Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wenn Menschen Wildschwei­ne füttern

Während der Pandemie kommen mehr Menschen in den Garather Forst, werfen Abfall in den Wald oder füttern die dortigen Wildschwei­ne. Das kann gefährlich werden, da die Tiere so ihre Scheu vor dem Menschen verlieren.

- VON BIRGIT WANNINGER

Der Garather Forst ist in der Pandemie beliebter geworden – und viele Besucher füttern die Wildschwei­ne. Das kann gefährlich werden.

GARATH Der imposante Keiler kam immer näher. Dann biss das Wildschwei­n mit einem Mal zu. Und der Mann, den Dankwart von Dörnberg wenig später am Boden liegend am Kapeller Feld entdeckte, war schwer verletzt und musste ins Krankenhau­s gebracht werden.

Der Verwalter der Burgdorff`schen Forstverwa­ltung in Garath erinnert sich noch genau an den Vorfall, der sich vor rund fünf Jahren ereignet hat. Und in diesem Zusammenha­ng berichtet er auch von der angriffslu­stigen Bache, die ihre Frischling­e verteidigt­e, als eine Frau immer näher kam, um die süßen, gestreifte­n Jungtiere zu füttern. Die Bache glaubte, ihr Nachwuchs sei in Gefahr. „Solche Vorfälle können jederzeit wieder passieren“, sagt der Förster. Er ist besorgt und warnt Spaziergän­ger eindringli­ch davor, die Tiere zu füttern.

Am Randgebiet des Waldes hat er zahlreiche Schilder an den Maschendra­ht befestigt, auf denen „Füttern verboten“steht. Doch manche Leute kümmerten sich nicht darum, und das macht von Dörnberg wütend – denn die Tiere, die auf der anderen Seite des Zauns leben, können für Menschen durchaus gefährlich sein.

Gerade zu Corona-zeiten sind, wie überall in Naherholun­gsgeboten, mehr Spaziergän­ger unterwegs. Das freut den Verwalter, weil die Menschen mehr Natur genießen. Das Verhalten vieler Waldbesuch­er macht ihn aber auch wütend, da sie ihren Müll liegen lassen oder wegschmeiß­en. Zwei Riesencont­ainer habe er schon voll mit Müll abtranspor­tiert. Dosen, Flaschen, Klamotten liegen auf oder nahe der Wege. Gebrauchte Masken und Verpackung­smaterial findet er auch am Wildschutz­zaum. Den hat von Dörnberg nahe dem Wohngebiet angelegt, damit die Wildschein­e nicht aus dem Gelände rauskommen. Ein Schutz für Mensch und Tier. „Ich weiß auch nicht, was den Leuten einfällt, einfach die Speiserest­e dort hinzuschme­ißen oder Abfall, der eigentlich in die Biotonne gehört.“Schlimmer noch: „Manch einer schmeißt einfach Lebensmitt­el mit Verpackung weg.“Auch Nudeln seien immer wieder sehr beliebt, meint er sarkastisc­h.

Ob aus falsch verstanden­er Tierliebe oder nur, um Reste zu entsorgen, der Unrat bietet ein großes Gefahrenpo­tential fürs Wild. Zum einen nehmen die Tiere Plastik zu sich. Zum anderen befinden sich Viren und Bakterien in den Essensrest­en, die für den Menschen ungefährli­ch sind – nicht aber für die Tiere. Während die Rehe im Forst fein selektiere­n, sind die Wildschwei­ne

Allesfress­er – egal was es ist, nehmen sie zu sich. Gerne werden sie auch von Spaziergän­gern gefüttert – und verlieren dadurch die natürliche Scheu vor dem Menschen. Der Nachwuchs warte manchmal in der Nähe des Zaunes, um Futter zu bekommen. Doch das Anfüttern helfe dem Tier nicht. „Es gibt genug zu fressen“, erklärt der Förster

„Außerdem darf man nie vergessen: Aus den süßen kleinen Frischling­en werden wilde Keiler“, sagt von Dörnberg. Das beste für Mensch und Tier sei, das Füttern zu unterlasse­n.

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FOTO: DPA Schon mehrfach haben Wildschwei­ne im Garather Forst unvorsicht­ige Menschen angegriffe­n, wenn diese etwa den Frischling­en zu nahe kamen.

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