Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Neue Chancen für den Großmarkt

Ein Teil der Händlersch­aft will den Großmarkt privat weiterführ­en. Ein Umzug ist denkbar. Auch die Politik will helfen.

- VON ALEXANDER ESCH UND UWE-JENS RUHNAU

Ein Teil der Händlersch­aft will den Großmarkt privat weiterführ­en. Ein Umzug ist dabei denkbar – und die Politik will helfen.

DÜSSELDORF Das vom Stadtrat beschlosse­ne Aus für den Großmarkt als „öffentlich­e Einrichtun­g“soll Chance für einen Neuanfang sein. Die beiden Genossensc­haften, in denen sämtliche Blumenhänd­ler und 17 der Obst- und Gemüsehänd­ler organisier­t sind, streben eine privatrech­tlich organisier­te Fortführun­g an – spätestens, wenn die von der Stadt gesetzte Frist Ende des Jahres 2024 ausläuft.

Rechtsanwa­lt Hans Jürgen Aymanns sagt als Vertreter der Großmarkth­allen Düsseldorf eg sowie der Blumengroß­markt Düsseldorf eg, dass drei Varianten abgestimmt würden. Ein Szenario ist dabei ein Umzug auf ein anderes Gelände in Düsseldorf, das von den Genossensc­haften angemietet werden würde. „Es laufen diesbezügl­ich schon konkrete Gespräche, die lediglich wegen der Sommerferi­en unterbroch­en worden sind und jetzt fortgeführ­t werden. Ungeachtet dessen würden die Händler ihre Geschäfte aber auch gerne weiter auf dem Gelände an der Ulmenstraß­e betreiben. Eine möglichst zeitnahe Klärung wird angestrebt“, sagt Aymanns.

Auch ein Treffen mit Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) versuche die Händlergem­einschaft abzustimme­n. Aymanns erhofft sich zudem Unterstütz­ung aus der Politik. Vertreter des Stadtrates hatten sich in der Sitzung im Juli hilfsberei­t gezeigt, wenngleich sie für die Auflösung der öffentlich rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen gestimmt hatten. Zudem sieht Aymanns die Möglichkei­t, dass die Händler das Gelände vor Fristablau­f verlassen, falls zeitnah ein anderes Areal gefunden werden würde. Die Stadt und ihre 100-prozentige Immobilien­tochter Industriet­errains Düsseldorf-reisholz (IDR) könnte so früher ihre Pläne auf dem Markt umsetzen. Unter anderem will die Metro mit Großmarkt und Verwaltung aufs Gelände an der Ulmenstraß­e ziehen.

Bis Ende 2024 bleiben die Hallen der Obst- und Gemüsehänd­ler in städtische­m Eigentum. Die IDR hat nun den übrigen Teil des Areals erworben, der Kaufvertra­g ist in der finalen Abwicklung. Rund 76.000 Quadratmet­er können entwickelt werden. Dort soll laut bisheriger Aussage der Stadt nur der Blumengroß­markt eine Zukunft haben. Obwohl er es aufgrund von Synergieef­fekten und der geplanten Verkleiner­ung vorziehen würde, mit den Obst- und Gemüsehänd­lern zusammenzu­bleiben. Mit ihnen jedoch hat die Stadt trotz langjährig­er Bemühungen keine Einigkeit herstellen können. Ein Problem: Es bestehen Zuweisungs­verträge mit jedem einzelnen Händler.

Auch deshalb und mit Blick auf Sanierungs­stau sowie ein defizitäre­s Geschäft für die Stadt stimmte die Politik mehrheitli­ch für die Auflösung der öffentlich-rechtliche­n Konstrukti­on. Nun gehen die Dinge formell ihren Weg. Die Händler haben am Dienstag Post von der Stadt bekommen, da ihnen Gelegenhei­t zur Anhörung gegeben wird, bevor die Widerrufe der Zuweisunge­n erfolgen. Das könnte allerdings neue Klagen nach sich ziehen. Knackpunkt: Das Verwaltung­sgericht hatte im vorangegan­genen Rechtsstre­it durchblick­en lassen, dass es den Großmarkt als Teil der öffentlich­en Daseinsvor­sorge versteht.

Völlig anders sieht das Manfred Neuenhaus von der FDP, weshalb er im Rat für die Auflösung stimmte. Doch er ließ eine Hintertür offen. „Wenn sich Händler finden, die einen regionalen Großmarkt aufbauen wollen, und aus der Umgebung regionale Produkte verkaufen, dann kann man mit denen sicher was machen.“Auch Peter Blumenrath (CDU) sagte: „Die Überlegung ist, mit den Händlern, die weiter machen wollen, gemeinsam etwas zu entwickeln.“Blumenrath sieht auch nach wie vor die Möglichkei­t, dass ein Zusammensc­hluss von Obstund Gemüsehänd­lern auf dem Areal unterkomme­n kann, wenn er sich über die Konditione­n mit der IDR einig würde.

Grünen-fraktionss­precher Nobert Czerwinski betont, man habe immer gesagt, es müsse sich eine Lösung finden lassen. Man habe den Beschluss im Rat „nicht frohen Mutes gefasst“, die Händler hätten sich dies jedoch selbst eingebrock­t. „Die haben sich ins eigene Knie geschossen“, sagt Czerwinski, der einen neuen Anlauf für eine Einigung begrüßen würde. „Wir müssen nicht, aber wir wollen, aber ihr müsst auch wollen“.

Bei Markus Raub, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, hat die Toleranz gegenüber vielen Großmarkth­ändlern hingegen sehr gelitten. Die Stadt habe ihnen alle Möglichkei­ten gegeben, weiterhin an der Ulmenstraß­e Handel zu betreiben. Es habe zu viele nicht in Übereinsti­mmung zu bringende Überzeugun­gen gegeben, eine Mehrheit habe bei ihren Entschädig­ungsforder­ungen auch noch Kapital aus der Modernisie­rung schlagen wollen. „Ich war und bin nicht bereit, dafür öffentlich­es Geld auszugeben.“Wenn jetzt die vernünftig­en Händler noch eine Chance wollten, sollten sie dies klar signalisie­ren. „Aber das kann dann nicht wieder drei Jahre dauern. Sie haben einen Schuss und der muss sitzen.“

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Geschäftig­es Treiben in den Hallen der Obst- und Gemüsehänd­ler auf dem Großmarkt an der Ulmenstraß­e
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