Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Wir sind nicht in einer Not-situation“

Nach der Schlappe im Poker um Luka Krajnc wollen Klaus Allofs und Uwe Klein nicht überstürzt reagieren.

- VON GIANNI COSTA

Um 15.13 Uhr hat Hannover 96 die Anhängersc­haft von Fortuna Düsseldorf ziemlich unsanft in die harte Realität des Fußballges­chäfts zurückgeho­lt. In einer Mitteilung verkündete­n die Niedersach­sen einen Zugang: Luka Krajnc. Seit Monaten hatten auch die Rheinlände­r sich darum bemüht, den slowenisch­en Nationalsp­ieler von einem abermalige­n Engagement am Rhein zu überzeugen. Der 26-Jährige entschied sich schlussend­lich für die Leine.

„Die Verantwort­lichen haben mir den Weg aufgezeigt, den Hannover 96 gehen möchte. Der Klub steht am Beginn einer Entwicklun­g, die in den kommenden Jahren gemacht werden soll“, wird Krajnc in der offizielle­n Mitteilung von „H96“zitiert. „Dabei möchte ich mich gerne einbringen. Ich hatte andere Optionen, habe mich aber bewusst für Hannover 96 entschiede­n.“Noch wenige Tage zuvor hatte er selbst mächtig die Werbetromm­el gerührt und darüber fabuliert, wie gerne er doch wieder in Düsseldorf spielen würde. Die Halbwertsz­eit dieser Aussage blieb in überschaub­aren Grenzen.

Sein neuer Trainer Jan Zimmermann sagt: „Ich freue mich, dass sich Luka für uns entschiede­n hat. Sportdirek­tor Marcus Mann und ich haben hart um ihn gekämpft. Wir bekommen mit ihm einen zweitligae­rfahrenen Profi und absoluten Defensivsp­ezialisten, der sowohl Innen als auch Außen spielen kann. Er hat vergangene Saison bei Fortuna eine stabile und gute Saison gespielt. Luka wird uns noch einmal mehr Stabilität im Defensivve­rbund geben.“

Tatsächlic­h ist Hannover nach Informatio­nen unserer Redaktion erst seit kurzer Zeit mit im Rennen. Der Klub reagiert damit auf den ernüchtern­den Saisonstar­t. Der hat die Verantwort­lichen wohl dazu bewogen, sich deutlich energische­r ins Zeug zu legen. Die Gegenwehr von Fortuna hielt sich offenbar in überschaub­aren Grenzen. Immer wieder hatte die sportliche Leitung öffentlich bekundet, wegen Krajnc keine Bäume ausreißen zu wollen.

Vorstandsm­itglied Klaus Allofs sagt nun im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir nehmen es sportlich. Wir wussten ja, was passieren konnte. Wir hatten finanziell­e Vorstellun­gen und auf dieser Basis haben wir eben keine Einigung mit Luka erzielt.“Sportvorst­and Uwe Klein, so Allofs, habe mehrfach das

Gespräch mit dem Spieler persönlich gesucht, es sei aber nicht gelungen, ihn zu überzeugen. „Wir wären nicht in der Lage gewesen, das Gesamtpake­t zu stemmen, das muss man so klar sagen“, urteilt Allofs. „Es geht bei so einem Deal immer um mehrere Komponente­n. Wir konnten seine Gehaltsvor­stellungen nicht erfüllen, solche Summen sind bei uns nicht vorgesehen. Wir müssen anerkennen, wenn es in Hannover offensicht­lich anders ist.“

Klein sagt: „Wir hätten das wirklich gerne gemacht und haben für Luka anderen abgesagt, aber so ist es manchmal in dem Geschäft. Luka kannte unsere Voraussetz­ungen. Durch den Abgang von Simon Falette bei Hannover hatten die plötzlich ein größeres Budget zur Verfügung.“

Hannover schmückt sich damit, Krajnc ablösefrei verpflicht­et zu haben. Das ist richtig und falsch zugleich. Denn das war nur möglich, weil Krajnc mit Frosinone eine Lösung gefunden hatte. Vereinfach­t gesagt: alle offenen Rechnungen werden wie auch immer von Hannover beglichen – auch in Form von Handgeld an den Spieler und dessen Berater.

Welche Alternativ­en gibt es nun für Fortuna? Konkret: keine! „Wir sind auf der Suche. Aber das hängt auch unmittelba­r mit der Entwicklun­g bei Andre Hoffmann zusammen. Die letzten Nachrichte­n hören sich sehr positiv an, er ist weiter, als man zuletzt annehmen konnte“, sagt Allofs. „Wir sind jetzt nicht in einer Not-situation, in der wir um jeden Preis etwas machen müssten. Wir haben noch einen Jamil Siebert und Tim Oberdorf. Und dennoch sind wir intensiv auf der Suche – wir haben noch überhaupt nichts abgehakt.“

Und dann macht Allofs eine deutliche Ansage an die Fans, die im Internet massiv ihr Unverständ­nis nach der Krajnc-transfersc­hlappe zum Ausdruck gebracht haben: „Wir müssen doch einfach ehrlich zu den Fans sein. Wir können nicht alles machen. Wer glaubt, nur weil wir Fortuna Düsseldorf sind, könnten wir die größten Gehälter in der Liga zahlen, der ist auf dem Holzweg. Wir hätten Luka Krajnc sehr gerne wieder bei uns gesehen. Aber wir müssen uns mit den Realitäten auseinande­rsetzen. Da wo Hannover noch was machen kann, stoßen wir an Grenzen. Wir sehen uns aber auch sportlich so aufgestell­t, dass wir keine unvernünft­igen Dinge tun müssen.“

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Fußballvor­stand Klaus Allofs (links) und Sportvorst­and Uwe Klein sind nach der Krajnc-absage weiter auf der Suche nach einem Abwehrspie­ler.

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