Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Lufthansa hofft auf Öko-kerosin
Durch diesen Vorstoß will Konzernchef Spohr Flüge klimaneutral machen und Co2-abgaben sparen.
FRANKFURT Um sich der immer härteren Kritik an der Belastung des Klimas durch die Luftfahrt entgegenzustemmen, dringt die Lufthansa darauf, dass die Produktion von synthetischem Kerosin sehr schnell deutlich erhöht wird. Unter anderem auch angetrieben von den Deutschen, will der Weltluftfahrtverband Iata im Oktober eine entsprechende Initiative in Boston vorstellen. Das sagte LufthansaChef Carsten Spohr in der Frankfurter Konzernzentrale bei einem Gespräch mit Journalisten.
Ziel des Vorhabens soll es sein, dass in einer oder mehreren Regionen mithilfe von Solar- oder Windenergie Kerosin so hergestellt wird, dass es bei der Produktion genauso viel CO2 aus der Atmosphäre entnimmt, wie dann beim Verbrennen wieder ausgestoßen wird. Spohr, ein Wirtschaftsingenieur, machte klar, dass die Politik sich genau überlegen müsse, wie sie einen höheren Einsatz von solch „grünem“Treibstoff dann fördere. Aktuell verbrenne die Lufthansa selbst als größte Nutzerin von synthetischem Kerosin in Europa pro Jahr eine Menge von 10.000 Tonnen. Das würde reichen, um 100 große Jets von Deutschland nach Nordamerika fliegen zu lassen, andererseits führe allein die Lufthansa in normalen Zeiten so viele Flüge an nur einem Tag über dem Nordatlantik durch.„wir brauchen also noch einen enormen Fortschritt, um voranzukommen“, so Konzernchef Spohr.
Scharf wehrte er sich gegen Überlegungen, dass die EU einseitig festlegen könnte, das teurere synthetische Kerosin bei Abflügen ab Europa in großen Mengen beizumischen. Denn dann würde drohen, dass Airlines Langstreckenflüge nach Asien abwickeln, indem sie zuerst einen relativ kurzen Zubringerflug nach Istanbul oder Dubai anbieten, um ab dort dann mit billigem traditionellen Kerosin weiter zu fliegen. „Wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen.“Airlines außerhalb der EU dürften Regeln zum Einsatz von grünem Kerosin nicht einfach ausweichen können.
Spohr zeigte sich erfreut, dass der Konzern diesen Sommer bereits wieder rund halb so viele Passagiere wie im Jahr 2019 vor der Krise hatte. „Wir glauben, auf dem richtigen Weg zu sein“, ergänzte er. Nun rechne er aber mit einem „langen, kalten Winter“, bei dem die Buchungszahlen wohl wieder abrutschen könnten, auch weil weiter unklar ist, wann die USA wieder die Grenzen öffnen.
Der Vorstandschef begrüßte, dass die Bundesregierung angekündigt hat, ihre Beteiligung an Lufthansa von 20 Prozent um maximal ein Viertel zu reduzieren. „Der Steuerzahler verdient dabei gut“, sagte er. Denn der Bund erhielt seine Papiere zu einem viel niedrigerem Preis, als er nun erlösen kann. Nun will der Vorstand eine Kapitalerhöhung wagen, um mit dem dann eingenommenen Geld teure Kredite der Bundesregierung abzulösen. Dann hätte die Kranich-airline auch die Möglichkeit, am Ende der Pandemie andere Airlines zu übernehmen, was ihr von der EU verboten wurde, solange Lufthansa Staatshilfe erhält. Spohr: „Wir sind als eine der fünf führenden Airlines der Welt in diese Krise hineingekommen. Nun wollen wir als eine der Top-5-airlines wieder da herauskommen.“