Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Thomas Geisel in der Ahnengalerie
Der frühere Oberbürgermeister hat sich für ein von Künstler Thomas Ruff bearbeitetes Foto statt eines Gemäldes entschieden. Viele Gäste kamen zur Enthüllung. Natürlich ging es auch um das Thema Fotoinstitut.
DÜSSELDORF Thomas Geisel hatte schon als Oberbürgermeister keine Bedenken, Dinge anders zu machen und dabei auch anzuecken. So hat es kaum überrascht, dass er bei seinem Porträt für die Galerie der Oberbürgermeister im Rathaus einen besonderen Weg geht: Geisel hat sich, anders als fast alle seine Vorgänger, für ein Foto statt eines Gemäldes entschieden. Die „Ahnengalerie“ist eine lange Tradition in Düsseldorf, und bisher war nur Wilhelm Becker, Stadtoberhaupt von 1876 bis 1886, bei der Wahl der Kunstform aus der Reihe getanzt – von ihm gibt es eine Bronzebüste.
Es sei, sagt Geisel am Rande des offiziellen Enthüllungstermins im Rathaus, nicht seine Absicht gewesen, eine besonders ungewöhnliche Wahl zu treffen – zumal er seine Idee im Grunde nicht für originell halte: „Ich würde eher fragen, warum bisher noch niemand auf diese Idee gekommen ist“, sagt er mit Verweis auf die Düsseldorfer Fotoschule und die große Bedeutung dieser Kunstform in Düsseldorf. Immerhin habe man den Anspruch, Foto-hauptstadt zu sein – das Thema Fotoinstitut zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung.
Für das Porträt hat Geisel den berühmten Düsseldorfer Fotokünstler Thomas Ruff gewonnen, einst Schüler der Becher-klasse. Dieser hat den Spd-politiker allerdings nicht selbst abgelichtet, sondern ein offizielles Porträt aus dessen Amtszeit, das der Fotograf Norbert Hüttermann gemacht hatte, im so genannten Wet-plate-verfahren bearbeitet. „Ich wollte gerne ein Bild, das schon durch die Presse und durchs Netz gegangen ist“, sagt Ruff bei dem Termin im Rathaus. Ernst und würdig blickt Geisel auf dem schwarz-weißen Bild drein, der echte Geisel daneben strahlt zufrieden.
Auf seine Anfrage habe der Künstler ihm zuerst einen Korb gegeben, da er seit Jahren keine Auftragsporträts mehr fertige, berichtet er: Umso mehr habe er sich dann gefreut, als Ruff nach einer Weile noch einmal auf ihn zukam und ihm schrieb, er habe „vielleicht eine Idee“. Das Honorar für die Arbeit will der Fotograf an die Organisation Fiftyfifty spenden.
Bei der Enthüllung gaben sich Geisel und sein Nachfolger Stephan Keller (CDU) versöhnlich – fast elf Monate nach der Stichwahl, die Keller deutlich für sich entschieden hatte. Gemeinsam betraten sie den Ältestenratsaal im Rathaus, Keller bescheinigte Geisel augenzwinkernd, in seiner Amtszeit „teils für dich und teils für andere unbequeme Wege“eingeschlagen zu haben. Er hob die Verdienste seines Vorgängers um Kunst und Kultur in der Stadt her
vor; nicht zuletzt sein Engagement beim Thema Fotoinstitut: „Du hast frühzeitig erkannt, welche Stärken die Kulturmetropole Düsseldorf in sich trägt.“Er versicherte, man werde an dem Thema weiterhin mit großer Kraft arbeiten.
Geisel freute sich sichtbar über die – kurzzeitige – Rückkehr ins Rathaus, bei der auch zahlreiche Wegbegleiter seiner Amtszeit aus Verwaltung, Kommunalpolitik, Wirtschaft und Kultur als Gäste dabei waren. Es sei schön gewesen, die lange Zusagenliste zu sehen, bekundete er – und versicherte, ansonsten bestens mit dem Leben nach der Amtszeit klarzukommen. „Die Resozialisierung ist auf gutem Wege und die Entzugserscheinungen halten sich in Grenzen.“
In der inzwischen recht vollen „Ahnengalerie“wird das Porträt den freien Platz in der unteren Reihe neben Joachim Erwin, schräg unter Dirk Elbers, bekommen.