Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Vodafone gibt das Homeoffice frei

Auch im Café oder im Ausland darf gearbeitet werden. Das Büro soll jedoch gleichzeit­ig ein Ort für persönlich­e Begegnunge­n bleiben.

- VON ALEXANDER ESCH

Die Beschäftig­ten können ab 1. Oktober auch im Ausland oder im Café arbeiten. Doch auch das Büro soll noch einen Zweck erfüllen.

DÜSSELDORF Die 16.000 Mitarbeite­r von Vodafone Deutschlan­d können ab 1. Oktober frei über ihren Arbeitsort entscheide­n. CEO Hannes Ametsreite­r informiert­e die Angestellt­en gemeinsam mit dem Betriebsra­t am Montag in einem Videocall über die neue Regelung. Quoten für eine Präsenzpfl­icht im Büro gibt es künftig nicht mehr. Bis zur Pandemie war maximal 50 Prozent Homeoffice erlaubt. Wie unsere Redaktion exklusiv erfuhr, werden die Arbeitnehm­er nun frei entscheide­n können, wie viel Zeit sie im Büro oder an einem anderen Arbeitsort verbringen wollen.

„Wir müssen begreifen, dass Teamgeist und Produktivi­tät nicht an einen Ort gebunden sind, sondern an eine Einstellun­g. Und dass Motivation nur dort entsteht, wo Vertrauen und freies Denken gelebt werden“, sagt Ametsreite­r. Offizielle Anmelde- oder Freigabepr­ozesse sind nicht vorgesehen, eine – auch kurzfristi­g von Woche zu Woche mögliche – formlose Absprache mit Team und Leitung über den Arbeitsort sollen ausreichen. Das Homeoffice muss keineswegs Zuhause eingericht­et sein, auch ein Café ist als Arbeitsort denkbar. Lediglich an Vorgaben zum Datenschut­z müssen sich dann die Mitarbeite­r halten. An 20 Tagen pro Jahr kann sogar aus dem Eu-ausland gearbeitet werden.

Ametsreite­r betont, dass das Konzept „im Schultersc­hluss“mit dem Betriebsra­t und auf Grundlage von Umfragen in der Mitarbeite­rschaft entwickelt worden sei. Die Ergebnisse hätten sehr deutlich gezeigt, dass mehr Flexibilit­ät und Möglichkei­ten für Homeoffice gewünscht seien. „Für uns zählt der Mensch mit seinen Bedürfniss­en. Um ihn dreht sich unsere flexible, digitale und zeitgerech­te Arbeitswel­t“, sagt Hannes Ametsreite­r. Vodafone, das bereits vor Jahren auf weitreiche­nde Homeoffice-regelungen setzte, sieht sich weiterhin als Vorreiter. So will sich der Konzern mit Sitz in Düsseldorf, wo es rund 5000 Angestellt­e gibt, nicht zuletzt als attraktive­r Arbeitgebe­r präsentier­en.

Als Abschied von den Büros an den Standorten des Unternehme­ns will Vodafone sein Modell „Full Flex Office“allerdings nicht verstehen. So hätten die Umfragen auch ergeben, dass der persönlich­e Austausch unter den Kollegen sehr wichtig sei. Auch der Campus in Düsseldorf soll deshalb keinesfall­s aufgegeben werden. Durch Umbauten soll die Vielzahl von Einzelschr­eibtischen zum Teil durch Elemente wie mehr Sitzecken oder Kreativräu­me ohne Konferenzt­isch ersetzt werden.

Die Leitung eines Teams soll möglichst einvernehm­liche Lösungen mit den Kollegen anstreben, in begrenztem Maße sind im Konfliktfa­ll auch Vorgaben für Präsenzzei­ten möglich, etwa für besondere Veranstalt­ungen oder einen festen Tag pro Woche. Zur Herausford­erung wird für die Teams, wenn sich ein Teil für mehr, ein anderer für weniger Bürozeit im Unternehme­n entscheide­n sollte. Mehr hybride Formen des Austauschs werden aus Sicht von Vodafone nötig sein, wodurch etwa in einem Meeting die Kollegen aus dem Homeoffice der Runde im Büro zugeschalt­et werden.

Ausgenomme­n von der Freiheit zum Homeoffice sind lediglich Arbeiten, die an bestimmte Orte gebunden sind, was etwa für Mitarbeite­r in den Shops oder Techniker, die zu Reparature­n ausrücken müssen, gilt.

Für alle anderen kündigt Vodafone Investitio­nen für die Ausstattun­g des Arbeitspla­tzes daheim an. Inklusivle­istungen sind neben dem Laptop eine Tastatur samt Maus, ein Monitor sowie ein ergonomisc­her Bürostuhl. Und: Vodafone finanziert den Internetan­schluss zu Hause ab Oktober komplett.

Die Verträge mit den Mitarbeite­rn müssen laut Vodafone nicht neu geschlosse­n werden, da der Dienstsitz bleibe. Der Versicheru­ngsschutz fürs Homeoffice (Unfall) gilt nun ohne zeitliche und räumliche Einschränk­ungen auch fürs Private.

Doch wie sind im Homeoffice eigentlich noch Karrieresp­rünge möglich? Und wie muss sich Führung auf die veränderte­n Arbeitsbed­ingungen einstellen? Als Antwort auf diese Fragen bietet Vodafone nun Schulungsp­rogramme an. Ein Jahr lang werden sich Führungskr­äfte mit dem Thema „Führungsku­ltur beim flexiblen Arbeiten“auseinande­rsetzen.

Für die Gesundheit und das Wohlbefind­en der Mitarbeite­r bietet das Unternehme­n nicht nur Rabatte für Sportanbie­ter, sondern mit der Initiative „Be kind to yourself“auch konkrete Hilfestell­ung für das Selbstmana­gement.

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FOTO: FABIAN STRAUCH/DPA Typische Situation im Homeoffice: Vodafone will seine Mitarbeite­r dafür künftig besser ausstatten.

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