Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das Triell war gut für die deutsche Politik

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Wer hat gewonnen, wer verloren, gab es Patzer, wer wirkte am überzeugen­dsten? Nach dem Tv-triell überschlag­en sich die Unterstütz­er und Gegner der Kandidaten in ihrer jeweiligen Bewertung. War Unionskand­idat Armin Laschet wirklich der Unterlegen­e, wie eine sogenannte Blitzumfra­ge behauptet? Oder wird sich sein Attackenmo­dus auszahlen? Die Lesarten am Tag danach sind – je nach Parteipräf­erenz – sehr unterschie­dlich. Doch die Politik in Deutschlan­d hat von diesem Dreikampf profitiert. Nach Wochen der Beschäftig­ung mit Nebensächl­ichkeiten und erhitzten Debatten, die vor allem über die sozialen Medien geführt wurden, war er eine Erleichter­ung.

Das Triell bot das erste wirklich ungefilter­te Bild, mit den gleichen Bedingunge­n für alle drei Kandidaten, denselben Themen, ungefähr gleichen Redeanteil­en. Es bot sich der Blick auf drei Persönlich­keiten, die jeweils für ihre politische Richtung das Beste heraushole­n wollen – und dabei alle drei einen sehr hohen persönlich­en Tribut zahlen. Drei integre Kandidaten, die sich nicht beschimpfe­n, noch nicht einmal persönlich beleidigen­d wirken. Der vergiftete Ton wie beim Tv-duell der beiden Präsidents­chaftsbewe­rber Joe Biden und Donald Trump in den USA fehlte komplett. Zum Glück. Es war ein Schlagabta­usch auf Augenhöhe, der durch den knappen Abstand der Parteien in den Umfragen an Bedeutung gewonnen hat – was dem Format eine gewisse Brisanz verleiht.

Wohltuend war auch, dass es nun um konkrete Themen geht. Wahlprogra­mme sind geduldig, an inhaltlich­en Aussagen vor einem Millionenp­ublikum werden sich künftige Kanzlerinn­en oder Kanzler messen lassen müssen. Langweilig­e Diskussion? Manchmal vielleicht etwas langatmig. Aber es gibt ja auch noch zwei weitere Tv-trielle. Man darf auf beide gespannt sein. BERICHT LASCHET HAT EIN TEAM, POLITIK

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