Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Sternekoch liefert Box jetzt deutschlandweit
Im Lockdown zählte Volker Drkosch zu den Pionieren des Außerhaus-geschäfts. Jetzt liefert ein Unternehmen sein Menü aus.
PEMPELFORT Sein Restaurant war zwar geschlossen, doch es stapelten sich schon am ersten Tag des ersten Lockdowns die Verpackungen. Das war am 20. März 2020. Sternekoch Volker Drkosch war einer der Ersten, der in der Corona-pandemie auf den Außer-haus-verkauf und einen Lieferservice umstellte – mit einem Drei-gänge-menü. Und das ziemlich erfolgreich: Ab sofort liefert er sogar deutschlandweit, selbst in seiner Geburtsstadt im oberfränkischen Lauf an der Pegnitz könnten die rund 13.000 Einwohner sein Menü genießen.
Aber der Reihe nach. Der 51-Jährige zählt zu den Pionieren in Sachen Außer-haus-geschäft. „Ich habe in den vergangenen eineinhalb Jahren viel gelernt“, sagt er. Er denkt an das „unsägliche Styropor-geschirr“, das er anfangs benutzte. „Aber wir haben uns von März bis Sommer 2020 jede Woche neu definiert.“Für den Sternekoch war alles „Learning by doing“mit dem Ziel, jede Woche etwas Neues anzubieten. Immer ein Drei-gang-menü und vieles mehr, und es ging um Selbstoptimierung.
„Wir waren völlig chaotisch und überfordert, aber es hat dennoch immer funktioniert.“Doch schnell hat das kleine Team gemerkt, dass die normalen Arbeitszeiten nicht funktionieren. „Im zweiten Lockdown haben wir einen großen Sprung gemacht“, sagt Drkosch. Vorbereitung sei alles. Das Team hat sich neu erfunden, die Küche umgebaut, die Arbeitszeiten verändert. „In der zweiten Phase waren wir viel professioneller“, sagt der Sternekoch. Vor allem die Logistik war für ihn eine Herausforderung. So hatte das kleine Lokal Dr. Kosch an der Rossstraße mehr Bestellungen als es Sitzplätze gibt.
Schon früh in der Corona-krise hat er prophezeit, dass die Esskultur sich ändern werde. Und er hatte recht. Als die Restaurants endlich wieder öffnen durften, ging das Außer-haus-geschäft weiter. Nicht nur Pizza und chinesisches Essen laufen im Lieferservice gut – auch Gourmet-menüs. Das haben während des Lockdowns zahlreiche Gastronomen, auch der Spitzenklasse, festgestellt. Zudem darf Drkosch wegen der Abstandsregeln nicht jeden Tisch besetzen. Dadurch habe er rund 40 Prozent weniger Gäste wegen Corona und es fehle an Umsatz. Doch die Mitarbeiter mussten weiter bezahlt werden und die Kosten für Miete, Strom, Heizung blieben trotz weniger Einnahmen stabil.
Drkosch suchte nach einer Alternative. Also läuft der To-go-service weiter. Und dann kam Mitte Mai eine Mail des Start-up-unternehmens Voila aus Berlin. Bis zu ihm hatte sich herumgesprochen, dass Sternekoch Drkosch mit seinen Kochboxen sehr erfolgreich ist. Die junge Firma will Michelin ausgezeichnete Köche für sich gewinnen, um die kulinarischen Boxen deutschlandweit zu vertreiben. Drkosch wurde neugierig und schon am 21. Mai gab es den ersten persönlichen Termin. Jetzt gehört er zu zunächst acht Sterneköchen, die ihre Boxen kreieren, die dann von den Jungunternehmern Julius Wiesenhütter und Florian Berg ins heimische Esszimmer geliefert werden.
„Das Konzept gefiel mir, außerdem stehen solide Investoren hinter dem Projekt“, sagt Drkosch. Das System sei ganz einfach. Er bietet ein Menü mit vier Gängen (Kosten 124 Euro für zwei Personen) an. Aktuell gibt es gebratene Wildfanggarnele mit handgepflückter Holunderblüte, Vichyssoise von erfrischendem Sauerampfer, Drkoschs bekannte Umami-bolognese sowie Délice von grünem Matcha Tee, cremiger Mascarpone und Himbeeren. Und damit alles auf dem heimischen Esstisch genauso schön aussieht wie im Sternerestaurant, gibt es nicht nur eine Beschreibung, wie alles zubereitet wird, sondern zusätzlich ein Video und ein Audio, mit denen Drkosch jeden Arbeitsschritt detailliert erklärt.
Für das neue Modell hat Drkosch seinen Gesellschaftsraums umgestaltet. Hier stehen die mit Luftpolster ausgelegten Kartons bereit, in die das Essen kommt. Im überdimensionalen Gefrierschrank befinden sich Kühlbehälter, kurzum es gibt das gesamte Verpackungsmaterial. Drkosch und sein Team müssen nur noch kochen und verpacken.
Übers Internet können Feinschmecker ihr Menü bestellen. Annahmeschluss ist mittwochs um 20 Uhr. Die fertig gepackten Kisten holt ein Lieferservice donnerstags um 15 Uhr ab, freitags bis 12 Uhr sind sie dann beim Kunden. „Selbstverständlich ist alles frisch zubereitet und so verpackt, dass es gekühlt das ganze Wochenende genießbar ist“, sagt Drkosch, der von diesem Konzept begeistert ist. Aber bisher habe er maximal bis Opladen und Essen geliefert.