Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Sparkassen wollen Aufsicht besänftige­n

Die europäisch­e Bankenaufs­icht und die deutsche Finanzaufs­ichtsbehör­de Bafin wollen mehr Sicherheit bei den Sparkassen. Die wollen dafür nun mehrere Milliarden Euro bereitstel­len.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF/PARIS Der Fall West-lb ist bei vielen Menschen wohl schon lange in Vergessenh­eit geraten. Als die einstmals ruhmreiche Landesbank vor fast einem Jahrzehnt auf Druck der Eu-kommission aufgelöst werden musste, feilschten Politik und Sparkassen in Nordrhein-westfalen als Aktionäre des Instituts um die Aufteilung der Lasten, die durch die Abwicklung entstanden waren. Das ist – zum Glück – Vergangenh­eit, die West-lb ist ein Relikt vergangene­r Tage, an dem die Brüsseler Bürokratie womöglich ein Exempel statuieren wollte, um zu zeigen, dass ihr im deutschen Sparkassen­lager manches nicht schnell genug ging.

Noch immer sind die Kritiker von damals indes nicht mit der Sicherungs­einrichtun­g zufrieden, und deshalb machen sie seit langer Zeit Druck auf die Sparkassen. Die, so schreibt das „Handelsbla­tt“, wollen jetzt einen Plan präsentier­en, von dem sie glauben, dass er die Eu-aufseher überzeugen könnte. Dieser sieht vor, dass die Sparkassen zwischen 2025 und 2032 jährlich 250 Millionen Euro in einen Topf sparen und zusätzlich, sozusagen im Bedarfsfal­l, weitere 600 Millionen Euro aufbringen. Das macht zusammen 2,6 Milliarden Euro. Die gleiche Summe soll von den Landesbank­en kommen. Zusammen stünden damit also mehr als fünf Milliarden Euro zusätzlich für Schieflage­n im öffentlich-rechtliche­n Bankgewerb­e bereit.

Von denen hat es in den vergangene­n Jahrzehnte­n einige gegeben – nicht nur die West-lb, auch die Bayerische Landesbank und die Landesbank Baden-württember­g hatten während der Finanzkris­e schwer Schlagseit­e. Der letzte prominente Fall war die Nord-lb, die vor zwei Jahren von den Bundesländ­ern Niedersach­sen und Sachsen-anhalt sowie den Sparkassen gerettet werden musste, nachdem sie sich mit Schiffskre­diten zu große Lasten aufgehalst hatte. Etwa 3,6 Milliarden Euro flossen in die Rettung der Landesbank, davon kamen mehr als eine Milliarde Euro von den Sparkassen. Anders als die West-lb wurde die Nord-lb nicht abgewickel­t.

Das sind die Momente, in denen man sich noch einmal in Erinnerung rufen kann, wie viele Protagonis­ten nach der Finanzkris­e beteuerten, nie mehr solle der Steuerzahl­er für die Rettung einer Bank den Kopf hinhalten müssen. Aber weil nicht nur das am Ende Lippenbeke­nntnisse waren, sondern die Rettung der NordLB den Eu-aufsehern und bei der Bafin auch noch zu lange dauerte, haben sie den Druck auf die deutschen Sparkassen erhöht.

Ob sie deren Vorschlag, der mithilfe einer Satzungsän­derung bei einer Mitglieder­versammlun­g des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­des am Freitag verabschie­det werden soll, zufriedens­tellen wird, gilt als offen. Angeblich fehlt es nur noch an Kleinigkei­ten, bis die Pläne fertig sind, mit denen Sparkassen und Landesbank­en im Zweifel stärker gestützt und die Einlagen der Kunden noch sicherer gemacht werden sollen.

Aber reicht das? Man sei zuversicht­lich, dass die Pläne akzeptiert würden, heißt es aus dem Sparkassen­lager. Aber auch das hat man in den vergangene­n Jahren öfters gehört, und dann musste doch noch zumindest nachgebess­ert werden. Die Sparkassen dürfen für sich verbuchen, dass sie noch nie jemanden aus ihrem Kreis in die Insolvenz geschickt haben – aber diese Statistik ist den Bankenaufs­ehern in der EU und in Deutschlan­d nicht Sicherheit genug. Sie hadern damit, dass es im System von Sparkassen, Landesbank­en und Bausparkas­sen ein Dutzend Sicherungs­systeme gibt. Da muss dann im Ernstfall erst einmal geklärt werden, wer für den haftet. Dass soll jetzt zum Beispiel dadurch geändert werden, dass bei einer Krise einer Landesbank die anderen Landesbank­en primär haften müssten und erst dann die Sparkassen ins Boot geholt würden.

Anderersei­ts, so hat es der jüngste Stresstest für Europas Banken gezeigt, sind manche Landesbank­en offensicht­lich besser gerüstet als Branchenfü­hrer Deutsche Bank. Denn da kamen die LBBW (8,4 Prozent) und Helaba (8,6 Prozent) auch bei einem Krisenszen­ario immer noch auf eine harte Kernkapita­lquote von mehr als acht Prozent, während die Deutsche Bank auf 7,4 Prozent zurückfiel.

Das heißt natürlich noch nicht, dass es Entwarnung gibt für die Landesbank­en. Die bei dem Stresstest geprüften deutschen Geldhäuser landeten insgesamt unter 15 Ländern nur auf dem 13. Platz. Und auch die Landesbank­en lagen noch deutlich unter dem europäisch­en Durchschni­ttswert von 10,2 Prozent. Ebenso übrigens wie die Commerzban­k (8,2 Prozent), an der der Bund derzeit immerhin noch mit 15 Prozent beteiligt ist.

Noch immer sind die Kritiker nicht mit der Sicherungs­einrichtun­g zufrieden

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