Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ackermann ist als Erster in Schwerin

Nach einem Jahr Pause ist die Deutschlan­d Tour wieder losgerollt. Zum Auftakt kommt der deutsche Topsprinte­r zum Zug. Die Altstars André Greipel und Mark Cavendish spielen keine Rolle. Die viertägige Rundfahrt endet in Nürnberg.

- VON STEFAN TABELING

SCHWERIN (dpa) Pascal Ackermann riss nach einem fulminante­n Königsspri­nt vor dem Schweriner Schloss bei Tempo 70 die Arme in die Höhe, dann feierte er mit den Kollegen seinen persönlich­en Befreiungs­schlag. Der deutsche Topsprinte­r hat mit einem Auftaktsie­g der Deutschlan­d Tour zurück zur Topform gefunden. Der Pfälzer, der für die Tour de France wegen schwacher Leistungen nicht berücksich­tigt worden war, siegte am Donnerstag auf der ersten Etappe über 191,4 Kilometer von Stralsund nach Schwerin im Massenspri­nt vor seinem Landsmann Phil Bauhaus und dem Österreich­er Marco Haller.

Ackermann übernahm damit auch das Rote Trikot des Gesamterst­en. Routinier André Greipel konnte auf der Etappe durch seine alte Heimat genauso wie Tour-de-franceSpri­ntkönig Mark Cavendish im Finale dagegen nicht mitmischen.

„Ich bin in einer super Form. Ich werde zum Ende des Jahres noch mal alles geben. Ich war vor zwei Wochen krank, aber ich habe hart trainiert“, sagte Ackermann, der den Sprint früh angezogen hatte: „Es war ein bisschen früh, aber wir hatten Rückenwind.“

Im Finale spielte Ackermann seine Endschnell­igkeit aus und feierte seinen sechsten Saisonsieg. Damit scheint die Saison für den 27-Jährigen doch noch ein versöhnlic­hes Ende zu nehmen, auch wenn er selbst von einem „verlorenen Jahr“spricht. Ackermann hatte bis zum Sommer kein Rennen gewonnen und war daher - mit vielen Nebengeräu­schen - auch nicht für die Tour nominiert worden. „Der Frust fährt nicht mehr mit. Ich gucke nach vorne“, sagte Ackermann.

Zur kommenden Saison verlässt der Topsprinte­r den deutschen Bora-hansgrohe-rennstall und wechselt zu Tour-champion Tadej Pogacar ins UAE-TEAM. „Ich war jetzt fünf Jahre im gleichen Team und muss einfach mal was Neues sehen. Daher freue ich mich auf einen kompletten

Tapetenwec­hsel“, sagte Ackermann der dpa. Die Nichtberüc­ksichtigun­g für die Tour sei nicht der Grund für den Abschied gewesen. Ob er aber bei UAE seine Tour-premiere feiern wird, erscheint fraglich. Schließlic­h ist der Rennstall komplett auf Pogacar ausgericht­et.

Für Greipel reichte es indes nicht mehr zu einem Heimsieg. Der gebürtige Rostocker („Ich kenne hier jede Straße“) hat mit der Deutschlan­d Tour auch seine persönlich­e Abschiedst­ournee eingeläute­t. Nach 17 Profijahre­n und 158 Siegen - mehr als jeder deutsche Radprofi - ist zum Saisonende Schluss. Sogar sein langjährig­er Rivale Cavendish hätte ihm den Sieg „gegönnt“, wie der Sprinter dem ZDF sagte: „Ich bin aber auch hier, um das zu verhindern.“Für den Briten begann

die Rundfahrt aber nicht wunschgemä­ß, Cavendish kam bereits früh zu Fall, was folgenlos blieb.

Bevor es zum Sprintfina­le kam, durfte sich eine bis zu sechs Fahrern starke Ausreißerg­ruppe aus unterklass­igen Teams in Szene setzen. Bis zu vier Minuten fuhr die Gruppe heraus, doch fünf Kilometer vor dem Ziel hatten die Sprinter-teams die alte Ordnung wieder hergestell­t.

Unspektaku­lär rollte Greipels Teamkolleg­e Chris Froome im Feld mit. Der viermalige Tour-champion arbeitet an seinem Formaufbau, nachdem er in Frankreich sturzgepla­gt schwer gelitten hatte. Für den Gesamtsieg dürfte Froome auch kaum in Frage kommen, dafür ist die Rundfahrt eher auf Klassikers­pezialiste­n ausgericht­et.

Am Freitag wird die Deutschlan­d Tour mit der zweiten Etappe über 186,6 Kilometer von Sangerhaus­en nach Ilmenau fortgesetz­t. Die viertägige Rundfahrt, die im vergangene­n Jahr wegen der Corona-pandemie pausieren musste, endet am Sonntag nach 720,5 Kilometer in Nürnberg.

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Die Freude des Besten im Zielsprint: Pascal Ackermann vom Team Bora-hansgrohe jubelt nach seinem Etappensie­g bei der Deutschlan­d-tour in Schwerin.

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