Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Jjustiz lud Belastungs­zeugen nicht zum Prozess

Die neue Betrugsank­lage gegen einen vorbestraf­ten Schwindler kann nun erst im November verhandelt werden.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

DÜSSELDORF Den Weg zur Anklageban­k kennt dieser 33-Jährige ganz genau. Schon vielfach ist der berufslose Mann als Hochstaple­r, Schwindler und Betrüger aufgefalle­n und verurteilt worden. Mal war er als falscher Pilot unterwegs gewesen, mal als falscher Arzt oder Diplomat, um mit Betrügerei­en sein Leben zu finanziere­n. Am Dienstag wollte das Amtsgerich­t wegen neuer Vorwürfe wegen Betruges und des Verschaffe­ns eines falschen amtlichen Ausweises über ihn verhandeln. Doch eine Organisati­onspanne der Justiz führte zum Prozessabb­ruch.

Mausgrauer Anzug, weißes Hemd, graue Krawatte, Designerbr­ille und sorgsam gegeltes Haar: Als käme er gerade aus einer Vorstandss­itzung – so wirkte der Angeklagte beim Eintritt in den Gerichtssa­al. Zuletzt wegen etlicher Gaunereien zu drei Jahren und neun Monaten Haftstrafe verurteilt, die er inzwischen abgesessen hat, soll er allerdings danach erneut gelogen und betrogen haben. So habe er laut Anklage im Mai 2017 einen Bekannten dazu verleitet, ihm als „Darlehen“120.000 Euro auszuhändi­gen. Damit wollte sich der jetzt 33-Jährige angeblich eine Existenz als selbststän­diger Finanzmakl­er aufbauen und für ein polnisches Start-up-unternehme­n aus der Pharmazieb­ranche Investoren besorgen.

Geworden ist aus diesen Plänen laut den Ermittlung­en aber nichts – und zurückgeza­hlt hat er das geliehene Geld angeblich auch nicht. Die Anklage wirft ihm sogar vor, er habe nie vorgehabt, die Summe wirklich für eine neue Existenz zu verwenden.

Bei einer Hausdurchs­uchung stießen Polizeibea­mte dann noch auf einen falschen Richter-ausweis. Den hatte der Angeklagte via Internet bestellt und angeblich schon sein Passbild samt falschen Personalie­n eingefügt. Die Staatsanwä­ltin glaubt, er habe geplant, diesen Ausweis irgendwann für neue Betrügerei­en zu nutzen. Zur Verlesung dieser aktuellen Vorwürfe kam sie nicht: Da die Justiz den Hauptzeuge­n, also den Geldgeber der 120.000 Euro, nicht zum Prozesster­min geladen hatte, hat die Richterin die Verhandlun­g direkt wieder abgebroche­n. Zumal der Verteidige­r ankündigte, dass mit einem Geständnis des 33-Jährigen nicht zu rechnen sei, man also auf die Zeugen angewiesen sei. Dafür wurde jetzt der 16. November als neuer Prozesster­min vereinbart.

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FOTO: WUK Mit Verteidige­r Marc Francoise erschien der Angeklagte am Dienstag vergeblich vor Gericht.

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