereidigun­gsfeier.

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