Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mehr als 90 Prozent der Eishockey-profis sind geimpft

- VON BERND SCHWICKERA­TH

DÜSSELDORF Nur ein Spiel war ausgefalle­n, am Ende gab es einen Meister und das Wichtigste: Kein Klub musste aus finanziell­en Gründen die Segel streichen. Die Notsaison 2020/21 der Deutschen Eishockey-liga (DEL) hatte funktionie­rt, aber sie war ein „Kraftakt“, sagte Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke am Dienstag. Das galt nicht nur wirtschaft­lich ohne Hallenpubl­ikum, das galt auch für die Spieler. Die mussten sich über Monate mehr oder weniger von der Außenwelt abschotten und wurden mehrmals pro Woche getestet.

Wenn am 9. September die neue Saison beginnt, soll das „entspannte­r“laufen, wie Tripcke ankündigte. Regelmäßig­e Tests gibt es immer noch, aber weniger als in der Vorsaison, zumindest für die Spieler, die den vollen Impfschutz gegen das Coronaviru­s haben. Das sind laut der DEL „mehr als 90 Prozent“. Selbst wenn innerhalb eines Teams Coronafäll­e auftreten, sollen Geimpfte nicht automatisc­h in Quarantäne müssen, hofft Tripcke.

Derzeit wirbt die Liga fürs Impfen. Es gibt Videoclips, in denen Spieler aller 15 Teams dazu aufrufen, bei vielen Klubs sind bei Spielen oder anderen Events mobile Impfteams für die Fans vor Ort. Mehr als bitten kann die Liga aber nicht, auch nicht das eigene Personal. Von der DEL gibt es lediglich vorgeschri­ebene Tests, eine Impfpflich­t aber genauso wenig wie in den meisten anderen Branchen. Tripcke hofft dennoch, dass sich auch die letzten Ungeimpfte­n noch umentschei­den.

In Nordamerik­a ist das anders. Dort wird zwar noch verhandelt, aber die NHL ließ über Vize Bill Daly bereits verlauten: „Wir glauben, dass alle Spieler geimpft werden sollten.“Was mit denen passiert, die sich weigern, ist noch nicht bekannt. Und auch in der DEL ist das nicht so einfach. Natürlich könne man Angestellt­e „als Arbeitgebe­r immer freistelle­n“, sagt Tripcke. Gerade im Teamsport könne man sagen, dass einem das Risiko zu groß ist. Der ERC Ingolstadt nahm laut der „Eishockey News“jüngst einen ungeimpfte­n Spieler nicht mit ins Trainingsl­ager. Aber dann stellten sich weitere Fragen, sagt Tripcke: „Bekommt er Geld? Kann er gekündigt werden?“Das sei in der EU anders als in Nordamerik­a, wo ein anderes Arbeitsrec­ht herrscht und es zwischen Liga und Spielern einen Tarifvertr­ag gibt.

Mit solchen Fällen werden sich bald Gerichte beschäftig­en müssen. Das sei aber „nicht eishockeys­pezifisch“, sagt Tripcke, das gehe alle Branchen an. Eine Impfpflich­t ist in der DEL also mindestens vorerst nicht zu erwarten.

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