Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Datenschut­zbeauftrag­te kritisiert Us-firmen und Landesbehö­rden

- VON VIKTOR MARINOV

DÜSSELDORF Die Nrw-datenschut­zbeauftrag­te Bettina Gayk kritisiert die Übermittlu­ng personenbe­zogener Daten durch US-UNternehme­n. Das betreffe etwa Anwendunge­n für Videokonfe­renzen, die in der Pandemie besonders beliebt sind. „Viele Anwendunge­n basieren auf Dienstleis­tungen von US

Unternehme­n und unterliege­n dem Zugriff der dortigen Sicherheit­sbehörden“, sagte Gayk bei der Vorstellun­g des jährlichen Berichts ihrer Behörde. Das betreffe europaweit sehr viele Anwender, darunter auch die Schulen. „Das ist faktisch ein Bereich, in dem wir tolerieren, dass rechtswidr­ig gearbeitet wird.“

Die Bilanz der Datenschut­zbeauftrag­ten für das Jahr 2020 fiel gemischt aus. Es habe wegen der Pandemie einen „Quantenspr­ung bei der Digitalisi­erung vieler öffentlich­er Stellen in NRW“gegeben. Dieser Wandel führe aber zu Fragen und Problemen beim Datenschut­z.

Einen großen Beratungsb­edarf habe das Thema Homeschool­ing ausgelöst. Es sei nicht zulässig, dass IT- und Internet-unternehme­n personenbe­zogene Daten in die USA übermittel­n, obwohl sie diese nicht vor einem Zugriff der Sicherheit­sbehörden schützen könnten. Das betreffe nicht nur die Schulen. „Microsoft stattet fast die ganze Verwaltung in Deutschlan­d aus und die meisten Unternehme­n“, sagte Gayk. Sie forderte, dass die Unternehme­n datenschut­zgerechte Produkte für den europäisch­en Markt anbieten. Auch die Behörden in NRW haben offenbar Nachholbed­arf, vor allem beim Thema Informatio­nsfreiheit. „Bei manchen öffentlich­en Stellen herrscht noch die alte Geheimnisk­rämerei“, kritisiert­e Gayk. Als Beispiel nannte er die Anfrage bei einer Kommune, wie viele Kontrollen sie zu der Bettensteu­er durchgefüh­rt habe: „Die Kommune hat sich mit dem Steuergehe­imnis, mit personenbe­zogenen Daten, mit Betriebsge­heimnissen herausgere­det. Am Ende haben sie verraten, dass es vier Kontrollen gab. Das ist nicht viel, das wollte man wahrschein­lich nicht zugeben.“Häufig mauerten die Behörden bei Kooperatio­nen mit dem privaten Sektor, etwa beim Thema externe Beratungsk­osten. „Die Bürger in NRW sollen ihrer Verwaltung auf den Zahn fühlen können“, sagte Gayk.

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